Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Lageplan des römischen Wels yopographie des Irömisehen Wels Gemeinderat zwei Bürgermeister (Duumvirn) - nach ihrer Funktion besser: Stadtrichter^^- zwei Ädilen (Markt- und Polizeireferenten) und einen Quaestor (Kassenverwalter). Die Decurionen wurden ursprünglich auf Lebenszeit gewählt, die Duumvirn, Ädilen und Quaestoren jeweils auf ein Jahr.ss Der Gemeinderat setzte sich somit aus resignierten Amtsinha bern nach Beendigung der einjährigen Funk tion und den alle fünf Jahre dazugewählten Neu- oder Nachfolgemitgliedern zusammen. Im System der Stadtverwaltung ist ein ge treues Abbild der staatlichen Verwaltung in Rom, des Senats, der Konsuln und der Unter beamten zu sehen.53 Waren die Decurionen ursprünglich frei gewählt worden, so mußten sie ab den diokletianischen Reformen ernannt werden. Da diese Vertreter der Stadt für etwa ige Steuerrückstände haftbar waren und dafür mit ihren Eigenvermögen hafteten, war das einstige Ehrenamt zu einer nunmehr mit Wi derwillen getragenen Bürde geworden.®" Was die militärische Verwaltung betrifft, so sind aus Wels zwar Funde aus dem Soldaten leben vorhanden, doch ist eine militärische Belegung der Stadt nicht nachgewiesen. Für die Spätzeit wird die Anwesenheit einer klei nen Garnison für möglich gehalten.®^ Neben den staatlichen Funktionären bestan den auch noch Priesterorganisationen der je weiligen Kulte, was im nachfolgenden Ab schnitt behandelt werden soll. Nichtbürgern oder Bürgern, denen nur ein ge ringes Vermögen zur Verfügung stand, war es gestattet, sich in den verschiedensten Verei nigungen zusammenzuschließen. Solche be standen zu den manigfaltigsten Zwecken, als da sind: ,,Spar-, Kult- und Veteranenvereine, freiwillige Feuerwehr, Vereinigungen zur pa triotischen und vormilitärischen Erziehung der Jugend."52 Funktionäre der staatlichen Verwaltung und der Priesterorganisationen sind für Ovilabis sowohl durch Inschriften als auch durch Funde gut belegt. Religion und Kult Die Vorstellung der Römer von ihren Göttern entsprach weitgehendst jener der Griechen. Oberster römischer Gott war Jupiter, zu den wichtigsten Staatsgöttern zählten außerdem noch Juno und Minerva. Zahlreiche andere Götter besaßen ihnen zugeordnete Aufga bengebiete. Darüber hinaus dachten sich die Römer auch die Natur beseelt. Wurden neue Völkerschaften dem Reich eingegliedert, so durften diese, falls sie die Reichsgötter aner kannten, auch die alten einheimischen Gott heiten weiter verehren.5® Vom Tempel mit der kapitolinischen Trias - Jupiter, Juno und Minerva - ist für Wels kein Nachweis gesichert. An die Götter Apollo, Ju piter und Vulkanus, sowie an Genius und La ren erinnern Weihesteine.®^ An Statuetten sind zu erwähnen: die altheimischen Mutter gottheiten, als Juno verehrt, Diana, Venus, Minerva, Fortuna, Mercur, ein Lar, ein Genius, ein Eros und ein Satyr.®® Auf Mithras weist nur eine Ritzinschrift auf dem Heft eines Messers hin.55 Sämtliche Bronzestatuetten des Stadt museums Wels sind in Robert Fleischer, Die römischen Bronzen in Österreich, Mainz 1967, abgebildet und beschrieben.57 Eine Attis-Figur fand sich auf einem Baustein, der bei der Agydienkirche in Aigen als Eckquader einge mauert worden war.®" Das Bruchstück eines Weihereliefs - es zeigt Diana Nemesis mit einem Greif und eine ver stümmelte Weiheinschrift - läßt den berech tigten Schluß auf das Vorhandensein eines Amphitheaters zu. Auf Anhänger ägyptischer Kulte weisen die Bronzestatuette eines Falken des Re-Horus und die Pfeifentonfiguren der Anubishunde hin. Die vorrömische Bevölkerung ist durch den keltischen dreigehörnten Stiergott Tarvos Trigaranus vertreten. Neben dem weiter oben angeführten Weihe stein für Diana Nemesis wurde ein anderer

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