Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Minoritenfreiung, Grenzstein von 1660 (Stadt Wels - Minoriten Wels) am Ostende des ehemaligen Klostergebäudes. - Foto; Verfasser Die österreichische Minoritenprovinz wurde im Verlauf des Mittelalters in Kustodien unterteilt, wobei die Klöster von Linz, Enns und Wels zur „Custodia Anasiensis" zusammengeschlos sen wurden. Wenig Bescheid wissen wir über die Organisation und das innere Leben des Welser Minoritenklosters. An der Spitze des Konvents stand der Guardian. Ihm fielen be stimmte Aufgaben zu. So bestimmte er die Gottesdienstordnung, beschäftigte die zu ab solutem Gehorsam verpflichteten Brüder, tä tigte Rechtsgeschäfte, wozu er allerdings die Genehmigung übergeordneter Instanzen ein holen mußte, bewahrte das Konventssiegel u. a. m. Der Bescheidenheit und Überiieferungsarmut der Bettelorden entspricht es, daß nur wenige Namen solcher Guardiane zu fin den sind. Im 14. und 15. Jahrhundert sind le diglich einige Vornamen von Klostervorste hern (Fridreich 1359, Erhard 1403, Georg 1425-1433, Caspar 1442-1449 und Georg 1480), nur in zwei Fällen auch deren Her kunftsort (Sigmund von Wien 1418/19, Georg von Graz 1461) bekannt. Im 16. Jahrhundert werden als solche noch Wolfgang Pichler (1502/03), der als Ablaßprediger bekannte Wolfgang Zeller (1504-1519), Caspar von Steyr (1539), Christoff Dichtl (1543/44), Au gustin Pethauer (1548 bis zu seinem Tode 1553) und Georg Hasihueber (1553/54) ge nannt. Pichler und Hasihueber fungierten auch als Kustoden in Österreich ob der Enns, letzterer war zugleich auch Guardian zu Linz. Auch Namen der übrigen Brüder sowie ihre Funktionen innerhalb des Klosters sind kaum überliefert. Ebensowenig sind Aufzeichnun gen zur Wirtschaftsführung (Urbare, Rech nungen etc.) aus der Zeit bis 1554 erhalten. Wolfgangkapelle, Stuckgewölbe aus dem 18. Jahrhundert über einem spätgotischen Netzrippengewölbe aus dem 16. Jahrhundert. - Foto: Verfasser Wolfgangkapelle, gotisches Fenster, Anfang 16. Jahrhundert. Foto: Verfasser 26

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