Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

den kommen; fest steht ferner, daß der Herbstmarkt der für Wels wahrscheinlich wichtigere Termin war. Dennoch ist vor einer Überschätzung der wirtschaftlichen Bedeu tung dieser Märkte, die abseits des Hauptver kehrsstromes an der Donau lagen, zu warnen. So konnte sich das von Rudolf dem Stifter schon 1360 (zwei Jahr vor Linz!) gewährte Repressalienrecht, also die Befugnis zur Ein behaltung fremder Untertanen in Schuldhaft, In Wels nicht durchsetzen. In Linz gelangte dieses Rechtsinstitut zu voller Blüte (s. W. Rausch). Der Herbstmarkt hatte z. B. eine Freiung von insgesamt 14 Tagen, seine tat sächliche Dauer betrug jedoch um 1480 kaum eine Woche und Im 16. Jahrhundert nur einige Tage. Der Frühmarkt dürfte ab dem 16. Jahr hundert die Dauer des Wochenendes in der Kreuzwoche kaum überschritten haben. Au ßer über die Höhe der Einnahmen aus den Standgebühren, die gelegentlich bei Minder einnahmen kurz kommentiert werden mit Un wetter, Regengüssen, Behinderung durch die einquartierten Soldaten und ähnlichem, erfah ren wir über das Geschehen auf diesen Märk ten recht wenig. Ab und zu dürften bei diesen Menschenansammlungen auch nichtkom merzielle Ereignisse stattgefunden haben; so wissen wir von Gastspielen mehrerer Schauspleltruppen, von Gaukler-Hütten, Seiltänzern und Glückshafen-Besitzern. Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben wir meh rere Hinwelse für die Aufstellung von,,Arztens Hütten oderTheadrum" beim Herbstmarkt; es handelte sich dabei um reisende Schauspieler geringen Niveaus, die ihr Auskommen auch im Bereich der Quacksalberei finden mußten (K. Schiffmann). In dieser Zeit werden zu den Jahrmärkten ca. zehn bis 15 Hütten auf dem Stadtplatz und fast ebenso viele Hafner-Hütten im heute noch so genannten ,,Hafner-Winkel" In der Pfarrgasse aufgestellt. Die Änderung der Handelsbräu che, die restriktiven Maßnahmen des Merkan tilismus, die hohen Zölle haben die Bedeutung der Jahrmärkte in Oberösterreich sinken las sen. Hier gelang die Ausbildung von Spezialmärkten nicht, das Niveau der Kram-Märkte wurde nur In Linz, aber auch bloß bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, über schritten. Erst für 1765 erfahren wir anhand einer Namensliste, wer an unseren Jahrmärk ten überhaupt teilgenommen hat; neben eini gen Gewerbetreibenden aus Wels ist erwäh nenswert die Frau Langin, Buchbinderin zu Linz, mehrere Händler aus Lambach', Kema ten, Eferding und Kirchdorf sowie zwei bis drei ,,Tyrolier". Im 19. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Jahrmärkte vorerst wiederum etwas zu. Den Markthüttenbüchern ist zu entnehmen, daß im Vormärz ca. 80 Hütten auf dem Stadtplatz vergeben werden konnten. Der Zuzug der Händler erfolgte vor allem aus Linz und dem oberösterreichischen Zentralraum. Die domi nierende Branche waren die Textil- und Schnittwarenhändler, gefolgt von Lederern und einigen Lebzeltern. Doch neuerlich fielen die Jahrmärkte moder nen wirtschaftlichen Strömungen zum Opfer: die Veranstaltung von kleinen Messen nach dem Vorbild der Weltausstellungen in Städten wie Linz, Steyr, Ried, Braunau, führte zu einer harten Konkurrenzierung, sodaß z. B. im Jahre 1869 fast 50 Prozent der Jahrmarkts hütten leer standen. Bald darauf unternahmen Welser Bürger und Gewerbetreibende den Versuch, mit einer neuen Veranstaltungsform, einer landwirtschaftlichen Ausstellung, ver bunden mit Gelegenheiten zu Volksbelusti gungen, wiederum die Massen anzuziehen und Käufer nach Wels zu bringen. Aus dem ersten Versuch des Jahres 1878, ei ner Konkurrenzveranstaltung zum eigenen Herbstmarkt, entstand das,,Welser Volksfest" und letztlich die ,,Internationale Landwirt schaftsmesse Weis", so wie wir sie heute, 105 Jahre später, kennen. Die Jahrmärkte aber wurden im Schatten dieser Großveranstaltun gen in veränderter und verkleinerter Form noch jahrzehntelang bis nach dem zweiten Weltkrieg veranstaltet. Doch nicht sie, son dern die Landwirtschaftsmesse mit dem Wel ser Volksfest, seit 1965 in regelmäßigen Ab ständen auch die ,,österreichische Fremden verkehrsmesse" und zahlreiche Sonder schauen zeugen von der wirtschaftlichen Lei stungsfähigkeit der Stadt Wels und ihrer Be wohner. Literatur: Grabherr Norbert: Die wirtschaftliche Lage der landlerischen Bauern im Spiegel des Index 1619-1629, in: Der oö. Bauernkrieg 1626. Katalog der Ausstel lung des Landes Oö., Linz 1976, S. 115-128. Hageneder Herta: Beiträge zur Geschichte der Minoriten in Enns von den Anfängen bis 1553, in: MOÖLA, Bd. 11, 1974, S. 249-279. Hoffmann Alfred: Die oberösterr. Städte und Märkte. Eine Obersicht ihrer Entwickiungs- und Rechts grundlagen, in: JbOÖMV, 84. Bd., Linz 1932, S. 63-213. Ders., Wirtschaftsgeschichte des Landes Ober österreich. Bd. 1: Werden - Wachsen - Reifen, Salzburg 1952. Holter Kurt - Gilbert Trathnigg: Wels von der Urzeit bis zur Gegenwart (= 10. JbMVW), Wels 1964. Holter Kurt: Wels im Übergang von der Spätantike zum Mittelalter, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich, 22. Jg., 1972, H. 2, S. 61-66. Ders., Beiträge zur Geschichte von Weis im Mittel alter: Von den Karolingern zu den Babenbergern, in: 20. JbMVW 1975/76, S. 25-58. Lahusen Johannes: Zur Entstehung der Verfassung bairisch-österreichischer Städte (= Abhandlungen zur Mittleren und Neueren Geschichte, H. 5), Berlin - Leipzig 1908. Marschaii Hubert: Der Handel der Stadt Wels im 16. Jahrhundert bis zum Bauernkrieg 1626, in: Jb. d. städt. Museums zu Wels 1935 (Wels 1936), S. 27-76. Materialien zur Geschichte der Preise und Löhne in Osterreich. Bd. i. Hrsg. v. Aifred Francis Pribram, Wien'1938. Meindl Konrad: Geschichte der Stadt Wels in Ober österreich, 2 Theile, Wels 1878. Mitterauer Michael: Jahrmärkte in Nachfolge antiker Zentraiorte, in: MiOG, LXXXV. Bd., 1967, H. 3/4, S. 237-321. Rausch Wilhelm: Handel an der Donau. Bd. I: Die Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter, Linz 1969. Rieß Wilhelm: Zur Geschichte der Welser Minoriten, in: OO. Heimatblätter, Jg. 26, 1972, H. 1/2, 5. 33-46. Trathnigg Gilbert: Die Welser Privilegien und ihre wirtschaftliche Bedeutung, in: Ber. über den 6. österr. Historikertag in Salzburg 1960, Wien 1961, S. 132-136. Ders., Zur Größe des Weiser Stadtmetzens, in: 6. JbMVW 1959/60, S. 192-195. Ders., Das Freiheitenbuch der Stadt Wels, in: 9. JbMVW 1962/63, S. 112-146. Trinks Erich: Beiträge zur Geschichte des Benedik tinerklosters Lambach, in: JbOOMV, 81. Bd., Linz 1926, S. 85-152. Ders., Die Gründungsurkunden und Anfänge des Benediktinerklosters Lambach, in: JbOOMV, 83. Bd., Linz 1930, S. 75-152. Wiesinger Ferdinand: Die Heimat im Wandel der Zeiten, Wels 1932. Zinnhobler Rudolf: Das Patrozinium der Stadtpfarr kirche zu Wels, in: 00. Heimatblätter, Jg. 13,1959, H. 3, S. 289-291. 1878-1978. Hundert Jahre Welser Messe. Welser Volksfest, Festschrift, Weis 1978 (Mit Beiträgen von W. Rieß, S. Käfer, J. G. Wagner). Teppich-^ntih P Kössl Roßmarkt 35, 4910 Ried 1. I., Tel. 0 77 52-46 36 Erlesene antike Teppiche, auch Übergrößen bis 32 m^, Direktimport Christus in der Rast, ca. 70 cm. J. Carlberger, sog. Meister von Wels, um 1700, Schüler von Thomas Schwanthaler Große Auswahl an antiken Holzskulpturen, Schwanthalerplastiken, Porzellan, Biedermeier- und Bauernmöbel, 450 m^ Lager-, 200 m^ Geschäftsräume. 38

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