Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Landeskunde fangreiche Bilder- und Negativsammlung. Ferner gehören zum Archiv zahlreiche Vorar beiten zu bisher unveröffentlichten Manus kripten zur oberösterreichischen Volksfor schung sowie eine Sammlung einschlägiger Zeitungsnotizen. Der Schwerpunkt des Archivs liegt auf Mittei lungen, die das Brauchtumsgeschehen unse res Landes beinhalten. Da Ernst Burgstaller bereits sehr früh mit seinen Forschungen be gonnen hat, erstrecken sich seine Erhebun gen über einen weiten Zeitraum und enthalten auch Aussagen über das Brauchtumsgesche hen vor dem Ersten Weltkrieg, der eine bedeu tende Zäsur bei volkskundlichen Erschei nungsformen bildet. Sie umfassen sowohl die zahlreichen Bräuche des Jahres- als auch des Lebenslaufes, wie z. B. Allerheiligen, Aller seelen, Nikolaus, Weihnachten, Dreikönig, oder des Geburts- und Bestattungsbrauch tums. Besonders zahlreich vertreten sind Un terlagen über die Arbeitsmethoden und Ar beitsbräuche, die mit dem vorindustrieilen Ge treidebau verbunden waren und in ihrer Erstreckung von der Aussaat bis zum Drusch die Grundlage für eine monographische Darstel lung bilden werden, die als 1. Band der von der Stadt Wels vorgesehenen ,,Veröffentlichun gen" aus dem Archiv Ernst Burgstallers er scheinen wird. Natürlich enthält das Archiv auch Mitteilungen aus anderen Gebieten der Volkskunde, wie etwa der Sagen, Kinderspiele, des bäuerli chen Erbrechtes, um nur einige zu nennen. Bei fast allen diesen Nachweisen handelt es sich um Brauchtumselemente, die im Zuge der raschen Mechanisierung und Technisierung auch kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe seit der Nachkriegszeit weitgehend in Verges senheit geraten sind und deren Archivierung daher eine bedeutende historische Quelle darstellt. Nach der endgültigen Aufstellung des Archivs, wird Wels über ein Institut verfügen, das, vor allem in seiner kulturgeographischen Ausrich tung und Ausstattung, wohl manchem gleich gerichteten Institut an österreichischen Uni versitäten adäquat sein dürfte. Dies wird insbesondere der Fall sein, wenn auch, wie vorgesehen, die Bibliothek des For schers mit dem Archiv vereinigt werden kann. Diese umfaßt mehrere tausend Fachbücher aus dem Bereich der Volkskunde und ihrer Nachbarwissenschaften, aber auch bedeu tende Bestände aus einem weiteren Flauptarbeitsgebiet des Gelehrten, nämlich der Fels bildforschung. Was besonders erwähnens wert ist, zur Bibliothek gehört auch eine große Anzahl von aus- und inländischen Fachzeit schriften. Den nach außen hin sicher attraktivsten Teil der ,,Sammlung Burgstaller" stellt die soge- ,,Neujahr", Patengeschenk aus Julbach (Mühlviertel) namte „Gebiidbrotsammiung" dar. Auch sie soll in ihrer Erweiterung zum ,,österreichi schen Gebäcksmuseum" im Laufe des Jahres 1983 wieder der Öffentlichkeit zugänglich ge macht werden. Die Gebäcksammlung wurde von Ernst Burgstaller bereits 1932 begonnen, als er sich im Zuge seiner kartographischen Arbeiten am ,,Atlas der deutschen Volkskun de" für diesen Zweig der Volksnahrung be sonders zu Interessleren begann. Schon die reiche Illustration seiner oben genannten Werke zur Gebildbrotkunde, die heute in allen volkskundlichen Instituten des In- und Aus landes zu den Standardwerken der Volksnah rungsforschung gehören, läßt erkennen, daß es dem Forscher nicht nur um die Beschrei bung dieser öbjekte ging, sondern auch um die systematische Sammlung der öriginale. Seine Sammlung war zunächst im,,Innviertier Volkskundehaus" der Stadt Ried als Leihgabe untergebracht und wurde, wesentlich ver mehrt, 1954 bei einer Gebäckaussteilung im Rahmen der Landwirtschaftsmesse in Wels gezeigt. Bereits damals setzten Bestrebungen ein, in Wels ein volkskundliches Zentrum des österreichischen Bäckergewerbes zu schaf fen. Dabei dachte man, angeregt durch die Ausstellung bei der Landwirtschaftsmesse, auch daran, in dieser Stadt ein Brotmuseum einzurichten. Über Ersuchen des damaligen Museumsdirektors Dr. Gilbert Trathnigg er klärte sich Ernst Burgstaller bereit, seine Ge bildbrotsammlung der Stadt Wels als Leih gabe zur Verfügung zu stellen. Flier war sie bis 1976 im großen Saal des sogenannten ,,Ge werbemuseums" in der Welser Burg zu be sichtigen. Bei der Umgestaltung des Mu seums mußten aber leider auch die Gebäcke 78

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