Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Kunst der Gegenwart winkelige Altarwand leuchtet goldfarben. In reinem Weiß edlen Steinmaterials davor die Mensa. Darauf als Mitte der Tabernakel, flan kiert von sechs schlanken Leuchtern, schöne Bronzegüsse. Ein gotisches Kruzifix, den Al tartisch dahinter überragend, und links dane ben eine gotische Madonna harmonieren voll mit den modernen Bildwerken. Der historische Meister und der zeitgenössische Künstler ha ben sich in Anonymität vereinigt. Die Namen treten hinter das Werk zurück. Licht und Farbe empfängt der Raum neben Lichtkuppeln über der Mensa von der Glas fensterfront, die an den Altarbereich an schließt. In abstrakter Zeichensprache wird der Betende und Schauende in die Empfin dung des Rauschens von Engelsflügeln ver setzt. Es sind nicht liebliche Engel, sondern biblische Seraphine, die mit ihren Flügel schlägen seine Seele berühren, nicht bedro hend, doch ernst stimmend. Auch die nordseitige Wandfläche über den Eingangstüren wird in ihrer oberen Randzone von einem Fenster band in Betondickglas künstlerisch betont. Für die alte Hauskapelle konnte Kolbitsch ein Fenster gestalten, das In seinem glasmaleri schen Schaffen eine Sonderstellung ein nimmt. Es wirkt mit seinen abstrakten Noten zeichen wie die Translation eines mittelalterli chen Antiphonars in den Bereich der Glasma lerei. Im Jahr 1969 wurde dem Künstler im Trakt der Krankenpflegeschule des Spitals die Planung und Gestaltung einer weiteren Kapelle über tragen. Der Grundriß dieses Sakralraumes ist einfach rechteckig. Klösterliche Bescheiden heit wird architektonisch zum Ausdruck ge bracht. Das feierliche Gotteslob bleibt dem Künstler vorbehalten. An Altar- und Rückwand dieses Gebetssaales setzte er bestehenden Fensterflächen in leicht kurvigem Aufbau Be tonglasfenster vor, die stimmungsvolles Licht geben. Die übrige Ausstattung ist ganz auf den Altartisch aus Mühldorfer Marmor und eine formschöne Tabernakelsäule mit aufgesetz tem Tabernakelkörper in Stahlätzung ausge richtet. Dessen Gestaltungsmotiv ist die Dor nenkrone, Fingerzeig hin zur ewigen Passion Christi. Altarkreuz, Ewiges Licht, Kerzen leuchter ergänzen das liturgische Inventar, wie Rudolf Kolbitsch es überhaupt dankbar begrüßt, auch Kleinkunstwerke für einen kirchlichen Zweck gestalten zu können, so z. B. in der neuen Krankenhauskapelle neben der Fülle der bereits beschriebenen Arbeiten einen Opferstock in Stahlätzung, der beim Verlassen des Raumes zu letzter Besinnung einlädt. Den (vielleicht vorläufigen) Abschluß seines künstlerischen Einsatzes für das Kranken haus Wels bilden vier Tafelbilder, die er im Vorjahr für den Meditationsraum des Ange stellten-Wohnheimes der Anstalt schaffen 65

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