Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Kunst der Gegenwart vorbehaltlos zugesprochen werden. In diesem Sinne ehrte ihn auch die Glasmalerei Schiierbach, als sie ihm vom 9. Mai bis 6. Oktober 1980 in ihrer Margret-Bilger-Gaierie eine um fangreiche Personaiaussteiiung widmete. Der Künstler hat auf diesem Gebiet alle Höhen und Tiefen eines schöpferischen Menschen durchschreiten müssen. Immer wieder von neuen Zweifeln geplagt, hat er die Last der Gestaltung oft überdimensionalen Fensterflä chen auf sich genommen. Alle formalen Aus drucksmöglichkeiten von figural über abstrakt wieder zurück zur Figuration hat er versucht, niemals einem modischen Trend, sondern stets nur seiner inneren Stimme gehorchend. Seine körperlichen Kräfte hat er oft und oft bei der Arbeit an einem Glasfenster bis zur Er schöpfung eingesetzt. Für die Verwirklichung all dieser Biidideen und angewandten künstlerischen Techniken wur den Rudolf Kolbitsch, wie bereits ausgedrückt, in Wels ideale Voraussetzungen geboten. Das Allgemeine öffentliche Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Wels —so die offizielle Bezeichnung — ist in seiner Gründung und Geschichte ein Mu sterbeispiel kirchlichen Garitasdenkens. Über Initiative von Kanonikus Josef Fiotzinger, da mals Stadtpfarrer von Weis, im Zusammen wirken mit Borromäa Hillebrand, zu dieser Zeit oberösterreichische Provinzoberin der Kreuz schwestern, wurde der Spitalserstbau im Jahr 1903 fertiggestellt. Die weitere Entwicklung erfolgte im Sinne eines organischen Wachs tums, oft negativ beeinflußt von der in diesen Jahrzehnten sehr bewegten österreichischen Zeitgeschichte. Ab 1961 gelang die Neuorga nisation und Erweiterung dieser Anstalt zu ei nem im oberösterreichischen Gesundheits wesen angesehenen Großspital. Beispielge bend wurde dabei in die Baupianung von Ar chitekt Hans Feichtinger auch eine vielfältige künstlerische Gestaltung einbezogen. Rudolf Kolbitsch wurde sozusagen zum Hauskünstler ausgewählt. Es wurde ihm volles Vertrauen geschenkt. Bereits in der Eingangshalle wird die Aufmerk samkeit des Besuchers auf eine eindrucks volle Wandgestaltung gelenkt. In einer 1965 herausgegebenen, von Primarius Dr. Franz Freimüller redigierten Festschrift wird dieses ,,Bild in der Besucherhaile" eingehend be schrieben. Dieser Text wird hier voiiinhaitlich wiedergegeben, weil er zeigt, mit weicher An teilnahme die Arbeit des Künstlers im Weiser Krankenhaus bedacht wird, welche Wert schätzung er genießt: ,,Die geschlossene Stirnwand der Besucherhaile ist als Stiftung der Primarärzte der Anstalt künstlerisch ge staltet worden. Rudolf Kolbitsch hat in dieser Wand eine poetische Idee verwirklicht, die diesen Begegnungsraum geprüfter Menschen 62 zu einem befreienden, freundlichen Ort macht. In der Tiefe des Raumes steht die große Bild wand wie ein gläserner Gobelin von fünf mal sechs Meter Größe, aus abstrakten und figuralen Zeichen gewoben. Leuchtend und zart klingt das Thema der Freude an in der Bewe gung der Vögel, die einen großen, kreisenden Rhythmus hat, in der unteren Biidhäfte sogar etwas Wiegendes. Ein heiteres Leben der Seele ist hier entbunden vom Materiellen und wird vollends bezwingende Wirklichkeit in den abstrakten Räumen einer neuen, künstleri schen Dimension. Es handelt sich um eine Maierei auf Ahornplatten, durch die dünnen Wasserfarben ist auch auf größere Entfernung noch schön die edle Maserung des Holzes spürbar; dieses Malen, das die hellen Stellen einfach ausspart und rasch vor sich gehen mußte, erforderte vom Maler ein hohes Maß von Konzentration für die riesige Fläche, nachdem ja kein Strich mehr hätte korrigiert werden können. Schließlich wurde die Malerei mit Poiyesteriack überzogen, wodurch dieser gläserne Eindruck entstand, der das Bild wie im Einschluß erscheinen läßt und der ganzen Bildwand die für ein Krankenhaus erwünschte, geradezu hygienische Wirkung verleiht. Da durch ist es aber auch zu diesem ungemein duftigen Eindruck gekommen und gleichzeitig die Farbe zu einem Leuchten gesteigert wor den, das so in keiner anderen Technik möglich gewesen wäre." Rudolf Kolbitsch hat dieses Wandbild 1964 fertiggestellt. Er selbst spricht von einer Dar stellung des Paradieses. 16 Jahre später1980 - wurde ihm für die künstlerische Gestal tung des Foyers zum 2. Bettentrakt des Hau ses eine ähnliche Aufgabe übertragen. Dies mal löste er die gegebene Wandfläche in 18 einzeln für sich bestehende Elemente gleicher Maltechnik (lasierend bemalte Ahorntafeln) auf. Als zusammenfassende Thematik wählte er das Motiv der Arche Noah mit vielen ge danklichen Einschüben, wobei hervorste chend die Bildvorstellung von der ,,Rettung des Menschen durch die Geburt Christi" ist. In einem Spital, dessen Verwaltung und Kran kenpflege in Händen von geistlichen Schwe stern liegt, nehmen die Sakrairäume - die Hauskapelien - naturgemäß eine besondere Rangordnung ein. Schwestern und Ärzte sol len hier für die Erfüllung ihres schweren Ta gewerks seelische Stärkung, die Kranken Trost finden. Dieser Grundgedanke kommt im Erweiterungsbau des Welser Krankenhauses deutlich in der baulichen Konzeption der neuen Anstaltskapelle als zentral orientierter Raumkörper zum Tragen. Rudolf Kolbitsch wurde die Aufgabe gestellt, das Werk des Ar chitekten zu höchst möglicher Spiritualität zu steigern. Auch diese Arbeiten mußte er 1964 vollenden, also für ihn ein Jahr gespannter Kraftanstrengung. Wels, Allgemeines öffentliches Krankenhaus, Blick auf die Stirnwand der Besucherhalle: zehn bemalte Ahornplatten, 5 x 6 m, Thematik: Vögel und Pflanzen als Symbole des Paradieses. - Foto: Erich Widder

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