Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 2, 1983

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Gastliches Oberösterreich Helga Litschel Oberösterreichisches Kulinarium - Versuch einer Bestandsaufnahme 2 Dr. Hertha Schober Sommerspiele in Oberösterreich 11 Dr. Alfred Marks Oberösterreichische Werbegraphik der Biedermeierzeit im Dienst des Fremdenverkehrs 23 Elfrlede Prillinger Aus Gmundens Kurlisten, Gäste- und Tagebüchern - Beziehung und Auswirkung am Beispiel Miller-Aichholz und Brahms 29 Hans Pilz Oberösterreich bietet als Wanderland für jeden etwas 37 Denkmalpflege Dr. Dietmar Straub Der Maler und Restaurator Helmut Michael Berger 49 Landeskunde Dr. Walter Luger Vor 200 Jahren starb P. Maurus Lindemayr 59 Kunst der Gegenwart Hochschulprofessor Friedrich Neugebauer Gedanken über die Schrift 65 Dr. Erich Widder Das Werk der Malerin Teresa Stankiewicz in Oberösterreich 69 Bücherecke 77 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Kultur als Publikumsmagnet - Die Kulturförderung des Landes Oberösterreich und ihre Auswirkungen auf den heimischen Fremdenverkehr 81 WelsStadt der oberösterreichischen Landesausstellung 1983 Dr. Wilfried Lipp Wels - Stadtprosa Schwerpunktthema Heft 3/1983 Oberösterreichs Museen aktuell 91 Kuiturzeitschrift Oberösterreich 33. Jahrgang, Heft 2/1983 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: Oberösterreichischer Landesverlag Gesellschaft m.b.H., A-4020 Linz, Landstraße 41. ISSN 0253-7435 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Landstraße 41 Jahresabonnement (4 Hefte): S 380.-; Einzelverkaufspreis: S 98.-. (Alle Preise Inkl. 8% MWSt). Umschlag Krug, Gmundner Fayence, manganviolett gespritzt, Dekor mit Doppeladler und Passauer Mariahilf-Madonna (Türkenabwehrmadonna), Mitte 18. Jahrhundert, 00. Landesmuseum, Kunstgeschichtliche Sammlungen, Inv.-Nr. K 147. Foto: Nachlaß Max Eiersebner Gestaltung: Herbert Friedl Beilagenhinweise: Seit dem Jahr 1925 gestalten spielfrohe Bewohner des Marktes Frankenburg das Geschehen um das Frankenburger Würfelspiel Der beillegende Prospekt informiert Sie über die Aufführungstage im Juli und August 1983. * Das Ausstellungserlebnis 1983 ist die große Landesausstellung ,.Tausend Jahre Oberösterreich", die vom 29. April bis 26. Oktober in der Burg zu Wels veranstaltet wird. Es ist die einmalige Gelegenheit für jeden Oberösterreicher, sich mit der Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung seiner Heimat vom 10. bis zum 20. Jahrhundert vertraut zu machen. Ein Prospekt zur ober österreichischen Landesausstellung liegt diesem Heft bei. Er kann kostenlos beim Amt der Oö. Landesregierung, Kultur abteilung, A-4010 Linz, Promenade 37, Tel. 0 73 2/720/5493 angefordert werden. Das Schwerpunktthema „Gastliches Ober österreich" des Heftes 2/1983 unserer Zeit schrift ,,Oberösterreich" wird viele Leser im ersten Augenblick vermuten lassen, daß sie mit Wirtschaftsproblemen konfrontiert wer den. Die Redaktion versuchte jedoch, ihrer kulturellen Linie treu zu bleiben und,,Gastlich keit" nicht so sehr im Sinne der Fremdenver kehrswirtschaft zu betrachten, sondern sie als Teil unserer ,,Lebenskultur" darzustellen. Eine Fülle von Möglichkeiten bot sich an. Wie bei allen kulturellen Themenstellungen konnte auch diesmal nur eine Auswahl getroffen wer den. Die Redaktion dankt ihren Mitarbeitern für ihre Beiträge, die in jedem Einzelfall als Beispiele für ganze Themengruppen gewertet werden können. Die Fachsparten ,,Denkmalpflege", ,,Kunst der Gegenwart", „Landeskunde" nehmen diesmal nicht unmittelbar Bezug auf das Schwerpunktthema, zeigen aber doch Quer verbindungen auf, wenn zum Beispiel darge stellt wird, welch hohen Beitrag die Tätigkeit eines Restaurators für das Erscheinungsbild unseres Heimatlandes darstellen kann. Deutlich auf die Hauptthematik hat sich Lan deshauptmann Dr. Josef Ratzenböck mit sei nem Artikel ,,Kultur als Publlkumsmagnet" eingestellt. Es war sicherlich einmal notwen dig, den Einsatz von öffentlichen Förde rungsmitteln nicht nur unter dem nicht immer populären Gesichtspunkt der Subventionie rung zu betrachten, sondern ihn in seinen wirt schaftlichen Auswirkungen zu erkennen. Die Stadt der heurigen oberösterreichischen Landesausstellung - Wels - wird noch einmal vorgestellt. Symbolischen Charakter besitzt das Um schlagmotiv. Ein festlicher barocker Krug, Gmundner Fayence aus dem 18. Jahrhun dert, Beispiel alter Handwerkskunst, soll als Willkommensgruß verstanden werden. Abb. Seite 1: Werbeprospekt des Gasthofes „Zur Goldenen Kanone" in Linz (Inhaber: Thomas Bauer), Lithographie, zum Teil koloriert, aus der lithogr. Anstalt Josef Hafner in Linz um 1840, OD. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv.-Nr. GG 54. - Foto: Fr. Gangl

Kulturzeitschrift " ir.'' ■tAerm Aw. X-i ' cOWvMWV/^ j5 8 ^4///i4ytr'ifn^ Su^r*trt^. 9 Ijeondmg _ . . fl ' /J ^ y« ^^llj I J fiii tj. W i''' J-'i '?,int|tiii„f^r •'.' i M''' L » :'^ !fI' iV|l '^'"?'<h: 'j jsHilf ;i|iii>i!lÜ« jfji "' • Xuxma III I g.f.''AUa.A^ ^ W liastliof '/III' u^>l«tcn.eii, Kaiu^iic iu Liiisf!

Oberösterreichisches Kuiinarium Versuch einer Bestandsaufnahme Helga LItschei Das Land ob der Enns von der kulinarischen Seite her vorzustellen, scheint auf den ersten Blick eine einfache, glatte, runde Sache zu sein, ein „g'mahts Wieserl", wie der Ober österreicher sagt. Da hat man eben zu berich ten von G'selchtem, Kraut und Knödeln, von Bier und Most, von Unzer Torte und Ischler Krapferln, von noblen Restaurants und biede ren Landgasthäusern. So war es, so ist es, und so möge es bleiben. War es wirklich immer so? In den Reisetage büchern von Vincent und Mary Novelle, jenem Londoner Ehepaar, das Mozart fanatisch ver ehrte und Im Jahre 1829 eine ,,Wallfahrt zu Mozart" nach Salzburg und Wien unternahm, steht zu lesen, daß sie der Küche im Raum zwischen Straßwalchen und den Strengber gen so sehr mißtrauten, daß sie, wo immer sie einkehrten, sich ein Huhn braten ließen und es mit Salat verspeisten. Das war zwar eintönig, aber man wußte wenigstens, was man im Ma gen hatte. Über Linz schreibt Vincent: ,,Der Gasthof, wo wir zu Nacht aßen, war der schlechteste, den wir je gehabt, obwohl er für einen der besten im Orte galt, und das lästige Schnüffeln und die freche Neugier waren kaum zu ertragen". Und seine Mary stößt in dasselbe Horn; ,,ln Linz stiegen wir in der,Ka none' ab, wo der Wirt ein Narr und Hanswurst war". Nun, die Noveilos haben sicherlich über trieben, sie waren enttäuscht und luden ihren Arger in ihren privaten Notizen ab. Aber diese Ergüsse kratzen doch ein wenig an der Fas sade der,,noblen Restaurants", die es zwei fellos auch Im Oberösterreich des Biedermeier gab. Wie sah es mit den ,,biederen Landgasthäu sern" aus? Auch für sie sei ein Schlaglicht ge setzt. Es fällt auf ein Wirtshaus auf einem der Linzer Ausflugsberge und in eine Zeit rund hundert Jahre nach den Noveilos. In besagter Herberge pflegten an den Wochenenden jene Linzer einzukehren, die - kleine Angestellte und Beamte - nach Dienstschluß am Sams tagnachmittag hinaufgestiegen waren auf den Aussichtsberg, um den Sonntag bereits von aller Früh an in Gottes freier Natur genießen zu können. Am Abend aber saßen sie noch spät im Extrazimmer beisammen, rauchten und tranken. Das Extrazimmer hatte die treffende Bezeichnung ,,Omnibus", so eng standen Ti sche und Bänke. Die Stimmung war glänzend, man sang ,,Gstanzln", die auf der Gitarre-der ,,Klampfn" - begleitet wurden, und die Frau enzimmer verrührten ein paar Stück Zucker mit dem Moststössel, dem ,,Dirdldeitschek", im Glas, denn die herbe Landessäure war un gesüßt nur rauhen Männerkehlen zuzumuten. Und wenn einer ein Krügel Most, ein anderer eine Halbe Bier und ein Dritter eine Knack wurst besteilten, dann brachte der Wirt - ein Original, wie es heutzutage kaum noch denk bar Ist - den Most in der einen und das Bier in der anderen Hand. Die Knacker fingerte er aus der Hosentasche hervor, wo sie den Weg von der Kuchl bis zum „Omnibus" weich gebettet Die gute alte Zeit der oberösterreichischen Landgasthöfe! Erinnerungsfoto ,,Frz. Schilcher Seeauwirth zum weissen Rössl" in Bad Goisern. Heute ist dieses stattliche Bauwerk leider arg verwahrlost. Vielleicht findet sich im Zug des modernen Fremdenverkehrs eine Möglichkeit der Rettung. ■aap™«i 9edilisu- eniü.

Alois Greil (1841-1902), Entwurf zu dem Aquarell ,,Der Kegeltod", aquarellierte Blelstlftzelctinung, 00. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv.-Nr. Ha 2105. - Foto: Fr. Gangl - . -—r -r- ■- ^■Ül ÜÄ i i\ (i. EU « neben dem - keineswegs frischen - Schneuztüchl zurückgelegt hatte. Aber nicht einer der Gäste regte sich darüber auf; schließlich war die Knacker ja mit einer Wursthaut umhüllt, die man ohnehin entfernte, ehe man sich dem Genuß hingab. Soweit die - zugegeben kuri ose- Marginalie zum Thema ,,biedere Land gasthäuser". Woran lag es nun, daß die Gastronomie hier zulande einst nicht auf demselben hohen Ni veau stand wie etwa in Salzburg oder in Wien? Nun, Oberösterreich war eben kein Reise sondern ein Durchreiseland, das hoffähig ge wordene Salzkammergut mit dem angrenzen den Mondseeland ausgenommen. In den Märkten prunkten die Einkehrgasthöfe zwar mit prächtigen und originellen Wirtshausschil dern, aber diejenigen, die einkehrten, waren Fuhrleute mit geringen Ansprüchen an Kom fort und Küche. Das gleiche galt für die wan dernden Handwerksburschen. Ansonsten hatten höchstens noch der Schulmeister oder der Tierarzt, solange sie unbeweibt waren und sich keine Wirtschafterin leisten konnten, ih ren Mittagstisch im Wirtshaus. Richtig lebendig, ja zuweilen turbulent ging es in Landgasthäusern an Markttagen und nach der sonntäglichen Messe zu. Die Weiberleut freilich hatten daran keinen Anteil. Sie strebten mit den Kindern nach dem Kirchenbesuch dem häuslichen Anwesen zu, um das Mahl zu bereiten. Die Männer aber kehrten ein. Im Nu waren die,,Stuben" voll von Lärm und Rauch, es wurde heftig diskutiert, oft auch gestritten, man trank Most, den der Wirt selbst gepreßt hatte, und Bier, das von einer nahen, meist schon seit Jahrhunderten bestehenden Brauerei kam, und man gönnte sich eine Jau se: Würstl mit Senf und Kren oder Saft, ein Lüngerl, eine Leberwurst, eine Sulz oder eine Würstelsuppe, in der Grieskirchener Gegend auch ein saures Kronfleisch, im Innviertel ein Tellerfleisch oder ,,Saure Knödel", worunter man blättrig geschnittene Semmelknödel mit Resten von Gebratenem und Gesottenem, abgemischt mit Zwiebel, Salz, Pfeffer, Essig und öl versteht. Doch egal, wie lange der Dis put am Stammtisch auch dauerte, ordentlich gegessen wurde erst daheim. Franz Zülow (1883-1963), keramischer Wandtel ler, entworfen und ausgeführt 1944 für die mit dem Künstler befreundete Familie Hausmann, Gmunden ,,Gasthof Fuchs". Foto: H. G. Priilinger

fi II fvTovfiinagt Doch es gab Gelegenheiten, da ,,haute man im Wirtshaus richtig auf": bei Hochzeiten, Taufen und bei der Zehrung, dem Totenmahl, bogen sich die Tische unter der Last der Spei sen, und derjenige, der das Fest,,ausrichte te", hatte den Gulden locker in der Tasche sit zen. Am meisten prunkte man beim Hoch zeitsmahl, gar wenn es sich um eine ,,tan zende Hochzeit" im Gegensatz zu einer,,sit zenden" handelte. Zwar hatte jeder zur Tafel geladene Hochzeitsgast sein ,,Mahlgeld" zu zahlen, doch was er dafür geboten erhielt, konnte selbst der aufnahmefähigste Magen nicht verkraften. Der Schmaus begann bereits am Morgen, wenn die ,,Freundschaft", zum Teil von weit her, angereist kam. Man aß etwa eine Nudelhenn', ein Hochzeitskoch aus ,,Hirschbrein" - Hirsebrei - oder einen fetten süßen Grießschmarrn. Den Auftakt zum eigentlichen Festessen nach der Trauung bildete die Suppe, die eine Kalbseinmach- oder Rindsuppe war und in der zumeist ein großes Schöberl, in etlichen Ge genden auch ein Schöberl und ein Leberknö del schwammen. Der Suppe folgten je nach Üppigkeit der Hochzeit zahlreiche Gänge, die man ,,Richten" nennt: Rindfleisch mit SemUnten: Ländlicher Mostkrug mit humorvoller Aufschrift ,,Ein guter Trunk macht Alle jung", Schloßmuseum Linz, Mostmuseum. - Foto: Fr. Gangl Oben: In vielen oberösterreichischen Städten, Märktenund Dörfernfindenwir auch heute noch alte Gasthausschilder, die freundlich zur Einkehr einladen. Als Beispiele: Gasthausschild ,,Zur Goldenen Sense", Steyr. - Foto: W. Ennsthaler, darunter: Gasthausschild ,,Zur Stadt Passau" in Schärding. Foto: W. Entlicher

melkren und großen Anissemmeln, Schweinsschnitze! mit gemischtem Salat, hierauf was Süßes, zum Beispiel der heutzu tage fast völlig in Vergessenheit geratene „Tried", oder ein Weinbeerlreis. Zur Nachmit tagsjause setzte man sich zu Einmachfleisch oder gebratenen Würsten, zum Abendessen kamen Schweinsbraten, Kalbsbraten oder auch beides auf den Tisch. Und wenn das Fest in den späten Nacht- oder frühen Morgen stunden seinem Ende zuging, trug die Wirtin als letzte ,,Rieht" Kaffee und Guglhupf auf, auch Tee und kaltes Mehlkoch oder gebackenen Grieß, vielleicht sogar ein paar Torten. Wenn es endlich zum Aufbruch kam, nahm je der Gast die Reste vom Mahl im ,,Bschoadbinkerl" mit nach Hause. Nicht ganz so üppig ging es bei Taufen her. Zumeist aber verzichtete man nicht auf Ein machsuppe mit Schöberl, Kalbsbraten und Kindstauf-Rofesen. Das traditionelle Essen für eine Zehrung bestand aus einer G'hacksuppe sowie Rindfleisch mit Semmelkren. Damit wä ren die Anlässe, die die Landbevölkerung zum Mahl Im Wirtshaus vereinten, bereits aufge zählt, sieht man von diversen Tanzfesten im Fasching, bei denen ebenfalls herzhaft ge zecht und geschmaust wurde, ab. Ähnliches ist aus dem städtischen Bereich zu berichten. Ins Gasthaus ging der brave Bürger weniger um zu speisen, sondern er traf sich dort mit Freunden bei Bier und Wein rund um den Stammtisch. Und des Vormittags, so zwi schen zehn und elf, pflegte, wer es sich leisten konnte, nach Stock und Hut zu greifen und sich ins Gastlokal zu begeben, wo man sich ein Gabelfrühstück genehmigte: ein kleines %'; 7f nt-r r!I. P SpIiif II/11Süf\" i.A SAi'sj'iii'M'KjiMCiwnrTrim^ Gulasch, ein Beuscherl, ein Bruckfleisch oder saure Nierndl. Dazu trank man ein gepflegtes Bier oder ein Viertel ,,Ofener" Wein, der sich besonderer Beliebtheit erfreute. Die Wirts leute paßten sich diesen Sitten und Gebräu chen verständlicherweise an, so daß auf zeit genössischen Speisenkarten die Anzahl der Hauptspeisen gering ist verglichen mit den Vor- oder Zwischengerichten, den „Assiet ten". An dieser Situation änderte sich - sieht man von den Einschränkungen durch zwei Kriegs und Nachkriegszeiten ab - nichts, bis Ober österreich als Urlaubs- und Ferienland ent deckt wurde. Da tat sich plötzlich einiges auf dem Sektor der Gastronomie. Es wurde viel investiert, man verbesserte nicht nur den Wohnkomfort, an die meist kleinen Gaststu ben wurden Speisesäle angebaut, in denen Autobusladungen von Reisenden rasch und zufriedenstellend bedient werden konnten. Auch in der Küche ging man auf die neuen An forderungen ein. Allerdings sei der Wahrheit zuliebe nicht verschwiegen, daß da und dort übers Ziel geschossen wurde, daß man zu sehr versuchte, sich den Gepflogenhelten der meist bundesdeutschen Gäste anzupassen. Mostpresse aus Kronstorf, gesctinitzt und bemalt, 1852, aufgestellt im Aufgang zum 2. Stock des Schloßmuseums Linz. Franz Lipp beschreibt dieses volkskundliche Schau stück, daß es ,,mit seinem Ziergiebel (,Sturz') und seinem beschrifteten Preßbaum als Höhepunkt seiner Gattung anzusehen ist". Foto: Fr. Gangl

Ich erinnere mich noch mit Schaudern an eine Einkehr in ein „neurenoviertes" altes Wirts haus mitten im tiefsten Landl: die einst heime lige, lichtarme Stube war einem zwar hellen, aber gesichtslosen Gastraum gewichen, und auf der Speisenkarte prangte der ,,Stramme Max" neben ,,Rührei" und ,,Eisbein". Doch diese Kinderkrankheiten sind zum Glück längst überwunden. Heute weiß man sich auf Übernommenes zu besinnen und verwöhnt den Gast mit Spezialitäten aus dem Land, ser viert in gemütlichen, das Bodenständige wah renden Wirtsstuben. Man legt Wert auf Indivi dualität, und das nicht nur in der Einrichtung, sondern auch was die leiblichen Genüsse be trifft. Dabei denkt der Oberösterreicher in er ster Linie an Knödel. Freilich, es gibt solche auch in anderen Ländern, aber bei uns hat sich eine eigene Knödelkultur entwickelt. Da wäre zunächst der in ziemlich allen Landesteilen übliche ,,G'hackknödel" zu nennen, dessen würzige Fülle - wie schon der Name sagt - gehackt und nicht wie beim Hascheeknödel faschiert wird. Zum ,,G'hackknödel" gesellen sich der ,,Grammel- und der Speckknödel". Alle drei sind für gewöhnlich mit Erdäpfelteig umhüllt und werden mit Sauerkraut kredenzt. Eine Besonderheit ist der gebackene Speck knödel, der gegen Ende der Backzeit mit Eier rahm Übergossen werden muß. In manchen Gasthäusern bietet man eine ,,Mühlviertier Knödelplatte" an, die aus je einem Exemplar der Knödeltroika besteht. Eine Klasse für sich bilden die Sonderformen der obderennsischen Knödel: Im Hausruck gibt's die herrlichen Bratknödel, umhüllt von einem Nudelteig, im Kobernaußen und im öst lichen Innviertel tischt man die Kübelspeck knödel auf. Der dazu nötige Kübel- oder Sur speck ist eine Spezialität von unnachahmli cher Zartheit und Würze und ergibt, in kleinste Würfel geschnitten, zusammen mit Pfeffer und viel Schnittlauch oder Petersilie die Fülle für die appetitlichen Knöderl, die früher aus roggenem Nudelteig, heute zumeist aus Brand teig oder Erdäpfelteig geformt werden. Frei lich, nährstoffreich sind sie schon, die Kübelspeckknödei, aber sicherlich eine Sünde wider die Kalorientabelle wert! Doch die heimische Knödeisymphonie kennt noch viele Akzente: Im Mondseeland bereitet man aus Strudelteig die ,,Z'sammglegten Knödel", im Mühlviertel tischt man den roggenen Mehlknödei als vollkommene Ergänzung zum würzigen Geselchten auf, dazu kommen noch die Erdäpfelknödel, die Schwemmknö del, die Grieß- und Selchgrießknödel und nicht zuletzt die ,,Wasserhenn", die weder mit Was ser noch mit einer Henne etwas zu tun hat. Sie ist eine in der Rein gebackene Semmelknödeimasse und im Saizkammergut beheimatet. Die Knödelleidenschaft des Oberösterrei chers erstreckt sich darüber hinaus auf Sup penknödel und auf süße Knödel wie Marillen-, Zwetschken-, Topfen- und gebackene Apfel knödel. Der geneigte Leser möge nun nicht den fal schen Eindruck gewinnen, wir Oberösterrei cher hätten auf kulinarischem Gebiet nur Knö del im Sinn. Weit gefehlt! Unser Herz schlägt noch für ein breites Spektrum an Spezialitä ten, etwa für diverse Strudel, als da sind Fleisch- oder Lungenstrudel in der Suppe, Ap fel-, Topfen- oder Milirahmstrudel als warme Mehlspeis. Ja, und nicht zu vergessen das Schmalzgebackene! Es war früher den Fest tagen und den Tagen der schweren Arbeit wie Mahd, Ernte und Drusch vorbehalten und wurde ungezuckert zum Kraut gegessen. Heute werden die ausgezogenen ,,Schmalz nudeln" Bauernkrapfen genannt und gezukkert genossen. Freilich, als Schonkost kann man die verschiedenen Krapfen, die Strau ben, Schneeballen, Handstitzeln, Wetzsteine und Hasenöhrl gerade nicht bezeichnen, aber der Kenner nimmt gern einen oder zwei Fast tage in Kauf, um dafür so richtig in den schwimmend in Fett gebackenen Köstlichkei ten zu schlemmen. Es ist unmöglich, alle Spielarten der wieder zu Ehren gekommenen oberösterreichischen Hausmannskost von den in Sauerkraut gebet teten Saumoasen über Blunzen und Leberschedl, Rohrnudeln und Holzknechtnocken, Radikrapfen und Butterstangl aufzuzählen. Eines jedoch muß festgehalten werden, und das sind die erfreulichen Bestrebungen, das Angebot durch neue Erfindungen, basierend auf Althergebrachtem, zu erweitern. Eine Pio niertat setzte vor Jahren die Stadt Steyr, die einen Rezeptwettbewerb ausschrieb, der überraschend viele und überaus köstliche Er gebnisse hervorbrachte. Etliche davon sind zu Dauerbrennern auf den Speisenkarten der Steyrer Gaststätten geworden, etwa der FlöEine Kaffeejause in der Konditorei Zauner gehört zum Pflichtprogramm eines Aufenthaltes In Bad Ischl. - Foto: H. G. Prillinger *

Was die Konditorei Zauner für Bad Ischl, ist die Konditorei Grellinger für Gmunden. Auch hier kann ein Besuch mit historischen Eindrücken und Erinnerungen verbunden werden, siehe diese interessante Aufnahme. Foto: H, G. Priilinger ' ' ' - f -rr O .:.IV <■-». — ^ ' ,. ' ■-..,^ ■ ' i.»-«' A •"* 7, 7; ProniiiÄ Oästc Omundcns ^ ? Konditorei J.QrcüingcrTl-------'— IU»u.4«ti(JL "»"S l>fk.imilfn OdSlfbudi des HdUsrs IH -'S ■-' t ,. . ■ I, I -\- ''' '''" " - ofc.» lU-'i . ;U' "■»•-•- te.akV' I / , 4 —TT - ■StT' y FMW^y.. 1-^ X" :.V ■ ■ ' 'T1 /;.r77 ^1' IQ. Ii ßerbraten oder das Rahmkoch, das den Salz burger Nockerln Konkurrenz machen kann. Als die Steyrer 1980 ihre 1000-Jahr-Feier be gingen, wiederholten sie das Experiment, das so erfreuliche Auswirkungen wie die Steyrer Eisenbiüte oder die Werndi-Schiankeri zeitig te. Das für Steyr komponierte Lebzeiteromelett kann man direkt bei seinem Erfinder, ei nem Bad Haiier Konditor, genießen. Das Stey rer Vorbild hat Schule gemacht, im Ennstai - um nur ein Beispiei zu nennen - ließ sich eine junge Wirtin von den alten Hammerherren in spirieren und erfand den ganz vorzüglichen Eisenwurzenbraten, der in ihrem Gasthof in Losenstein-Stiedeisbach serviert wird. Doch wenn von Erfindungen die Rede ist, drängt sich der Gedanke an die Linzer Torte und an Johann Konrad Vogei geradezu auf. Dabei ist die Unzer Torte keineswegs auf den im Jahre 1822 aus Bayern eingewanderten Zuckerbäcker Vogei zurückzuführen. Bereits Conrad Hagger erwähnt sie in seinem 1719 bei Lotter in Augsburg erschienenen ,,Neuen Saitzburgischen Koch-Buch". Aber Vogel verhalt dem haltbaren Mürbgebäck zum Durchbruch. Die Linzer Torte ist zu einem Markenzeichen der Stadt an der Donau ge worden. Von hier aus gehen die Tortenschachtein, häufig geziert mit dem Bild der ,,Schönen Linzerin" in Goidhaubentracht, in die ganze Weit. Daß der Ruhm der Linzer Torte andere süße Kreationen aus Oberöster reich in den Schatten stellt, ist eine Realität, um die man nicht herumkommt. Dabei ver diente der Zaunerstoiien aus der traditionsrei chen ischier Konditorei ebensolche Anerken nung wie die Gramastettner Krapferl, die Gmundner- und die Traunkirchner Torte, die Leonfeidener Lebkuchen und die Eferdinger Muskazineri. Wahrlich, Oberösterreich braucht sich seiner Zuckerbäcker nicht zu schämen! Viele Künstlerfanden vor allem im Salzkammer gut eine zweite Heimat, so auch der feinsinnige Dichter Franz Karl Ginzkey (1871-1963), der 1944 nach Seewalchen am Attersee übersiedelte. Im Gasthof ,,Litzlberger Keller" erinnert die gemütliche ,,Ginzkey-Ecke" an fröhliche Stunden, die er hier mit seinen prominenten Besuchern verbrachte. - Foto: H. G. Priilinger

f. Franz Zülow verbrachte für ihn wichtige Schaffensjahre in der Traunseelandschaft. Gerne kehrte er im Gasthof Reiberstorfer in Altmünster-Ebenzweier ein. Als Dank für genossene Gastfreundschaft hat er dort einige künstlerische Arbelten „hinterlassen". Am gemütlichsten wirkt wohl sein Keramikofen in der alten Gaststube. - Foto; H. G. PrIIIInger Blick in die „Kaffeesiederei Blumensträußl" in Grein. Hier lebt Alt-Österrelch welter. Der Gast kehrt ein In die Biedermeierzeit. Tradition und Liebe zur Vergangenheit sind das wunderbare Rezept dieser gastlichen Stätte im romantischen Strudengau. Wenn man, so wie Ich, von Oberösterreich überzeugt und zudem von der Natur mit einem Hang zum Kulinarischen gesegnet ist, so be wahrt man glanzvolle Höhepunkte boden ständiger Gastlichkeit in seinem Gedächtnis, die man nicht missen möchte und von Zeit zu Zeit genüßlich Revue passieren läßt. Da findet sich dann eine Rast in der Kaffeesiederei Blu mensträußl in Grein, wo die Uhr seit dem Bie dermeier stehengeblieben zu sein scheint, da tauchen die knusprigen Stangerlfische auf, die man in der von keinem Geringeren als dem Maier Franz von Zülow freskierten Gaststube beim Reiberstorfer in Ebenzweier genossen hat, das Brati beim Moar z'Pötting, der sogar Gnade vor den strengen Richtern eines inter nationalen Gourmetführers gefunden hat, eine Schiachtplatte beim Forstinger in Schärding, wo der musizierende Wirt seine Gäste faszi niert. Unter meinen Schätzen hüte ich aber auch den Tafeispitz beim Mader in Steyr, vor dem der heikelste Wiener Feinschmecker den Hut ziehen muß, die Grammelknödel vom Lammwirt in Waizenkirchen und den,,europa reifen" Schweinsbraten in der,,Alten Post" zu Eisenbirn nächst Münzkirchen. Und wenn alle diese Erinnerungen an mir vorübergezogen sind, dann sehe ich mich unter den Kastanien beim Kirchenwirt oben in Rohr sitzen, vor mir das verführerisch duftende Backhendl, dane ben ein heiles Glas vom klaren Mischlings most, und die ganze Szene getaucht in das warme, verklärende Licht der untergehenden Sonne im Kremstal. Land ob der Enns, wer käme nicht ins Schwärmen, wenn er von dei nen Küchen und Kellern berichtet! 8

^ ^ f^wiriia M'lhiaua' Der Bäuerin in den Kochtopf g'schaut AItp oha vfHenrich ifcti-c f^cprc 3'Außacfc-' nbSe/mi''lorarhhildcr^Efahyi- dyH.0-^D/HZ3DfefesBuch ^HöfdlidimSpdfcn aus vcrgaapmc^ ^ddrat ^di'e-im ßaucrnhaiis " imAdrag und zu FaffTacja-i aufdcnTi/ddkfimei'h Di-e uierdicrrd Oberdf^etTa'chs ^ harren dne i/afchiarJeneSpdfenaiiswahlp! biereri ^dicerncrfdrs von den f&bfferzeugren Nahrungsmirrdn uvieEicrn ^ Butter^ feir^MilduPidfch^Spi tK um'' anderfdrs von den landii //, //"/'• - gebundenen A/ahrungj unui In dbhdngig mrrfranzC'Upp Goldhaube und Kopftuch WbSdrar ^4ZFarb-und ISSSchivarzr we/öbiider r^'chnungen y färbigerSchurznmfdilagyLdncndSd-^ß.-y DMSSEon dief^ Prachrband vverden JeneL-e/erinnenydienachUrfprung undprakpjdien Hinrvdjen von Qgldhauben und hjpffuchernfbridjen yggtaufö erbauten wicjeney die dnfdchdenQlanzsiergoldenen Hauben und daszgrteSchimmern da-0fliehen Kpf.rfhk'li-et • fdifinier-r ErhdIrlich in Obrer ßuchhandtung ■ "e '• I • -• •- *' y m ■iif T<- Helga Lirfchd Hupfauf und Rauberbraten Bürga-Iidi-eKii'cheund ^ ländliche' Hpiffn Oberdfferrdch dn0undjcrzr' 3-Auffage yZ&oSa'Tenyrdch odZfS- yDMdSWiernan HZdn aus Pjbi0ny SrachdbeerchyHoUeroder WddjJdn y Lippre und Pun/clj c-Tgmcyryerldurerr Helga Ldichel in den neu auf-i gebonimaicn isc-zpprcn •

WRANN Eine Köstlichkeit nach altem Rezept in mehreren Größen Hofgasse 6 Herrenstraße 46 m ^1%.! Landstraße 70 Eisenhandstraße 51 MUSIK SOMMER KLAUS 83 KONZERTE BEI KERZENSCHEIN 9. Juli - 27. August 1983 wmmm — ^ vT 9. Juli, 20 Uhr, Bergkirche Gemeinschaftsveranstaltung mit der Linzer Singakademie Te Deum und Jubilate Linzer Singakademie Regensburger Solistenensemble Dirigent: Wilfried Koch 16. Juli, 20 Uhr, Bergkirche Eine Liederstunde mit Kammersänger Oskar Czerwenka 23. Juli, 20 Uhr, Bergkirche Für Freunde der Barockmusik Wiener Bach-Ensemble 30. Juli, 16 und 20 Uhr, Bergkirche 2x Jörg Demus - Klavier zum 150. Geburtstag v. Brahms 16 Uhr: Schumann — Schubert — Brahms 20 Uhr: Fantasien von Bach, Beethoven und Brahms 6. August, 20 Uhr, Bergkirche Renaissance-Musik aus Transsylvanien Lautenisten und historische Sänger Lautentrio Balint Baktark Kecskes Ensemble — Budapest 13. August, 20 Uhr, Bergkirche Schubertiade Solisten des American Institute of Musical Studies, Dallas Bergkirche Klaus a. d. Pyhmbahn Oberösterreich Gesamtleitung: Wilfried Koch — Franz Lünberger Information — Kartenvorverkauf: Gemeindeamt Klaus A-4564 Klaus, Telefon 0 75 85/255 20. und 21. August jeweils 16 und 20 Uhr, Bergkirche klavier-Marathon Moderation Dr. S. Mauser 20. August, 20 Uhr, Bergkirche Siegfried Mauser — Salzburg/München 20. August, 16 Uhr, Bergkirche Christiane Schmidt — Wien/Moskau 21. Au^st, 16 Uhr, Bergkirche Kurt Wolf — München/Wien 21. August, 20 Uhr, Bergkirche Manfred Huss - Wien 27. August, 20 Uhr, Bergkirche Eine kleine Nachtmusik ORF-Kammerorchester, Linz Bernhard Biberauer — Violine Alfred Geiseder - Posaune Kurt Huemer — Flöte Dirigent: Leopold Mayer ★ ★ ★ ★ HOTEl SCHINAGl Die vorzügliche Gaststätte in Klaus Ausflugsziel nahe dem einzigartigen Klauser See oder für Ihren ,,Zwischendurchurlaub" Wochenende mit Konzertbesuch (Juli — August) Gesellschaftsreisen Betriebsfeiem für 250 Personen Familienfeste, Tagungen und Seminare Rustikales Abendlokal mit Musik und Tanz „55ät)er'9)loferj.^cller" 4564 Klaus, Tel. 0 75 85/261, Telex 023-368 KOnSSCRiCfln KIllLLCRmRK Die Öffnungszeiten haben sich geändert. Ab sofort können Sie auch an Sonn- und Feiertagen in der ,,Rotisserie am Schillerpark" speisen. Auf Ihren Besuch freut sich Ihr Hotel Schillerpark Rainerstraße 2—4 4020 Linz Telefon 55 40 50 Serie Fachgemäße Reparaturen und Stimmungen Klaviermachermeister W. Merta KG 4020 Linz, Promenade 25 Fernruf 27 80 05 Generalvertrieb erstklassiger Flügel, Pianos und Cembali 10

Sommerspiele in Oberösterreich Hertha Schober Österreich, ein Land der Musik, auch der Kunst aligemein, hat sich zu einem Land der Festspiele entwickelt; Oberösterreich mischt in diesem großen Reigen zwar nicht wesent lich mit, hat es aber zuwege gebracht, für sich selbst als Land der kleinen Festspiele be zeichnet werden zu können. Die Stadt Linz selbst soll hier ausgeklammert bleiben, aber was tut sich alles auf dem ,,flachen Land"? Die Oberösterreichischen Stiftskonzerte Die oberösterreichischen Stiftskonzerte wur den erstmals 1974 veranstaltet, initiiert von den beiden Pianisten Hans Petermandi und Heinz Medjimorec. Ein Freundeskreis von be kannten Konzertsolisten, Angehörigen der Wiener Philharmoniker und der Wiener Sym phoniker, wie auch führende Kammermusik vereinigungen fanden Gefallen an der Idee. Gespielt wird, wie schon der Name sagt, in den barocken Räumen oberösterreichischer Stifte - die Anreise dorthin trägt sicher zur Befreiung vom Alltag und zu einer festlichen Stimmung bei; diese festliche Stimmung, die sich stets einstellt, hat neben der Qualität des Gebote nen bestimmt großen Anteil an der Beliebtheit dieser Konzerte. Bisher wurden in 117 meist ausverkauften Veranstaitungen über 53.000 Besucher gezählt. Die Saison der Stiftskon zerte reicht von Mitte Juni bis Ende Juli. Gebo ten wird vorwiegend Kammermusik, was aiierdings sowohl Soloabende wie auch Orche sterkonzerte nicht ausschließt. Künstler von internationalem Ruf wie Eugen Jochum, Clau dio Abbado, Theodor Guschlbauer, Nikolaus Harnoncourt, Alfred Brendel, Elisabeth Le onskaja, Josef Suk, Gidon Kremer, Heinrich Schiff, um nur einige zu nennen, sind bei den Stiftskonzerten aufgetreten. Das Jahr 1983 bringt den Stiftskonzerten eine Jubiläumssaison; hiefür wurden vor allem jene Künstler eingeladen, die seit Beginn an mit gewirkt haben, wie z. B. Waither und Woifgang Schulz, Ernst Kovacic, Heinrich Schiff, Michael Schnitzler und Konrad Ragossnig. Für die Reihe ,,Junge Künstler" wurde das Hagen-Quartett eingeladen, das zu den be sten jungen Streichquartetten Europas zähit. Besonders hervorzuheben sind auch heuer wieder zwei Konzerte in der Dreifaltigkeitskir che von Stadl-Paura; zwar handelt es sich hier nicht um eine Stiftskirche, die Möglichkeit je doch, Werke für drei Orgeln spielen zu kön nen, mußte genutzt werden. Augustinerchorherrenstift Reichersberg am inn, Sommersaai (Augustinussaai) im Südtrakt des äußeren Stiftshofes, ehemalige Sommerpräiatur, mit prunkvoiier Freskenausmaiung 1695 von Johann Albert. In der Gewölbezone, umrahmt von Scheinarchitektur, Darsteliung der ,,Göttiichen Vorsehung". - Foto: E. Mejchar Der Verein der ,,Freunde der Oö. Stiftskon zerte" trägt durch seine Mitgliedsbeiträge viei zur Realisierung der Vorhaben bei. Gleichsam als ,,mitzunehmendes Dokument" gibt der Verein auch Schallplatten zu den Stiftkonzer ten heraus. Reichersberger Sommer Neben seinem Dienst in der Seelsorge, neben seiner allgemeinen kuiturelien Tätigkeit durch aile Jahrhunderte seines Bestehens, nahm sich das Stift Reichersberg stets auch beson ders der festlichen Liturgie an. Die glanzvolle Aufführung der Missa brevis von Wolfgang A. Mozart am 15. August 1956 war auch der ei gentliche Auftakt zu den Konzertveranstaltun gen des Reichersberger Sommers. Damals schon fiel der vom Chorherren Roman Foissner geleitete Stiftschor durch sein hohes Ni veau auf. Ein Konzert am Nachmittag, wieder mit der Chorvereinigung und dem Arzt-Ouartett, war der zweite Höhepunkt dieses denk würdigen Marienfesttages. Die Erfolge ermu tigten zur Aufführung klassischer Messen je weils zu Ostern, Pfingsten und Mariä Himmel fahrt, ermutigten auch zu den zahlreichen Sommerkonzerten im Augustinisaal. Die Qua lität des hier Gebotenen hat sich schnell her umgesprochen, neben Einheimischen und Kurgästen aus dem benachbarten bayeri schen Bad Büssing kam zunehmend Publikum aus Linz, aus dem weiteren bayerischen \ m 11

Blick in den innenraum der stimmungsvoil auf einem Berghang gelegenen Pfarrkirche von Kiaus an der Pyhrnbahn während eines Konzertes. Künstierisch bedeutend der barocke Hochaltar, ein Rundbau mit acht Säuien und mächtiger Krone. - Foto: Lienhart V i Dtö «'t'BÄji B/n i Ii ä ■ ■ imM 12

Raum; Karten zu bekommen, stößt oft auf ecfite Schiwierigkeiten. Seit 1971 werden aucfi Konzerte im Rahmen der Passauer Europäi schen Wochen nach Reichersberg verlegt. Die Programme des Reichersberger Som mers umfassen alle Epochen der Musikge schichte bis herauf in die Gegenwart. Neben dem stets treuen Arzt-Quartett und der Rei chersberger Chorvereinigung haben durch all die Jahre zahlreiche in- und ausländische Or chester und viele bedeutende Solisten, aber auch gute Nachwuchskräfte zum Gelingen der Veranstaltungen beigetragen. Der Sommer 1983 weist wieder ein reiches, buntes Programm mit so manchen besonde ren Höhepunkten auf, so z. B. ein Konzert mit dem Brucknerorchester unter GMD Guschlbauer, ein Wiplinger-Klavierkonzert, die Messe in D von A. Dvorak am Mariä Himmel fahrtstag, um nur einige Kostproben zu nen nen. Der musikalische Sommer in Reichers berg wird seit 1966 durch die Stiftsgalerie be reichert, die abwechselnd mit Werken be kannter Künstler und junger Talente bekannt macht. 1970 wurden die heutigen Galerieräu me, eingebunden in den Kreuzgang, geschaf fen. Dadurch Ist auch eine organische Verbin dung mit dem Stiftsmuseum gegeben. Schlägler Orgelkonzerte Auch Im Prämonstratenserstift Schlägl wird Musikpflege seit jeher groß geschrieben; ei nerseits nimmt der Gregorianische Choral hier eine führende Rolle ein, andererseits verlan gen die hervorragenden Orgeln - die Haupt orgel 1634 von Andreas Putz gebaut und die Ghororgel in erneuerter Form von 1965 durch Gregor Hradetzka- direkt nach konzertmäßi gem Spiel. Im Jahre 1970 war es soweit: Ru pert Gottfried Frieberger, damals noch Theo logie- und Musikstudent, bot dem Interessier ten Publikum acht Orgelkonzerte, die bei Ein heimischen und Gästen schnell großen An klang fanden. Neben den Sommergästen die ser Region zählen nun Musikliebhaber aus Passau und dem oberösterreichischen Zen tralraum mit Linz zu den ständigen Besuchern. Drei Gesichtspunkte bestimmen diese Orgel konzerte, und zwar: Bekanntmachung junger Organisten des Inlandes, Förderung von Or ganisten und der Orgelkunst des Auslandes, Präsentation von Professoren. Rund 50 Orga nisten des In- und Auslandes haben hier, viele öfters, Konzerte gegeben. Die Orgelkonzerte entwickelten aber auch ihre Eigendynamik; bis jetzt sind elf Schallplatten hergestellt worden, die dem Besucher den Hörgenuß auch ins Haus bringen, vier weitere sind in Vorberei tung. 1976 entstanden zudem die jährlichen Musikseminare, es entstanden wissenschaft liche Publikationen und letztlich auch die 1978 gegründete Musikschule. Mit ihr besteht eine gute Wechselwirkung, denn die hier Studie renden wirken an der ebenfalls stets von vie len Gästen besuchten Kirchenmusik mit, sie wirken aber auch an den Hauskonzerten im Roten Salon der Prälatur mit, die ebenso ihre Liebhaber gefunden haben, wie die von Dr. Isfried Pichler organisierten Serenaden in der Stiftsbibliothek. Natürlich bringt der heurige Sommer neben Konzerten von Dr. Rupert G. Frieberger, dem Organisator, und Ingemar Melcherson, dem Stiftsorganisten, wieder einige beachtenwerter Gäste. Schlägl ist zu einer Hochburg vor al lem älterer Musik geworden. Musiksommer Klaus Die landschaftliche Schönheit des Gebietes um Klaus hat Immer schon viele Gäste ange lockt, die Konzerte in der Pfarrkirche von Klaus sind ein zusätzliches kulturelles Angebot, das in zunehmendem Maße angenommen wird. Wie immer stand auch hier die Idee einiger Idealisten am Anfang; Ideenreiche Musiker versuchten 1962 eine kleine Konzertreihe, diese gefiel, man blieb dabei, das Programm wurde ausgebaut und nun haben sich schon über 2000 Besucher in der kleinen Bergkirche Klaus In den ,,Konzerten bei Kerzenschein" von den Stimmen der Solisten oder Chöre und dem Klang der Instrumente, eins geworden mit dem Fluidum der Architektur, verzaubern Blick auf die Bühne des spätbarocken Stadt theaters von Grein an der Donau, das 1790 in das alte Rathaus eingebaut worden ist lassen. Der Bogen ist weitgespannt von der Musik der Renaissance bis herauf zu jener von Zeitgenossen, immer aber von hohem Niveau. In diesem Sommer stehen im Juli und August, jeweils zu den Wochenenden, wieder zehn Konzerte auf dem Programm. Operettensommer in Bad Ischl Die Theatertradition in Bad Ischl ist alt. Hier konsolidierte sich unter dem Einfluß des Bad Ischler Arztes Dr. Wirer im Jahr 1827 eine Ge sellschaft, die am Kreuzplatz ein Theater er richtete. Dieses übernahm die Gemeinde 1848 in ihre Obhut. Dieses Sommertheater florierte, bot ein gutes und stets abwechs lungsreiches Programm. Zwischen 1860 und 1870 begann die Operette, vorerst vorwie gend durch Offenbach verkörpert, ihren Sie geszug anzutreten, was aber nicht ausschloß, daß daneben auch Volksstücke die Besucher anlockten. Begünstigt durch die Anwesenheit des Kai sers und seines Hofstaates, konnte das Ischler Theater sich berühmter Komponisten und glanzvoller Interpreten stets sicher sein, Franz Lehär bedeutete schließlich die Krö nung. Der erste Weltkrieg brachte natürlich eine Zäsur, doch gelang bereits anfangs der 20er Jahre eine gewisse Wiederbelebung, die allerdings nicht lange anhielt. Ab 1936 wurde nicht mehr regelmäßig gespielt, während des und bis zum heutigen Tag fast unverändert blieb. Inszenierung aus 1981 ,,Meine Cousine aus Warschau". - Foto: J. Zeitlhofer 13

m II wm Operettensommer in Bad Ischl, Gründungskonzert mit Professor Max Schönherr am 29. April 1961. - Foto: Archiv der Operettengemeinde Bad Ischl zweiten Weltkrieges war das Theater ge schlossen. Jetzt gewann das Kurorchester an Bedeutung, konnte aber keinen vollen Ersatz bieten, und so gelang 1961, vor allem unter stützt durch den damaligen Kurdirektor Turetschek und den Kapellmeister des Kurorche sters Prof. Eduard Macku, die Gründung der , .Internationalen Gesellschaft - die Operette". Die Anfänge waren bescheiden, konzertant, auf einer improvisierten Bühne im Kursaal - Unten: Franz Lehär mit Gratulantinnen bei seinem 70. Geburtstag. - Foto: Archiv der Operettengemeinde Bad Ischl Links: Eine der ersten ischler Operetten inszenierungen mit Eise Rambousek, Lotte Rysanek und Professor Edmund Macku. Foto: Archiv der Operettengemeinde Bad Ischi aus dem alten Theater war ja ein Kino gewor den -, aber man lernte aus den Erfahrungen, man lernte auch, sich der nicht gerade idealen Bühne anzupassen, denn im Kurhaus spielt man auch heute noch, immerhin gibt es hier den größten Saal in ganz Bad Ischl. So haben sich die Operetten hier eingebürgert und es gibt Jahr für Jahr wieder glanzvolle Aufführun gen, die zum großen Teil von einem Stamm publikum, immer aber von begeisterten Zusehern und -hörern, besucht werden. 14

Plakat der Operettenwochen 1983 in Bad Ischl ^''emiere ' Donnersia3° ,4"'ij "'"• )erZarQ . ■ ®'^'ere Sonnfag ly,,. Yo t ;■ 20 Uhr ""hhersfag Y ''; ° Uhr ®'''ecfen« °I ;;onRh^J^Sc||« / ^ ~ Uhär ®'*'' / Itl^^i ^ e3&i fi4D mr Vi "»"ei-lCür . r / i^'O'voch §4 ^"Sust, 2 / »n- 20 0 »Oer » ^ O^UCKERg, 15

Ältester erhaltener Theaterzettel des Stadt theaters Grein aus dem Jahr 1793. - Original: Stadtgemeinde Grein an der Donau Grein Weitaus älter als in Bad Ischl ist die Theater tradition von Grein; hier besteht das älteste bürgerliche Theater, das noch bespielt wird. 1790/91 bauten die Greiner Bürger ihren Ge treidekasten im Rathaus in ein Theater um - ersteren benötigte man nicht mehr, das zweite aber erschien wichtig, um für die Theaterauf führungen endlich eine feste Bleibe zu haben, denn fahrende Theatertruppen nahm man in Grein stets gerne bei sich auf und auch die Bürger selbst pflegten das ,,Laienspiel". Die sen Theaterraum, gut 7 m lang und knapp 5 m breit, mit seinen 124 Sitz- und 80 Stehplätzen, mit seiner entzückenden, aber doch recht iiliputhaften Bühne zu besichtigen, gehört zum Fixprogramm jedes Grein-Uriaubers. Neu belebt wurde das Theater im Jahre 1964. Fred Schaffer vom ORF hatte die Idee, Fliide Günther und Michael Gert führten sie aus: in den Monaten Juli und August wird an den Wo chenenden mit Schauspielern von verschie denen Wiener Bühnen gehobenes Lustspiel aufgeführt. Scribe, Wilde, Goetz, Feydeau, Moinär, Lessing sind einige der Autoren. Die Auswahl fällt nie leicht, allein schon wegen der Räumlichkeiten. Fleuer in der 20. Saison steht Moiieres Tartuffe auf dem Spielplan, in Grein gibt es aber nicht nur die Sommer spiele im Stadttheater, sondern seit 1979 auch die österreichischen Donaufestwochen. Da mais fand sich eine Gruppe engagierter Künstler zusammen, allen voran die Malerin Ute Patel-Mißfeldt und der Theaterwissen schaftier Dr. Roif Fl. Schäfer, ehemaliger Assi stent von Fritz Kortner, denen sich der inzwi schen verstorbene Staatspreisträger für mo derne Komposition Hans Volker Block, der Bühnenbildner Hans Hoffer und das interna tional anerkannte Ensemble der Wiener Barocksoiisten zugesellten. Nicht nur Eigeninitia tive stand großgeschrieben am Beginn des Unternehmens, auch Eigenfinanzierung und Idealismus der Künstler und natürlich das gastfreundliche Entgegenkommen des Her zogs von Sachsen-Coburg und der Gotha'schen Famiiienstiftung hinsichtlich einiger Räumlichkeiten im Schloß und des herrlichen Freiluft-Theaterraumes, des Arkadenhofes von Schloß Greinburg. Die Programmiinie beinhaltet einerseits die Präsentation von Stücken des Musiktheaters aus dem 17. und 18. Jahrhundert, andererseits Konzertzyklen verschiedener Stilepochen in lebendiger und werkgetreuer Wiedergabe. Bisher wurden Opern, bzw. Singspiele von Pergolesi, Gluck, Duni und Goethe-Reichardt aufgeführt. Heuer steht ,,Der Bürger als Edel mann" von J. A. Hasse nach dem Vorwurf von Möllere auf dem Programm. Neben den musi kalischen Darbietungen, die von Mitte August bis Mitte September reichen, wird im gotiW-Ätsllfini j / Ifipifl in sehen Zeliengewöibe der Greinburg auch stets eine Kunstausstellung geboten. Meggenhofen, Theater Im Bauernhof ,,Gäste brachten das Theater und das Theater bringt Gäste", könnte man das Geschehen in Meggenhofen auf einen einfachen Nenner bringen - allerdings auf einen zu einfachen, denn am eigentlichen Beginn standen Kriegs freundschaft und ein gutes Herz. Der Gastwirt Johann Payrhuber hatte den späteren Bo chumer Caritasdirektor Josef Ernesti im Krieg kennengelernt und er machte es möglich, daß Ernesti Kinder aus dem Ruhrgebiet nach Meggenhofen zur Erholung schicken konnte. Später kamen auch die Erwachsenen. Unter ihnen war Woifgang Werthenbach, Schau spieler und Regisseur aus Münster. Ihm gefiel es besonders gut auf dem Payrhuberischen Kircheckerhof in Schlatt. Als Werthenbach dann vom Choreographen Charles Malcolm und dem Wiener Bühnenbildner Woifgang Cäsar besucht wurde, schlug die Geburts stunde des Theaters im Bauernhof. Gemeinde 16

Links: Meggenhofen, Theater am Bauernhof, Szenenfoto von der Inszenierung ,,Der Pfarrer von Kirchfeld" von Ludwig Anzengruber im Jahr 1981. - Foto: H. Wansch Unten: Programmzettel der,,Mettmacher Bauernfestspiele" mit der Inszenierung Otto Jungmair ,,Das Spiel von Helmbrecht-Moar" im Jahr 1958 lettmad^er S9auernfe(lfpiete Spielgemciiischaft Mettmach Oberciaterreichi.sehen Volk.sbildungswerk r dem Ehreoschutz de» Herrn Landeshauptmannes Dr. Heinrich Gleißner und Fremdenverkehrsverband erkannten die gebotene Möglichkeit, der alte Bauernhof wurde zu einem Freilichttheater mit 410 über dachten Sitzplätzen umgestaltet und am 26. Juli 1969 ging die Premiere mit Calderons ,,Dame Kobold" über die Bühne. Bereits der erste Spielsommer mit seinen elf Vorstellun gen und 3760 Besuchern beseitigte bei den Verantwortlichen alle Zweifel. In den 14 Jah ren seines Bestehens ist das Theater im Bau ernhof zu einem festen Bestandteil des ober österreichischen Kulturgeschehens gewor den; es fühlt sich aber auch als Kulturzentrum im ländlichen Raum und kommt dieser Ver pflichtung durch eine bunte Palette sowohl an Theateraufführungen, wie auch anderen kul turellen Darbietungen nach. Natürlich über wiegt die heitere Muse und es gelang, auch immer gute Kräfte hiefür zu gewinnen; ein Gastspiel des Landestheaters ist stets dabei; als einzige Laienbühne trat das Alt-Innsbrukker Bauerntheater mit immer gerne gesehe nen Ritterspielen hier auf. 1980 brachte bei 30 Vorstellungen einen Rekordbesuch von 11.478 Besuchern, nun hat sich die Saison auf rund 10.000 pro Saison eingependelt. Für 1983 sind u. a.,,Ingeborg" von Curt Goetz und Anzengrubers ,,Kreuzelschreiber", wie auch erstmals ein Ballettabend zu erwähnen. Mettmach und Frankenburg Auch in Mettmach wird schon seit langem von verschiedenen Institutionen zu gegebenen Anlässen gerne und mit großer Begeisterung Theater gespielt. Der zweite Weltkrieg und die &piti oont detmbrecßLÜ^loar f¥ON OTTO JÜNGMAIER (DOfletec PERSONEN Kegie: Ernst Stranzinger Künstlerische .Gcsaratleitung: Bernd Lürgen, Dramaturg am Linzer Landestlieatcr Beleuchtung; Ing. Karl Pumhcrger Festwagen: Rudolf Frauscher soso-.SS Der Spielansager Mutter • ■ • • Vater Helmbrechl • • Gotlinde • • • ■ I.amplschling • ■ Küahfrafi • • • Höllensack • • • Wolfsmäul • • ■ Schluckden Widder Ritter Kopulierer • ■ ■ Blutvogt • • • • 1. Bauer • ■ • • 2. Bauer • • ■ • 3. Bauer • • • • 4. Bauer ■ ■ • • 5. Bauer • • • . Gioßkneeht • • Dirn • • • • • Knechtl • . • • Klosterschwester ■ Sepp Hager Maria Zeilinger Heinrich Aigner ' Ernst Stranzinger ■ Resi Maier Rudolf Buttinger Franz Stempfer Johann Reiler Hermann Gattringer Anton Huber Ferdinand Spindler Anton Kinz Sepp Hager Jobann Hararaerer Max Schamberger Johann Weilhartner Johann Reiter Alois Gaisbauer Franz Nagl ■ Z. Feichtenschlager ■ Josef Gaisbauer ■ Maria Hamraerer Die Musikkapelle Mettmach 17

Aus der Gründungszeit des Frankenburger Würfelspiels gtanlßtißutflM »fdfpißl lEJon 3!^arl St^inger Neu bearbeitet von Franz Neudorfer Regie: Rudolf Neudorfer 7r'VV\/\AA/\/VVV\AAA/lAAAA/J Auffiihrungstage 1983; Samstag, 30. Juli 20.30 Uhr Sonntag, 31. Juli 20.30 Uhr Samstag, 6. August 20.30 Uhr Sonntag, 7. August 20.30 Uhr Samstag, 13. August 20.30 Uhr Sonntag, 14. August 20.30 Uhr Montag, 15. August 20.30 Uhr Wegen Schlechtwetter ausfallende Spieltage werden im Rundfunk verlautbart. 3000 ^eichwertige Sitzplätze in dem amphithealerfbrmig angelegten Zuschauerraum. Eintrittspreis S 80,- Kinder und MilitärS 40,- Reisegruppen ab 20 Personen S 60,- Nähere Auskünfte: Telefon (07683)532 (07683)331 (07683)255 Passau ' - Ried Fraiikenbiirg Vocklamarkt Attersee Salzburg Traunsee Heraus^ber und Eigentümer. Würfelspieigemeinde Frankenbui^ im oft. Volkshildungswerk Repro: Karl Pochiatko Druck; kb-ofTset Kroiss & Bichler, Vöckiabruck (iSrhciihcn an biß X^pfcr bßö 3Tanhßulnu-0ßr H7iii-|ßljpii>Irö. Rechts: Inszenierungsfoto vom „Mondseer Jedermann" 18

ihm folgenden strukturellen Wandlungen wa ren allerdings einer Fortsetzung dieser Spiel freude nicht besonders günstig. Um die ge sunde Dorfgemeinschaft wieder wachzurütteln, kamen einige Mettmacher, unter ihnen vor allem Kommerzialrat Konsulent Ernst Stranzinger, auf die Idee, in kleiner Gemein schaft wieder Theater zu spielen. 1946 wurde die Spielgemeinschaft gegründet, Ernst Stranzinger ihr Leiter. Der Plan gelang. Aus den anfänglichen Schwänken wurden an spruchsvollere Stücke und 1947 konnte erst mals der ,,Bauernjedermann" aufgeführt wer den, der starken Anklang fand. Die Mettma cher Bauernfestspiele waren aus der Taufe gehoben. Damals fand die Aufführung bei herrlichem Wetter auf dem Kirchenplatz statt, man wollte mit der Zeit aber doch vom Wetter unabhängig werden und so plante man den Bau einer Festspielhalle. Mit vereinten Kräften und vielen Robotleistungen wurde auch die ses Vorhaben verwirklicht. Die Halle, man nennt sie heute ,,Kulturstadel", hat ein Aus maß von 55 mal 25 m und bietet rund 2000 Personen Platz. Die Spielgemeinschaft hat in diesen Jahren über 200 Aufführungen zuwege gebracht, die von über 150.000 Gästen besucht worden sind. Anfangs wurde jährlich gespielt, dann trat eine größere, finanziell bedingte Pause ein und ab 1955 finden alle zwei Jahre, alternie rend mit Frankenburg, hier Theatersommer statt. (In Frankenburg wird seit dem Jahre 1925 Karl Itzingers ,,Frankenburger Würfel spiel" aufgeführt, die Geschichte jener tragi schen Ereignisse vom 11. Mai 1625, da prote stantische Bauern um ihr Leben würfeln muß ten.) Die Mettmacher Spiele sind inzwischen im ganzen Land und weit darüber hinaus be kannt geworden. Immer wieder gibt es auch gewisse Höhepunkte, so z. B., wenn die Mettmacher Passion aufgeführt wird. Sie stand 1950, im damaligen Heiligen Jahr, erst mals auf dem Spielplan, gleichsam als Dank aller Kriegsheimkehrer, und wird nun alie zehn Jahre wiederholt; von den Mitwirkenden hieß es einmal, daß der älteste bereits 86 Jahre alt, der jüngste noch nicht schulpflichtig sei, so groß ist das Aufgebot an Mitwirkenden ... Mondseer Jedermann Nicht nur in Mettmach spielt man den Jeder mann, auch in Mondsee, und hier schon län ger, auch gleichsam authentischer. Um das zu verstehen, muß man etwas hinausgreifen, in das nur 30 km entfernte Salzburg schauen. Dort wurde 1917 die Festspielgemeinde ge gründet, 1920 der erste Jedermann aufge führt. Franz Löser, Spielansager beim Salz burger Jedermann, erarbeitete mit Hof mannsthals Zustimmung eine Dialektfassung, um ihn einem weiteren Publikum zuführen zu können. In Mondsee erfuhr man davon und man beschloß schnell, dieses Stück aufzufüh ren. Im November 1921 konstituierte sich das ,,Jedermann-Komitee", im Sommer 1922 fan den die ersten Aufführungen statt, sie waren als Mondseer Volksfestspiele angekündigt worden. Zumindest in bezug auf die Mitwir kenden war dieser Name berechtigt. Rund 150 Personen spielten in dem Stück, aber auch die kostenlose Adaptierung der Bühne durch Mondseer Geschäftsleute, die freie Zurverfü gungstellung des Karlsgartens von selten des Grafen Almeida dürfen nicht vergessen wer den. Wesentliche Hilfe fanden die Mondseer Mimen in dem württembergischen Schauspie lerehepaar Josef und Gertruds Bunk, die in Mondsee einen Bauernhof zu ihrem Alterssitz erwählt hatten. Bunk änderte den Text noch mals etwas ab, so daß sich nun Glaube, Wer ke, Mammon und Tod schon rein sprachlich vom ,,Volk" abheben, und er griff außerdem mit seiner Erfahrung dort helfend ein, wo es nötig war. Zeitungsberichte jener Zeit bewei sen, daß der Mondseer Jedermann bis Wien und Berlin bekannt war. 1948, zur 1200-Jahr-Feier des Stiftes Mond see, sammelte Frau Bunk die Reste der alten Spielerschaft und gewann neue Kräfte hinzu, die Bühne wurde neu gebaut und man spielte wieder alle Jahre, bis 1970. Dann trat eine Pause ein, vielleicht war man etwas müde ge worden. Ab 1981 aber geht wieder alljährlich an den Samstagen der Monate Juli und Au gust das alte, immer neue Spiel über die Bühne des Karlsgartens und man kann nur wünschen, daß die Besucher zu demselben Urteil kommen wie Max Reinhardt, als er sich einmal den Mondseer Jedermann ansah: ,,lch hätte es nicht für möglich gehalten, 30 km von Salzburg entfernt einen so guten, weiteren ,Jedermann' zu finden." Schwertberg Unwahrscheinlich groß muß auch die Spielbe sessenheit der Schwertberger sein. Die dor tige Laienspielgruppe wurde 1965 gegründet, man spielte u. a. Nestroy, Puschkin, auch Anzengruber, immer in verschiedenen Sälen, auch in Nachbarorten, ebenso in anderen Bundesländern, wie Niederösterreich, Salz burg, Tirol und sogar in Bayern. Daneben aber baute man mit nicht geringem Materialauf wand und unterstützt durch über 80.000 frei willige Arbeitsstunden eine gewaltige, wohl durchdachte und gut ausgerüstete Freilicht bühne im aufgelassenen Steinbruch auf der Aiser, ungefähr zehn Gehminuten vom Orts zentrum entfernt. Der Zuschauerraum - über 2500 umbaute Quadratmeter-faßt 600 Besu cher. Die Freilichtanlage konnte 1976 in Be trieb genommen werden und nun ist man noch heikler geworden bei der Stückauswahl: Schil ler, Goethe, Kleist, Shakespeare, Zweig usw.; heuer wird Goldonis ,,Ein Diener zweier Her ren" gespielt. Mit diesem Stück geht man auch nach Schloß Waldenfels und Burg Piberstein. Burgspiele In Losenstein Das erste Burgspiel in Losenstein fand 1965 am Fuße der Ruine statt. Es handelte sich da bei um ein Stück von Pfarrer Franz X. BlasI aus dem Leben der Losensteiner Ritterschaft um das Jahr 1300.4000 Besucher kamen damals. Erst nach 14 Jahren wagte man sich auf Grund des damaligen Erfolges an eine Wiederbele19

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