Paul Goldstein „Karttenmacher zu Wells", Beispiele von Druckbögen aus seiner Werkstatt, Stadtmuseum Linz und Stadtmuseum Wels noch in den Mittelmeerländern zu finden. Sie waren aber ehemals bis weit ins 19. Jahrhun dert hinein auch in den Donaugegenden ver breitet. Sie nennen Becher, Geld, Schwerter und Stäbe als Zeichen, unter den Bildern ha ben sie statt der Königin einen Reiter oder Kavall, so daß die Reihe also König, Reiter, Bube lautet. Man hat sich in der Barockzeit auch vielfach mit der Ausdeutung der Kartensym bole beschäftigt. Der Nürnberger Gelehrte Harsdörffer (1607-1658) sagt, daß in der Trapolierkarte die vier höchsten Tugenden vor gebildet seien, durch die Pfennige die Gerech tigkeit, durch die Becher die Mäßigkeit, durch die Stäbe die Klugheit und durch die Schwer ter die Tapferkeit. Die vier Farben der deut schen Karte werden mit den Jahreszeiten ver glichen: das Laub bedeutet den grünen Früh ling, das Herz den warmen Sommer, die Ei chel den fruchtbaren Herbst und die Schelle den kalten Winter mit Schlittenfahrt und Schel lengeläut. Von den vier Elementen wäre das Herz der Ursprung der natürlichen Wärme, also das Feuer, die Schelle die Luft, die durch ihre Bewegung den Schall erzeugt, das Laub das Wasser als die Ursache alles Grünen und die Eichel die Erde, aus welcher sie wachse.^^ Die Nachrichten über Kartenmaler in Wels be ginnen bereits im 16. Jahrhundert. Im Jahre 1553 wurde Paul Goldstein als Kartenmacher in das Bürgerbuch eingetragen.=2 Er war der erste nachweisbare Vertreter dieses Hand werks in Oberösterreich. Nach dem Tode des Kartenmalers Paul Goldstein im Jahre 1563 werden die Legate an die Gesellen Klaus Schieß aus Kempten und Hans Kiening aus Schwaben ausbezahlt, der Kartenmalerge selle Jobst Wurm aus München quittiert als Gewaltträger seines Bruders Michael Wurm, Papiermacher zu Kremsmünster, den Erhalt von 44 Gulden, die Goldstein für Papier schul dig war. =2 Qje Werkstatt scheint der Karten maler Peter Adiwalder übernommen zu haben - vielleicht mit der gesamten Einrichtung und auch den Druckstöcken für die Spielkarten herstellung? Nach dem Tode desselben (1576) sollen die hinterlassenen Karten auf dem Linzer Bartholomäimarkt verkauft wer den. Die Gesellen Michael Kiening aus Augs burg und Balthasar Main von Schongau kön nen jedoch keine Bürgen stellen, sie müssen daher in Begleitung eines Mitgliedes des Ra tes der Stadt Wels nach Linz fahren, wo der Verkauf der Spielkarten überwacht wird.^" Mit Michael Kiening aus Buchloe kam 1576 eine geschäftstüchtige Persönlichkeit zum Zug. Als er von der Stadt Wels als Kartenmacher auf genommen wurde, wohnte er zuerst im Hause des Adiwalder, übersiedelte aber schon 1578 in die Vorstadt, wo er mehrere Häuser be saß.Die Zahl der Kartenmachergerechtigkeiten in oberösterreichischen Städten blieb i 5 V n<3 <3 <3"^<3 <3 <3 <3 ^ .<39. .<39 ä§ i:> flf immer sehr klein. Das Beispiel von Wels zeigt aber, daß es im 16. Jahrhundert zuerst wohl nur eine, seit der Jahrhundertwende und im 17. Jahrhundert aber gleichzeitig zwei Ge rechtigkeiten für Kartenmaler gab. Dies läßt auf eine besondere Blüte dieser Sparte des Kunsthandwerks in Wels schließen. Man muß dabei bedenken, daß wohlhabende Herren zum Kartenspiel am Abend jeweils ein neues Spiel benutzten, daß man also nur in den Schenken und beim gemeinen Volk mit abge griffenen Karten spielte, während sonst der Kartenmaler immer wieder für Nachlieferung sorgen mußte. Schon aus dem 16. Jahrhundert sind die frühesten gedruckten Karten aus Wels erhalten. Im Museum der Stadt Wels befinden sich Bei spiele mit der Jahreszahl 1556 (irrtümlich 15556 geschrieben), außerdem je zwei Druckbogen mit je neun Karten mit der Auf schrift ,,Karttenmacher zu Wells 1560". Wei tere Blätter, die sich im Welser Stadtmuseum erhalten haben, wurden auf Grund der Jah reszahl (1570 oder 1576) mit Peter Adiwalder 55
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