Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

lieh betont werden, daß die anschließenden Bemerkungen erst einmal dazu dienen kön nen, das Forschungsprojekt ,.Weiser Jahr märkte" zu umschreiben, weil zum gegenwär tigen Zeitpunkt aufgrund der schiechten Quelieniage nur hypothetisch gearbeitet werden könnte, wozu hier außerdem der Raum fehlt. Wir erfahren erstmals von dieser ,,Bruder kirchweih" aus den Rechnungen des Stadt kammeramtes für das Jahr 1471, der frühest erhaltenen dieser Rechnungen. Das Stadt kammeramt war beauftragt, die Aufstellung von Hütten und Buden vor den Jahrmärkten sowie deren Beseitigung nachher durchzufüh ren bzw. zu veranlassen. Die damit verbunde nen Kosten wurden verbucht; ,,item zw dem auffhütten der chirch weich amb eritag vor dem auffarttag den Röschen ii tage per xxiiii d 1 ti im tagwerchen ieden ii tage per xiiiid < •» o j facitVßX d.. . Am Dienstag, dem 21. Mai 1471, erhalten der Resch und vier Tagwerker für das Aufstellen der Hütten zur Kirchweih pro Tag 24 bzw. 14 Pfennige, was eine Summe von fünf Schilling und zehn Pfennig ergibt. Am Freitag nach Christi Himmelfahrt, am 24. Mai, wird schon wieder mit dem Abbruch der Hütten begon nen. Ab dem Jahre 1472 wird ausdrücklich vom ,,jahrmarkth prueder kyrichbeich" ge sprochen. Für die Wächter an den Stadttoren werden in verschiedenen Jahren drei bis acht Tage Wachtgebühren verrechnet. 1478 erfah ren wir sogar, daß beim Kirchweih-Markt die Benützer von elf Tuchhütten, mehreren ,,schußlhütn" (Hafner), von ,,schloier hütten" (kostbare Stoffe, Seide?) und einige Gürtler Standgebühr zahlten, während beim Herbst markt ,,zw vnser frawn tag" 14 Tuchhütten, außerdem ,,Tebich Huetn", „Schioir Hütten", Hafnerhütten und eine ,,Krapfnpach" aufge stellt waren; dazu kamen noch einige Kürschner. Der Frühmarkt ist also zum frühestmöglichen Zeitpunkt aus den Rechnungen des Stadt kammeramtes festzustellen, und zwar als of fensichtlich schon traditioneile Veranstaltung und in einer großen Dichte von Nachrichten. Umso verwunderlicher ist es, daß über diesen Markt keine urkundlichen Nachrichten, auch nicht in den früh (1535,1563 und 1576) ange legten Archivverzeichnissen oder gar in der Pancharte von 1582 aufscheinen, während der Herbstmarkt einigermaßen früh belegbar ist. Es kann gegenwärtig nur angenommen und aufgrund gewisser Parallelitäten mit dem Lin zer Bruderkirchweih-Markt vorsichtig ge schlossen werden, daß dieser Frühmarkt in enger Verbindung mit dem in Wels um 1281 gegründeten Minoritenkloster stand; die Min derbrüder anderer Konvente, z. B. in Enns, begingen, offensichtlich ähnlich wie in Weis, ihr Kirchweihfest einige Wochen nach Ostern (H. Hageneder). Nach einer Lambacher Chronik jedoch soll die Weihe der Welser Minoritenkirche am Sonntag nach Mahä Geburt (14. September 1281) stattgefunden haben. Hier drängt sich wiederum ein Zusammen hang mit dem Herbstmarkt auf. Die Problema tik der Patrozinien der Welser Kirchen spielt in diesen Fragenkomplex herein. Die Beantwor tung der Frage, wie diese unterschiedlichen Nachrichten und Hinweise zu gültigen Aussa gen verbunden werden können, bedarf noch eingehender Nachforschungen. Fest steht, daß Früh- und Herbstmarkt in den Quellen des Stadtarchives nicht mehr abhanÜLUJil. Wels 1884. 37

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