Auch die einst vorhandene Bibliothek, aus der 1435 die Patres von St. Peter in Salzburg zwei iiturgische Bücher zum Abschreiben entiehnten, ist verlorengegangen. Die oben angeführte Urkunde von 1283 unter richtet uns, daß die Polheimer den Raum der Welser Minoritenkirche zu einer Famiilenzusammenkunft und zum Abschluß eines Rechtsgeschäftes nützten. Es läßt sich daraus ersehen, daß der große Kirchenraum nicht nur für religiöse Belange, sondern auch für ver schiedene private und wohi auch öffentiiche Versammlungen Verwendung fand, wobei auch die zum Kloster gehörige Freiung eine Rolie gespielt haben dürfte. So konnten be sonders in Zeiten akuter Konfiikte die Minder brüder den Bewohnern der Stadt nicht nur un abhängige und uneigennützige seelsorgliche Betreuung, sondern auch den Schutz ihrer sa kralen Wirkungsstätte anbieten. Es erhebt sich für Wels weiters die Frage, wo vor 1447, ais die Stadt noch über kein eigenes Rathaus oder andere öffentliche Gebäude verfügte, Ratsversammlungen, Repräsentationen und andere profane Veranstaltungen stattfanden. Das Beispiel auswärtiger Bettelordenskiöster läßt auch für Weis vermuten, daß dazu die Mi noritenkirche herangezogen wurde. Es war wohi auch kein Zufall, daß die Stadt im Jahre 1447 gerade das dem Kloster am nächsten gelegene Haus zur Unterbringung ihres Stadt rates von der Adelsfamilie Herleinsberger von Tannberg erwarb. Heute ist das stattliche Welser Rathaus für Ratsversammlungen viel zu klein geworden. Wäre nicht nach mehr ais 500 Jahren eine Rückkehr in eine, den modernen Anforderun gen gerecht werdende, wiederhergestellte Minoritenkirche denkbar? Oder könnten Kir che und Kloster nicht verschiedensten kultu rellen Zwecken nutzbar gemacht werden? Voraussetzung für solche und andere Mög lichkeiten der Reaktivierung des Welser Minorltenkompiexes Ist allerdings eine sorgfältige Restaurierung von Kirche, Woifgangkapeiie und Kloster, im Rahmen dieser Umgestaltung müßten wissenschaftliche Grabungen im Be reich der Kirche und des Minoritenvorpiatzes unsere Kenntnisse der Stadtentwicklung in römischer und mittelalterlicher Zeit wesentlich erweitern helfen. Literatur: Aspernig Walter: Quellen und Erläuterungen zur Geschichte von Wels ll-V. 19., 20., 21. und 23. Jb. des Musealvereines Wels 1973-1978 und 1981. Donin Richard Kurt: Die Bettelordenskirchen in Österreich, Baden bei Wien 1935. Englisch Ernst: Zur Geschichte der franziskani schen Ordensfamilien in Österreich von den Anfän gen bis zum Einsetzen der öbservanz. Katalog 800 Jahre Franz von Assisi, Wien 1982, S. 289-306. Friess G. E.: Geschichte der oesterreichischen Minoritenprovinz. Archiv für österr. Geschichte 34, Wien 1882, S. 79-245. Hageneder Herta: Beiträge zur Geschichte der MInoriten in Enns von den Anfängen bis 1553. Mittellungen des oö. Landesarchivs 11 /1974, S. 249-280. Holter Kurt: Geschichtliche Nachrichten über die Barbarakapelle bei den MInoriten und über andere ältere Kirchenbauten in Wels. (4.) Jb. des Museal vereines Wels 1957, S. 23-51. Holter Kurt: Die verschollenen Grabmäler der Polheimer bei den MInoriten in Wels. 16. Jb. des Musealvereines Wels 1969/70, S. 33-74. Holter Kurt und Trathnigg Gilbert: Wels von der Ur zeit bis zur Gegenwart, Wels 1964. Neidinger Bernhard: Mendikanten zwischen ördensideal und städtischer Realität. Berliner Histo rische Studien Bd. 5 (ördensstudien III), Ber lin-München 1981. Petrin Silvia: Geschichte von Maria Enzersdorf, Maria Enzersdorf 1980. Rausch Wilhelm: Die Niederlassung der MInoriten zu Linz. Ein Beitrag zu ihren Anfängen. Festschrift Friedrich Hausmann, hgg. v. Herwig Ebner, Graz 1977, S. 441-452. Riehs Wilhelm Ludwig: Das Minoritenkloster Unse rer lieben Frauen zu Wels. Diss. Graz 1967. Rieß Wilhelm: Zur Geschichte der Welser MInoriten. ÖÖ. Heimatblätter 26/1972, S. 33-46. Stüdeli Bernhard: Minoritenniederlassungen und mittelalterliche Stadt. Franziskanische Forschun gen 21, Werl/Westf. 1969. Herrn Univ.-Ass. Dr. Hans Sallaberger, Salzburg, bin ich zu Dank verpflichtet für etliche Hinweise auf die Salzburger Minoritenterminei, über die er in einer geplanten Arbeit ausführlich berichten wird. WALTER WIPPERSBERG Walter Wippersberg Der Wehrgraben in Steyr Ein Essay und 138 Fotografien, Vorwort von Roland Rainer 143 Seiten, mit 141 Abbildungen, 3 farbige Pläne, Leinen 8 380,— Walter Wippersberg zeichnet in einem ausführlichen Essay und in einem 138 Fotos umfassenden Bildteil ein subtiles, facetten reiches Porträt dieses Stadtteiles in Steyr (eine seitene Einheit eines strömenden Wasserlaufs zwischen alten Baumbeständen, historischen Wehren, Wasserrädern und Werksaniagen), der noch iange nicht »gerettet« ist, auch wenn 1982 die Piäne abgewehrt werden konnten, den Wehrgrabenkanal einfach zuzuschütten. Es weiß noch niemand, wie weit die Wehrgraben-Wiederbeiebung ge lingen wird. So oder so wird er sein Gesicht verändern, vielleicht verändern müssen, und einmal wird man von jenem Wehrgraben, den die heute lebenden Steyrer (noch) ken nen, als dem alten Wehrgraben sprechen; ihm ein Denkmal zu setzen, Ist die erklärte Absicht dieses Buches. In Kürze erscheint von ANGELA MOHR »Die Schutzmantelmadonna von Frauenstein in OÖ.« Eine kunstgeschichtliche Betrachtung mit ca. 35 Illustrationen • ca. 80 Seiten, Leinen Das Ergebnis einer jahrelangen Forschung der Autorin liegt in dieser Publikation vor. Vorwort von W. ENNSTHALER-VERLAG Rol^nCRflin^S 4400 steyr, Stadtplatz 26, Telefon 0 72 52/22 0 53 28
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