Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

den beiden unteren Schriftfeldern des Rah mens deutsch und französisch mit, daß in sei nem Gasthofe ,,zur größeren Bequemlichkeit der P. T. Reisenden, welche ihn mit geneig tem Zuspreche beehren, sowohl die Vidirung der Pässe als auch die Plätze zur Weiterreise auf den Eilwägen, Dampfschiffen u. der Ei senbahn pünktlich besorgt" werden. Auch Traximayrs Nachfolger, Jacob Burgstaller, der das Haus ,,Zum Bairischen Hof" umbenannte, benützte noch das gleiche Werbeblatt, nach dem er sich in Hafners Anstalt im Lithogra phiestein die notwendigen Textsteilen hatte verändern lassen (Exemplare im Linzer Stadtmuseum, Inv. Nr. 2822,2829 und 2830). Zu den renommierten Beherbergungs- und Gaststättenbetrieben zählte in Linz zur Bie dermeierzeit u. a. auch der an der Landstraße gelegene Gasthof ,,Zur Goldenen Kanone". Für diesen schuf in den vierziger Jahren der für Hafners Offizin tätige Lithograph Franz Pracher ein großes Reklameblatt mit der stra ßenseitigen Ansicht des Hauses (Exemplar des Oö. Landesmuseums, Inv. Nr. GAL II 86/1, Bildgröße 26 mal 45,7 cm). Von der „Goldenen Kanone" hat sich im Oberösterrei chischen Landesmuseum auch ein reizvoll ko lorierter Werbeprospekt erhalten (siehe die Abb. S. 1). Er bietet neben einer topogra phisch wertvollen, mit reicher figuraler Staf fage ausgestatteten Ansicht der Linzer Land straße gegen Süden, in der rechts im Vorder grund der Gasthof zu sehen ist, auch eine kleine Umgebungskarte, Daten zur Verkehrs lage der Landeshauptstadt und eine auf schlußreiche Aufzählung der,,Sehenswürdig keiten von Linz und der Umgebung". Es ist bezeichnend für die den Menschen je nes bürgerlichen Zeitalters innewohnende Freude an der Entdeckung und dem geruh samen Genießen der Naturschönheiten, vor allem der sich an bestimmten Aussichtspunk ten dem Auge darbietenden Rundblicke in weite Landschaften, wenn in diesem letztge nannten Verzeichnis bei der Nennung solcher örtlichkeiten in der engeren und weiteren Um gebung der Stadt Linz diesem Umstand be sondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. So spricht der Verfasser der langen Liste etwa bei der Nennung des von Erzherzog Maximilian d'Este im Zusammenhang mit seiner Turm linie um Linz im Jahr 1827 auf dem Freinberg erbauten Probeturm von der,,herrlichen Aus sicht auf dem Freynberge", erwähnt anschlie ßend den ,,Jägermayr mit der schönen Aus sicht" und die Wallfahrtskirche auf dem befe stigten Pöstlingberg mit ,,der weitesten Fern sicht", weist beim Badeort Kirchschlag auf die ,,herrliche Rundschau vom Breitenstein" hin und führt schließlich in der weiteren Umge bung das Bad Mühllacken mit der Ruine Oberwallsee an, ,,wo sich die herrlichste Aus sicht darbietet". Josef Hafner selbst und die als Mitarbeiter in seiner lithographischen An stalt tätigen Künstler Clemens Beständig und Josef Edlbacher haben in jener Zeit den Rundblick vom Freinberg in jeweils mehreren lithographischen Blättern, der letztere auch das Panorama vom Pöstlingberg in der Form eines in Leporelloform gefalteten Bildstreifens in derselben Technik künstlerisch festgehal ten. Die in der Stadt als Sehenswürdigkeiten ge nannten Kirchen und Ordensniederlassungen wie der Dom, die Klöster der Ursulinen, Elisa bethinen und der Barmherzigen Brüder, der Bischofshof und das Priesterseminar sowie die öffentlichen oder privaten Gebäude des profanen Bereiches wie beispielsweise das k. k. Taubstummeninstitut, das private Blindeninstitut, die Kleinkinderbewahranstalt, die ,,Bibliothek mit dem physikalischen Museum" (die heutige, damals vom Stift Kremsmünster venwaltete Bundesstaatliche Studienbiblio thek und das Museum Physicum des Jesui tengymnasiums), das ,,Vaterländische Mu seum" (heute Oberösterreichisches Landes museum), das ständische Theater und die Reitschule (im Theaterhof), das Landhaus, das Schloß, in dem damals das „k:k:Strafhaus" untergebracht war, die Schießstatt auf dem Schloßberg, der Hauptplatz mit der Drei faltigkeitssäule, die k. k. Teppichfabrik (Wol lenzeugfabrik), der Volksgartenpavillon liegen allesamt im Zentrum bzw. im engeren Umkreis des in jener Zeit flächenmäßig noch so kleinen Siedlungsgebietes der Landeshauptstadt, wie es uns viele biedermeierzeitliche Stadtansich ten aus Hafners Offizin zeigen. Als Ausflugsziele werden in unserem Ver zeichnis außer den bereits erwähnten in der näheren Umgebung u. a. genannt der,,Jäger am Kirnberg" (Kürnbergerwald), die Märkte Urfahr und Ottensheim sowie das Zisterzien serstift Wilhering, im weiteren Umkreis die Schlösser Wildberg und Riedegg, das Augu stinerchorherrenstift St. Florian mit der Kirche, der großen Orgel, der Bibliothek und Gemäl desammlung, das Benediktinerstift Krems münster mit Sternwarte, Bibliothek, Natura lienkabinett und Fischkalter, die St.-Laurenz-Kirche in Enns als ,,eine der ältesten Kir chen" und die Stadt Steyr ,,mit den Eisenge werken aller Art, Papier-Fabriken, Kupferhämer und der k:k:Gewehrfabrik". Für Eisen bahnfahrten empfiehlt schließlich die Liste als sehenswerte örtlichkeiten Zitzlau an der Mündung der Traun in die Donau, St. Magda lena ,,mit der Ansicht von Linz, des Donau spiegels und der norischen Alpen", Gmunden, Wels und Lambach mit Abstecher zum Traun fall (bei Roitham). Die oben genannte kleine Umgebungskarte und die hier wegen ihrer Stadt- und fremden- 'f JIM J tv^Vs: flrvO ci^x .'M 5 Titelseite der Speisen- und Getränkekarte des Gasthofes ,,Zum Goldenen Adler" in Linz (Inhaber: Theodor Atzet), Lithographie aus der iithogr. Anstalt Josef Hafner in Linz, Oö. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv.-Nr. GG 22 26

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