Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Bücherecke reich und der Schweiz" wähite er besonders schöne Bildbeispiele aus, die in hervorragender Druckquaiität das optische Korsett dieses Bändchens bilden. Dazu formulierte er eigene Gedanken, zusammen gefaßt in Monatsabschnitte, so etwa für den März: im Herrgottswinkei, Hinter Gittern, Werkzeuge des Friedens, Passionssonntag. Es sind kurze Predig ten, über die der Leser nachdenken kann, wobei ihn die volkstümlichen Bilder sicherlich stets in eine festliche Stimmung versetzen. Ein schönes, kleines Buch zum Herschenken, zum Verschenken an Menschen, die man gerne hat! 0. W. Elly Koch: Schweizer Kreuzstichmuster aus dem Bergeii, Engadin, Safiental und anderen Graubündener Tätern. - Rosenheim: Rosenheimer Verlags haus Alfred Förg 1982, 128 Seiten mit 82 teiis zwei farbigen Musterzeichnungen und 17 Tafeln, davon 9 farbig, Leinen, Ladenpreis S 273.60. Den Freunden einer Neubelebung alter Volkskunst, vor allem den vielen weiblichen Teilnehmern an den Freizeitkursen unseres Volksbiidungswerkes, der Volkshochschulen, aber auch privater Aktivgruppen wird nach der bereits besprochenen Publikation ,,Aite Mustertücher" von Irmgard Gierl diese neue ,,Rosenheimer Rarität" wärmstens empfohlen. Die Autorin macht ihre Leserinnen (in meinem Heimatort kenne ich sogar einen Zahnarzt, der ein begeisterter Anhänger des Kreuzstiches ist) mit alten Schweizer Kreuzstichmustern bekannt. Sie greift dabei auf die echten überlieferten Muster, auf spezieile Beispiele aus entlegenen Talschaften zurück, in denen durch die landschaftliche Abgeschiedenheit die eigene ur sprüngliche Phantasie und Erfindungsgabe in Ver bindung mit treu behüteter Tradition ungebrochen weiterlebt. Ein besonderer Vorteil dieses Buches ist die genaue Aufzeichnung der einzelnen Muster und dann die Abbildung des ganzen Stückes, aus der die volle Schönheit und Harmonie einer in dieser Tech nik angefertigten Handarbeit erkannt werden kann. Je nach eigenem Können und eigener Geschick lichkeit wird jeder Anhänger(in) des Kreuzstiches dieses Buch gern als Anregung und Vorlage zum Nacharbeiten benützen. Die für die Rosenheimer Verlagsanstalt bekannt lie bevolle künstlerische Ausstattung macht diese Ver öffentlichung auch zu einem Bilderbuch, das sich gerne jeder Bücherliebhaber in seine Bibliothek ein steilen wird. E. W. Neuerscheinungen Im OLV Harry Slapnicka: Oberösterreich - unter Kaiser Franz Joseph (1861 bis 1918). - Linz: Oberöster reichischer Landesverlag 1982, 544 Seiten, 32 Schwarzweißabbildungen, 21 Skizzen, farbiger Schutzumschlag, Leinen, Ladenpreis S 448.-. Dleses Geschichtsbuch, das eigentlich den Rah men der Zeitgeschichte überschreitet, ist als Band 8 der vom Oberösterreichischen Landesverlag her ausgegebenen ,,Beiträge zur Zeitgeschichte Ober österreichs" erschienen. Dem Autor - Harry Slap nicka - ist Bienenfleiß und größtes Geschick in der Darstellung zeitgeschichtlicher Themen zu bestäti gen. Nachdem er bisher in vier Büchern die Ge schicke unseres Heimatlandes von 1918 bis 1945 beschrieben hat-objektiv und eingehend-, greift er nun weiter aus. Es Ist die österreichische Ge schichtsperiode unter Kaiser Franz Joseph, die er in ihren Auswirkungen auf Oberösterreich, damals ,,eines der kleinen Länder der Monarchie", in allen Ihren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Facetten behandelt. Diese Vergangenheit unserer Väter und Großväter, nach 1918 vielfach verteufelt, heute vielfach nostal gisch verklärt, wird von ihm auf Grund gewissenhaf ten Quellenstudiums so beschrieben, wie sie war, wie eben ein verantwortungsbewußter Historiker Forschung und Geschichtsschreibung betreibt. Damals wurden In allen Berelchen unseres staatli chen und kulturellen Lebens Grundlagen geschaf fen, die bis heute fortwirken. Nur wissen wir so wenig davon. Damais erfolgte der,,Start für eine moderne Verwaltung". Wir erfahren von ,,Sieben Landes hauptleuten neben 15 Statthaltern". In dieser Zeit bildeten sich die politischen Parteien. Es gab ,,53 Jahre Wahireformbemühungen", ,,frühe Dis kussionen um das Frauenwahirecht". Zeitungen wurden gegründet, wobei Slapnicka ,,Drei Phasen von Zeitungsgründungen" herausarbeitet. Die ,,Analphabeten sterben nur langsam aus". Unsere Bahnlinien werden gebaut, die ersten Industrieanla gen entstehen. Es gab aber auch ein Grundlagen schaffendes wis senschaftliches Leben, wobei Schwerpunkte Ge schichte, Naturwissenschaften und Medizin waren. Die ,,Kunstszene zwischen München und \N\en" ist ein Kapitel, das uns neue Einsichten eröffnet. In Mu sik und Dichtung gibt es auch noch viele Begabun gen außer Stifter, Steizhamer und Bruckner. Oder wer erinnert sich daran, daß ,,die heute noch gelten den Bürgerrechte von 1867 die Unterschrift des aus Gleink bei Steyr stammenden Justizministers Anton Hye tragen"? Eine reiche Materiaisammlung, ein Nachschiagwerk, aber auch ein anregendes Lesebuch mit um fassender Zeittafel, weiterführenden Anmerkungen und Literaturhinweisen, mit interessantem Bildteil. O. W. lise Luger: Das bäueriiche Wohnhaus in Oberöster reich. Lebende Tradition. Erhaiten, Gestalten und Planen. - Linz: OLV-Buchverlag 1981, 272 Seiten, 180- u. 240 Schwarzweißbilder, 148 Skizzen, For mat 21 X 25 cm, Leinen, Ladenpreis S 498.-. Dieses vorzüglich ausgestattete Buch des Ober österreichischen Landesveriages kann als wichtiger Beitrag zum ,,Jahr des Umweltschutzes" in Ober österreich bewertet werden. Umwelt ist ja nicht nur die uns umgebende Natur, sondern mit gleicher Be deutung die von Menschenhand geschaffene Sied lungslandschaft. Die Autorin, Dipi.-Ing. lise Luger, ist Architektin. Durch einen Wettbewerb der Landwirtschaftskam mer für Oberösterreich wurde sie auf die Problema tik des bäuerlichen Wohnbaues in unserer Zeit auf merksam. Daraus ergab sich ein Forschungsprojekt Im Rahmen der Wohnbauforschung des Bundesmi nisteriums für Bauten und Technik ,,Das bäuerliche Wohnhaus In Oberösterreich", das nunmehr in an schaulicher Buchform vorliegt. Als Technikerin ist die Autorin sparsam im Wort. Der Schwerpunkt ihrer Arbelt liegt auf der fotografischen Dokumentation und der Architekturaufnahme. Die großen inhaitsgruppen lauten: Gestaltungsgrundla gen - Analysen bestehender Lösungen - Aspekte des 20. Jahrhunderts - Weiterentwicklung und Neugestaltung - Lösungswege für Neuplanungen. Die positive Gesinnung, in der dieses Werk konzi piert worden ist, drückt sich markant in dem Satz aus: ,,Das Hinhören auf den landschaftlichen Aus druck bedeutet den Beginn der gestalterischen Auseinandersetzung des Menschen." Im Gegensatz zur gegenwartspessimistischen ,,Oberösterreichischen Baufibei" von R. Hecki, er schienen 1949, bejaht sie die neue Zeit:,,Geänderte Funktionen, neue Materialien und die technischen Möglichkeiten üben ihren Einfluß auf die Gestaltung des bäuerlichen Wohnhauses aus. Die bewußte Auseinandersetzung mit veränderten Bedingungen ermöglicht die Weiterentwicklung unter Einbezie hung neuer Gesichtspunkte." Dieses Werk ist als Standardliteratur einzuordnen. Es gehört in jedes Bauernhaus, vor allem in jede technische und landwirtschaftliche Fachbibiiothek. O. W. Emiiio Vasari: Ein Kämpfer für Europa - Otto Habs burg im Europa-Parlament. - Herold Verlag Mün chen - Oberösterreichischer Landesveriag 1982, 240 Seiten, Ladenpreis S 298.-. Mit großer Einfühlung beginnt Vasari nach Schilde rung der verzweifelten letzten Versuche Kaiser Karls, den Thron zu retten, die vielseitige Erziehung und Bildung des ältesten Kaisersohnes Otto auf zuzeigen. Bedeutende und ausgezeichnete Lehrer und Erzieher wurden nach Lequeitio im Baskeniand berufen, das für etwa zehn Jahre der Wohnsitz für die Kaiserin Zita und ihre acht Kinder, fünf Söhne und drei Töchter, wurde. Danach übersiedelten sie nach Steenockerzeel in Belgien. Vasari schildert dann das sehr umfangreiche Studium Ottos an der Universität Löwen, das mit dem Doktorat abge schlossen wurde. Schon hier kam er mit bedeuten den Persönlichkeiten zusammen, die in ihm immer mehr den Hang zu politischer Betätigung verstärk ten. Sehr aufschlußreich ist Vasaris Schilderung der po litischen Verhältnisse der dreißiger Jahre in Öster reich, wobei auch der Versuch einer wirtschaftlichen Annäherung zwischen Österreich und Deutschland (Zollunion) aufgezeigt wird, gegen die aber die Sie germächte des Ersten Weltkrieges waren; eher hätte man einer österreichisch-ungarischen Verbin dung zugestimmt, in Osterreich kommt es in dieser Zeit zu einer vermehrten monarchistischen Tätig keit. Im Kapitel,, Verzicht auf Restauration" legt der Autor die Gründe dar, warum Dr. Habsburg darauf ver zichtet hat. Nach dem Ausbruch des Zweiten Welt krieges kam Dr. Habsburg über Spanien und Portu gal nach Amerika. Hier kam es sehr bald zu Unterre dungen mit Rooseveit, der einem Freunde gegen über erklärte: ,,ln Europa gibt es zwei Menschen, die besser informiert sind als alle anderen. Der eine ist der Papst in Rom, der andere Otto von Habsburg" (S. 55). Sehr aufschlußreich ist die Schilderung Va saris über die politische Tätigkeit Ottos von Habs burg in Amerika. Gerade von Amerika aus gesehen, entwickelte sich bei Otto von Habsburg die Über zeugung, daß Europa ein einziges Land sei. Hier lernte er auch Graf Coudenhove-Kaiergi, den Be gründer der Paneuropa-Union und Vater des Paneuropa-Gedankens, kennen, dessen Artikel Otto von Habsburg schon als Schüler gelesen hatte. Nach dessen Tode 1972 wurde Otto von Habsburg in 87

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2