Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

beitrug, wurde jäh unterbrochen durch die kri senhaften Erscheinungen am Anfang des Dreißigjährigen Krieges, die Inflation der Jahre 1622 bis 1624 und durch den Bauernkrieg 1626; damals lieferten die Bauern längere Zeit kein oder nur wenig Getreide an, es kam zu Verknappungen. Die Stadtverwaltung mußte auf ihre vorsorglich angelegten Reserven zu rückgreifen und gab kontingentierte Mengen Getreide an die Bedürftigen aus. im allgemei nen läßt sich jedoch eher vermuten, daß auch die Wochenmärkte in diesem langen Kriege nicht wesentlich an Umsatz einbüßten, muß ten doch ständig Lebensmittel und andere Waren für die einquartierte Soldateska bereit gestellt werden. Problematisch war eher der Aufschwung der Grundherrschaften zu Wirtschaftskörpern, in dem z. B. der Adel seine Bauern zwang, die Erzeugnisse erst ihm anzubieten (Anfeil zwang); außerdem mußte sich die Stadt gegen neu aufkommende Gäu-Märkte der umlie genden Herrschaften, z. B. in Straß/Gunskirchen, in Marchtrenk.und Neubau, zur Wehr setzen (Beschwerde der Stadt an den Lan deshauptmann 1669). Eine neue Blüte erlebten die Welser Wo chenmärkte praktisch während des gesamten 19. Jahrhunderts. Nun dienten nicht mehr nur der Stadtplatz und seine Nebenstraßen als Marktgeiände, auch der Bereich des Stadt grabens vom Fischertor im Osten über das Gelände der heutigen Ringstraße im Norden bis nach Westen und Süden zum Kupferham mer (heute Polheimerstraße 4) war mit einbe zogen. Die verschiedenen Produkte hatten ihre genau zugewiesenen Aufsteilungsfiächen. Als etwa der Ferkelmarkt aus dem Be reich der Schmidtgasse auf die Rederwlese an der Traun verlegt werden sollte, richteten die Geschäftsleute dieser Gasse ein herzerwei chendes Ansuchen an den Magistrat wegen des drohenden Geschäftsentganges, womit sie die Verlegung um einige Jahre verzögern konnten. Man muß dazu erwähnen, daß um die Mitte des 19. Jahrhunderts ca. 70 (siebzig) Wirte in Wels ausschenkten und sie, wie sehr viele andere Gewerbetreibende auch, auf das Geschäft anläßlich der Wochenmärkte ange wiesen waren. Weniger erfreut zeigte sich der Direktor der Weiser Hauptschule, denn die Veranstaltung des Wollmarktes in Vorhaus und Hof des Schulgebäudes (Stadtplatz 39) erschien der Würde des Hauses abträglich. Zentraier Ort des Wochenmarktes war nach wie vor der Getreidemarkt. Hier wurden schon 1830 über 70.000 Metzen Getreide jährlich umgesetzt. Der Abmeßzwang mußte wegen dieser Umsatzhöhe kassiert werden, der be eidete Getreldeabmesser konnte nur noch die erzieiten Verkaufspreise notieren. Neuerlich gewannen diese Notierungen, die nun auch andere wichtige Lebensmittel betrafen, an überregionaler Bedeutung: Die Wochenmarkt-Preiszettei wurden nach Linz, nach Wien an das Ministerium des inneren und an den Hofkriegsrat, sowie an Gebietskörper schaften gesendet. Sie stellten eine wesentli che Komponente bei der Berechnung von Indices, bei Schätzungen und Wertangaben dar. Auf diese Weise kam schon im 19. Jahrhun dert dem Welser Wochenmarkt eine Art Bör senfunktion zu. Diese Tendenz verstärkte sich in den zwanziger Jahren unseres Jahrhun derts, als der Getreidemarkt in der herkömmli chen Form zu existieren aufhörte und seine Funktion in eine Fruchtbörse des Landesver bandes der Landesproduktenhändler umge wandelt worden war. im Saäi des Gasthofes ,,Zu den drei Kronen" am Kaiser-Josef-Piatz fand der Verkauf von hunderten Waggons von Getreide, Kartoffeln, Stroh und Obst unter Be teiligung von jeweils 300 bis 400 Händlern aus Oberösterreich, den benachbarten Bundes ländern und den angrenzenden Staaten statt. Der Bau von Eisenbahnlinien, besonders der Lokalbahnen nach Aschach, Unterrohr und Grünau mit Wels als Knotenpunkt, sowie die einsetzende Motorisierung des Straßenver kehrs zu Anfang unseres Jahrhunderts er schloß neue Absatz- und Zuzugsgebiete. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts mußten ei gens vier Wagenschieber angestellt werden, weiche die auf den Wochenmarkt strömenden 35

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