her, oft in Wels selbst oder In der nächsten Umgebung lagen. Immer wieder vermachten sie für Ihr Seelenheil jährlich zu entrichtende Abgaben von Gärten und Wiesen, die außer halb der Stadtmauer vorwiegend Im Lederer und Fischerviertel und Im Bereich der St. Ge orgsgasse (heute Bahnhofstraße) lagen und von Häusern In der Stadt und In der Vorstadt. Sie überließen den MInorlten auch Gründe und Häuser Im Burgfriedbereich der Stadt zu deren Eigentum und Nutzung, darüber hinaus aber auch Bauernhöfe und Zehenterträge Im weiten Bogen um Wels von Llnz-Klelnmünchen über die Pfarren Oftering, Buchkirchen und Gunskirchen bis Neukirchen und Alchklrchen bei Lambach. Die meist welter entfernt liegenden Höfe aus den Adelsstiftungen lie ßen schließlich den Streubesitz der MInorlten einerseits bis In die Gegend von Peuerbach und In den Hausruck, andererseits bis In den Attergau und vor Gmunden reichen. Trotz ei niger Einbußen vor allem In der Zelt der Re formation blieb diese Grundherrschaft bis zur zweiten und endgültigen Aufhebung des Klo sters unter Kaiser Josef II. Im wesentlichen bestehen. Zwei bemerkenswerte Stiftungen sind noch besonders hervorzuheben. Die erstere fällt In das Jahr 1459. Margarethe LIchtenhofer, die Witwe eines ehemaligen Pflegers der nlederösterrelchlschen Herrschaft Liechtenstein bei Mödling und Gattin des aus Nächod In Böh men stammenden tschechischen Söldnerfüh rers Jan Holubäf (deutsch meist Hans Holubersl genannt-der Name bedeutet,,Tauben züchter"), stiftete zum Sonderslechenhaus, das sich weit außerhalb der mittelalterlichen Stadt an der Straße nach Salzburg befand, eine Kapelle zu Ehren des erst wenige Jahre zuvor kanonisierten Franzlskanerhelllgen Bernhard von SIena (gestorben 1444). Sie übergab dieses 1970 demollerte gotische Got teshaus den Welser MInorlten, die sich ver pflichteten, hier Messen zu lesen und Angehö rigen des Dritten Ordens Unterkunft zu ge währen. In den folgenden Jahren stattete sie Ihre Gründung mit Zehenten von Gütern In der Pfarre Schleißhelm und Grundstücken Im Be reich von Wels aus. Über das Motiv der Mar garethe HolubersI, gerade In Wels diese Stif tung zu tätigen, sind wir nicht unterrichtet. Es gibt allerdings einen Hinwels, daß sie einer Welser Bürgerfamllle entstammen könnte. Sie besaß nämlich ein noch nicht Identifiziertes Haus In Wels, das nach Ihrem offensichtlich erbenlosen Tode an Kaiser Friedrich III. fiel, der es seinem Rat und Pfleger zu Sarmlngsteln Heinrich Prüschenk, Freiherrn zu Stet tenberg, für dessen treue Dienste übergab. Holter hat bereits 1957 auf die gelstesgeschlchtllche Bedeutung dieser Gründung hin gewiesen und eine enge Verbindung mit den geistigen Zentren des Franziskanerordens als Voraussetzung für diese außerordentlich frühe Entstehung einer Kultstätte des hl. Bernhards angenommen. Inzwischen wissen wir, daß Jan Holubär nicht nur ein ritterlicher Haudegen, sondern eine bedeutende Persön lichkeit gewesen sein muß. Er war (Tschechlsch)Lehrer des Königs Ladislaus Postumus und Ist In dessen handgeschriebenem Lehrbuch, das sich In der Vatikanischen Bi bliothek In Rom befindet, kniend als Ritter In seiner Rüstung dargestellt. Später stand er In den Diensten Erzherzog Albrechts VI. und Kaiser Friedrichs III. Ihn und seine Gattin fin den wir auch In Maria Enzersdorf bei Mödling als Wohltäter des Franziskanerordens, als sie 1465 den bis dahin nur recht schlecht unter gebrachten Brüdern ein Haus samt dazugehö rigen Gründen übergeben. Die zweite Stiftung Ist um 1519 anzusetzen. Damals Heß der reiche, aus St. Marlenkirchen stammende Welser Bürger Wolfgang Huebmer die Wolfgangkapelle an der Südselte der MInorltenkIrche In spätgotischem Stil erbauen. Huebmer, der das Welser Stadtplatzhaus Nr. 8 an der Ecke der Traungasse bewohnte und In Wien ein halbes Haus beim Rotenturm besaß, war ein äußerst erfolgreicher Ge schäftsmann. Er Investierte Geld In den An kauf zahlreicher Bauerngüter und brachte so eine kleine Rentenherrschaft zustande. 1509 übertrug er einen großen Teil dieses Besitzes dem Kloster Kremsmünster, das Ihm dafür die Aufnahme ,,ln phrlent und behausung" und damit eine entsprechende Altersversorgung garantierte. Da er diese offensichtlich nicht In Anspruch nahm, mußte Kremsmünster diese Güter, die das Kloster bis 1526 nutzte, seinen Erben zurückstellen. 1519 übergab Huebmer zwei seiner Bauernhöfe an das Welser Bür gerspital. Vom Einkommen derselben mußte der Spitalmelster zur Abhaltung eines Jahr tags für den Stifter jährlich 15 Pfund Pfennig den Welser MInorlten ausbezahlen. Im selben Jahr stiftete er, wie oben erwähnt, die Wolf gangkapelle, In der er auch seine letzte Ruhe stätte fand. Das ursprüngliche Netzrippenge wölbe der Kapelle wurde durch Stuckverzie rungen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts völlig verdeckt. Eine Freilegung des spätgoti schen Gewölbes und die Aufdeckung von Freskenresten aus unbekannter Zelt, die sich unter dem Verputz des derzeit als Feuer wehrwerkstatt verwendeten ehemaligen Sa kralraumes befinden, könnte Ihn neben der Barbarakapelle wieder zu einem ähnlichen Schmuckstück spätgotischer Baukunst In Wels werden lassen. Üf iti, HlHntitf-H;«! ii'ti Itb'lüs i-atii! iM-rs tViinr.nn Ansicht der MInoritenkirche und des Klosters von Süden, 1748, links im Bild der Wasserturm, anschlldBend die mittelalterliche Stadtmauer, davor der eingezäunte Klostergarten. - Foto; Bundesdenkmalamt Wien 25
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