Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

nerseits mußte der Konsumbedarf der rasch anwachsenden Stadtbevölkerung zufrieden gestellt werden, anderseits bedurfte das wirt schaftlich aufbiühende Salzwesen im waldrei chen und getreidearmen Salzkammergut aus reichender Lebensmittelzufuhr. Die Festle gung von Widmungsbezirken durch die Lan desfürsten und deren Ausdehnungen bis in das Hausruckviertel umfaßte automatisch auch den Welser Markt. Besondere Bedeu tung gewann hier der Getreidemarkt, von dem aus umfangreiche Lieferungen in das Saizkammergut erfolgten. Der östliche Teil des Stadtplatzes bis zum Friedhof um die Stadt pfarrkirche hieß schon im 16. Jahrhundert ,,Kornmarkt", in den von Süden her die Hafer gasse mündete. Genau gegenüber, am Haus Stadtplatz 36, wurde um 1553 der vom Hallstätter Steinmetzmeister Wolfgang angefer tigte ,,Welser Metzen" aufgestellt. Dieses Ge treidehohlmaß aus buntem Marmor diente, nach einer Vergrößerung des Fassungsver mögens auf ca. 75 I Wasser (oö. Landmaß), fast genau zwei Jahrhunderte als offizielles Getreidemaß für die Umsätze am Welser Markt. Im Jahre 1907 wurde der Metzen zum Rathaus versetzt, kam später in die Burg Wels und kann heuer wiederum im Rahmen der oö. Landesaussteilung besichtigt werden. Nichts dokumentiert besser ais der Weiser Getreidemarkt die durch Jahrhunderte verän derte Funktion dieses Ortes als Zentrum des landwirtschaftlichen Handels in einer der fruchtbarsten Gegenden Oberösterreichs. Von hier aus wurde nicht nur das Saizkammergut durch die sogenannten Gmundner ,,Fürkäufler" versorgt, hier deckten auch die Bäcker umliegender Dörfer und Märkte, ja so gar Gebiete bis ins Kremstai und in die Ober steiermark, ihren Bedarf. Die wirtschaftliche Potenz dieses Marktes wird auch ersichtlich anhand der seit 1576 erhal tenen ,,Traidt"-Bücher; wöchentlich wurden beim Samstag-Markt die Durchschnittspreise der angebotenen Getreidesorten Weizen, Korn, Gerste und Hafer, häufig sogar mit An gaben unterschiedlicher Qualität, notiert Diese Notierungen sind, allerdings lückenhaft und leider ohne Angaben der Umsatzmengen, bis Ende 1779 erhalten. Sie stellen eine wirt schaftsgeschichtliche Quelle ersten Ranges dar. Diese Notierungen manifestieren ferner schon sehr bald eine Tendenz zur rationalen Preisbildung, die sich den Marktgegebenhei ten anpaßt, und zeugen von einer frühkapitali stischen Wirtschaftsgesinnung. In dieser Phase europaweiter wirtschaftlicher Prosperität, die vorerst gestützt war auf die spanischen Edelmetallimporte aus Amerika, entstand in der ,,Pancharte", im Freiheiten buch der Stadt Wels aus dem Jahre 1582 (Stadtarchiv Wels, Urkunde Nr. 590) auch in f-i ... ^ ■y . 5 tf. . ■■■-: ' j» l C) - 7 . / D \ ' / ' i Älteste erhaltene Geteidepreis-Netierung Novem ber 1576, Stadtarchiv Wels, Handschrift Nr. 2303. - Foto: Werkgarner-Ganser StAW., HS.Nr. 2303, Getreidepreise 1576 — 1661 Verzeichnuß wie hoch alle wochen das Traith am Marckht allhie zu Weiß Im Khauf gwest anngefangen Sambstag den 24. Tag november Ao. 76 ist Wievoigt Erstlichen obgedachten Tag den mezen walz P: 11 ß 15 d Khorn zu 6 ß 25 d Habern zu 17 vnd 18 Kreuzer Sambstag den ersten tag december Ao. 76 ist Waiz zu 11 vnd 111/2 ß d Khorn 6i/2ßd Gersten zu 4vnd4i/2 ßd Habern zu 16 vnd 17 Kr, Sambstag den 8 december Ao. 76 ist Ain mezen waiz P. 111/2 ß. Auch vmb 11 vnd 10 ß d Khorn zu 6. ß 10 d. auch 6 ß 15 d vndgarzu7ßd Gersten zu 5. vnd 4 ß d Habern zu 16 vnd 17 Kr. unserer Stadt ein Dokument städtischer Wohlhabenheit und bürgerlicher Gediegen heit. Nach umfangreichen Vorarbeiten seitens der Stadtverwaltung bestätigte Kaiser Ru dolf II. die in einem repräsentativ ausgestatte ten ,,Libeir zusammengefaßten Privilegien, die seine Vorfahren der Stadt und ihren Bür gern gewährt hatten. Der gesamte Buch schmuck, die Beschläge und Wappen, die Silberblechschaie für das Siegel sind hauptsäch lich Wiener Arbeiten. Der Maler des eingehef teten Bildnisses Rudolf II. ist nicht bekannt. Die Kosten für dieses wichtige Dokument la gen inklusive Nebenkosten, wie Beste chungsgelder am kaiserlichen Hof, bei insge samt über 1000 Gulden. Soviel kostete da mals ein schönes Haus am Stadtplatz .. . Doch zurück zu den Märkten! Wir haben noch nichts erfahren über die näheren Umstände und Begleiterscheinungen, unter denen diese Veranstaltungen stattfanden. Die Nachrichten aus der Frühzeit sind dürftig. Sicher ist, daß von jeher der Stadtrichter die Oberaufsicht über das Marktgeschehen innehatte, auch als 33

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