Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Stiftsbibliothek Kremsmünster, Einband zum Codex Miiienarius Minor, ebenfalls eine Evangellenhandschrift 2. Hälfte 9. Jahrhundert aus der Werkstatt des Welser Goldschmiedes Heinrich Vorrath, Ende 16. Jahrhundert, Vorderseite mit gekrönter Madonna auf der Mondsichel vor einer Strahlenmandorla. - Foto: Elfriede Mejchar, Bundesdenkmalamt Wien münster und Wels in dieser Beziehung noch im 19. Jahrhundert sei immerhin vermerkt. Der Vorchdorfer Pfarrer Augustin Staudacher er warb einige Kostbarkeiten aus aufgehobenen bayerischen Klöstern, darunter eine Garnitur, bestehend aus Tasse, Lavabokanne und zwei Meßkännchen für Wein und Wasser (Silber vergoldet mit Rubinbesatz). Diese Garnitur trägt eine Augsburger Meistermarke, ist aber durch einen Welser Goldschmied im Jahre 1816 umgestaltet worden, da wahrscheinlich der untere Teil der Kannen beschädigt war.^^ Gestatten bei den Goldschmiedearbeiten die Punzen und Beschaumarken eine Zuordnung zu einer Stadt, so ist dies unter den Metallge werben sonst noch bei den Glockengießern^* und bei den Zinngießern möglich. Zinn kann als Material am besten mit einem Zusatz von Blei verarbeitet werden. Schon im Mittelalter hatte man erkannt, daß eine starke Legierung mit Blei gesundheitsschädlich sein könnte. Die Bestimmungen der verschiedenen Zunftord nungen und der von den Magistraten. Landob rigkeiten usw. bestätigten Ordnungen des Handwerks verfügen also, daß nur überprüfte Mischungen verwendet werden dürfen. Ein Hilfsmittel bei der Überwachung der Einhal tung der Bestimmungen war die Stempelung, also das Versehen der fertigen Werke mit ei nem Meisterzeichen, oft zusammen mit einem Stadtzeichen.2= Gegenüber vielen anderen Produkten kunsthandwerklicher Art, bei spielsweise solchen der Kupferschmiede oder der Gürtler, bieten die Erzeugnisse der Zinn gießer daher die Möglichkeit, eine genauere örtliche und zeitliche Zuordnung der Objekte vorzunehmen, die erhaltenen Marken geben aber auch einen Überblick über die in den je weiligen Orten tätigen Meister. Das große Sammelwerk über Namen und Marken der verschiedenen Zinngießer in deutschen Lan den stammt von Erwin Hintze,^® eine Über sicht über die Meister in Österreich zusammen mit einer Bibliographie habe ich vor kurzem veröffentlicht.27 Nach den von Kurt Holter^s ergänzten Angaben Hintzes ist die erste Zinn gießerwerkstatt in Wels seit 1552 belegt. Auf Georg Taschinger, der Inwohner im Hause Stadtplatz 14 war, folgte Jakob Perger, 1577 noch Inwohner, seit 1590 als Besitzer des Hauses Hafergasse 13 nachweisbar. Nach 1597 folgte ihm dort Wolf Ecker und nach 1610 bis 1614 Hans Ziegler. Bei dem damaligen Aufschwung der Stadt^s ist es nicht erstaun lich, daneben eine zweite Werkstatt aufblühen zu sehen, die vermutlich größere Bedeutung hatte.Jakob Ruepp, am 19. Jänner 1560 Bürger geworden, hat 1577 drei Ratskannen für die Stadt Wels hergestellt, nach dem übli chen Typus mit hohem Fuß, gebauchtem Kör per und schlankem Hals. Am Fuß-, Lippenund Deckelrand gepunzte Ornamentfriese, am Hals ein vergoldeter Schild mit den Wap pen von Wels und der Jahreszahl 1577, als Deckelknopf ein sitzender Löwe; am unteren Ende des Henkels ein Drachenkopf. Im Boden ist in Reliefguß ein Medaillon mit der Gottes mutter im Strahlenkranz angebracht.^^ Diese Objekte (Höhe 45 cm) sind noch immer im städtischen Museum in Wels in Verwahrung und sind Zeugnis für die handwerklich gute Kunstfertigkeit der Welser Zinngießer. Ruepp arbeitete übrigens 1574 auch für Kremsmünster, vor 1596, vielleicht schon 1590 wird er gestorben sein, da David Englhard zwischen 1590 und 1599 als Inwohner in der Altstadt 7 nachweisbar ist. Auch dieser ar beitete 1593 bis 1595 für Kremsmünster, Mel chior Koll, der zwischen 1599 und 1616 die zweite Handwerksgerechtigkeit innehatte, folgte wahrscheinlich Jakob Senner (Stenger) nach.Nach den wegen ünredlichkeit etwas umstrittenen Meistern Hans Ziegler und Hans Limbeck33 ist ein wichtiger Name für Weis zu nennen: Hieronymus Ledermayr erhielt 1627 das Bürgerrecht, um 1633 machte er am 51

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