Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

laufenden Zurückbleiben Oberösterreichs. Das Land ob der Enns ist bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein Beispiel für eine nur mä ßig vorankommende Industrialisierung und ei nen wesentlich verzögerten Prozeßablauf. Die Eröffnung der Pferdeeisenbahn Gmunden-Linz-Budweis im Jahr 1835, der ersten und längsten auf dem europäischen Konti nent, war für die Wirtschaft der an diesem Schienenstrang gelegenen Siedlungen von einiger Bedeutung. Hinzu kam, daß im Unter schied zur Linie Linz-Budweis die Strecke Linz-Gmunden 1855 auf Dampfbetrieb um gestellt werden konnte. Dennoch waren die Impulse dieser Eisenbahn auf die gewerbliche Wirtschaft von Wels gering. Im Vormärz be standen hier nur drei Fabriken: Die Messingund Tombakfabrik im Schloß Lichtenegg, die 1834 mit zwölf Arbeitern 110 Zentner Feuer spritzen, Brunnenzüge, Mörser, Bügeleisen, Wagen- und Kastenbeschläge sowie Pferde geschirr erzeugte; die Kottonfabrik in der Prenzmühle, die 1834 mit 30 bis 40 Beschäf tigten 2000 Stück Kattune und 4000 Dutzend Tüchl herstellte - das Unternehmen wurde 1845 stillgelegt und im Gebäude von Anton Pummerer eine Ölmühle eingerichtet - sowie das Eisenblechwalzwerk Noitzmühle. Das 1822 von Christian Steininger gegründete Un ternehmen repräsentierte damals den neue sten Stand der Technologie. Es erzeugte 1834 mit 25 Arbeitern Blechplatten, gewalztes El sen und Blech. Die Fabrik wurde durch die un günstige Lage, abseits von Rohstoffen und vom Verkehr - die Pferdeeisenbahn war ein Torso-, in seiner Entwicklung behindert. Der Wirtschaftsaufschwung im Neoabsolutismus flaute in Oberösterreich sehr bald ab und ging 1854 in eine langanhaltende Stagna tion über. Für den oberösterreichischen Zen tralraum und damit auch für die Stadt Wels war die Eröffnung der Westbahn von Wien bis Salzburg im Jahr 1860 bedeutend. Durch die Verlegung der Abzweigung von der Westbahn nach Passau (aus finanziellen und bautechni schen Gründen) nach Wels wurde die Stadt ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Damit entstand ein Interessenskonflikt zwischen Wels und Linz im Hinblick auf weitere Eisen bahnprojekte. Wels wollte seine Stellung im Wirtschaftsleben Oberösterreichs behaupten und weiter ausbauen, Linz hingegen war als Landeshauptstadt wirtschaftlich noch nicht so dominierend wie heute. Trotz des doppelglei sigen Ausbaues der Westbahn von Wien bis Wels im Jahr 1870 blieb der Eisenbahnbau zunächst ohne größere Rückwirkungen auf die Industrialisierung der Stadt. Es entstanden nur eine Reihe von Kleinbetrieben, denen vor läufig kein Durchbruch zu größeren industriel len Produktionsformen gelang. So zum Bei spiel 1854 In Lichtenegg ein Hammerwerk (im Jahre 1856 um eine Eisengießerei und Maschinenreparaturwerkstätte erweitert), aus dem die spätere Eisengießerei und Maschi nenfabrik Ludwig Hinterschweiger & Co. her vorging. Im Jahr 1864 erfolgte die Inbetrieb nahme der Lederfabrik A. Ploberger und der Kunstmühle Franz Fritsch (1869/70 bereits vergrößert) und 1865 wurde die Gerberei der Gebrüder Adler erstmals als Fabrik bezeich net. Auch im Wirtschaftsaufschwung zwi schen 1867 und 1873 erreichte die industrielle Gründungstätigkeit in Wels nur ein beschei denes Ausmaß. Neben Vergrößerungen ein zelner Unternehmen entstanden 1868 die Ma schinenfabrik Pfeiffer, 1872 das Gaswerk so wie die Eisengießerei und Maschinenfabrik Heinrich Hemmer. Die schwere Erschütterung des gesamten Wirtschaftslebens durch den Wiener Börsen krach von 1873 löste eine langanhaltende De pression aus, die sich auch auf die industriel len Kleinbetriebe In Wels und Umgebung Ii ^ -IS*' Msfjflfi 43

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