Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

■-C l3"' ir- ■(^- 4 p T ^ |P*»"R' t. angehörige. 1427 überantwortete Hans Geumann dem Kloster nicht weniger als 18 Bau erngüter unter der Bedingung, daß dafür auf ewig eine tägliche Messe zu seinem und sei ner Familie Gedächtnis auf dem mitten in der Kirche gelegenen St.-Anna-Altar gelesen werde und er selbst sein Begräbnis vor diesem Altar erhalten solle. Darüber hinaus wurden noch weitere Messen zu den Quatemberzeiten sowie jeden Sonntag ein öffentliches Ge denken vom Lettner aus vereinbart. Diese Stif tung, die Herzog Albrecht V. von Österreich 1429 bestätigte, bot bald Anlaß zu einem Streit zwischen den Minoriten und den Erben des in zwischen verstorbenen Hans Geumann, den erst 1434 Reinprecht von Wallsee, Haupt mann ob der Enns, Im Auftrag des Landesfür sten beilegen konnte. Die meisten der gestifte ten Bauernhöfe blieben beim Kloster bis zu dessen endgültiger Aufhebung im Jahre 1784. Weitere Stiftungen aus dem Bereich des Adels tätigte 1372 die Ritterfamilie Rot, die auf der Burg Kremsegg bei Kremsmünster ansässig war, 1444 Dorothea, die Tochter Heinrichs des letzten Aistershaimers und Gattin des Matheus Granns, ferner die in Wels ansässigen edlen Stefan Rechwanger (1391) und dessen Schwiegersohn Hans Hersinger (1450), Ste fans Enkel Wolfgang Rechwanger (1462) und der Ritter Georg Ofen, der auf dem nahegele genen Sitz Schmieding beheimatet war, sowie natürlich die Herren von Polheim. 1418 führte Andreas von Polheim zu Tegern bach eine Stiftung zugunsten seiner Oheime, der Schenken von Dobra, durch, von denen er dazu 40 Pfund Pfennig erhalten hatte. Er selbst verdoppelte die Summe, legte das Ka pital von 80 Pfund auf seinem Sitz zu Obern dorf und anderen Gütern in der Pfarre Gunskirchen an und verschrieb den Minoriten da von einen jährlichen Zins von acht Pfund Pfennig. Dafür verpflichteten sich diese, ei nerseits einen ewigen Jahrtag für die nieder österreichische Adelsfamilie Schenk am Drei königsaltar In der Minorltenkirche abzuhalten und dort ein ewiges Licht mit Leinsamenöl zu speisen, andererseits für Andreas von Pol heim und seine Familie einen Jahrtag zu den Quatemberzeiten durchzuführen. 1419 erwei terte derselbe diese Stiftung um fünf Pfund Pfennig, die auf Gütern zu St. Peter in der Au angelegt waren, wovon ein Pfund dem Guar dian, die restlichen vier Pfund den übrigen Brüdern zur Besserung ihres Gewandes zu kommen sollten. Dafür mußten die Minderbrü der jeden Sonntag auf dem Lettner für die Fa milien Schenk und Polheim beten und einen weiteren Jahrtag für sie begehen. Im Jahr dar auf (1420) starb Andreas von Polheim und wurde offenbar als erster Polheimer in der Mi norltenkirche in einem Hochgrab beigesetzt, das bis ins 18. Jahrhundert erhalten war. In den folgenden Jahren wurden auch zwei sei ner Söhne, Rueprecht und Reinprecht, sowie die Gattin und die Tochter des letzteren, ferner Weikart (XV.) von Polhelm, der der Warten burger Linie dieses Geschlechtes angehörte, und seine beiden Frauen bei den Welser Mi noriten bestattet. Auch diesen Weikart und seine zweite Gattin Barbara von Traun finden wir unter den Stiftern. Sie vermachten den Mi noriten die Geld- und Naturalabgaben eines großen Bauernhofes bei Wels, des Ortmayrgutes zur Mitterlaab, wofür die Brüder mit ei nem Jahrtag und alle Quatember mit einem feierlichem Requiem Ihrer gedenken sollten. Die nächste Stiftung der Polheimer erfolgte durch Martin von Polheim, den Enkel des ge nannten Andreas und Sohn Reinprechts. Er legierte dem Kloster testamentarisch in sei nem Todesjahr 1498 die beachtliche Geld summe von 1000 Pfund Pfennig, die ihm die Brüder Bartolome und Ludwig von Starhem berg schuldeten, wofür diese ein zu ihrer Grundherrschaft gehöriges Amt bei Spitz in der Wachau verpfändet hatten. Die jährlichen Zinsen von 50 Pfund sollten künftig die Min derbrüder erhalten, wofür Martin von Polheim ebenfalls sein Begräbnis in der Minorltenkir che erhielt. Siegmund von Polheim führte die sen letzten Willen seines Bruders als Testa mentsvollstrecker aus und Siegmund Ludwig von Polheim, Martins Sohn, lieferte die gestif teten Zinsen bis zu seinem Tode im Jahre 1544 gewissenhaft ab. Dann allerdings wei gerten sich die inzwischen protestantisch ge sinnten Polheimer, ihren Verpflichtungen ge genüber den Minoriten weiterhin nachzu kommen, was zu erheblichen Streitigkeiten führte. Inzwischen war um 1480 im Süden des Klosterareals an der Stadtmauer die spätgoti sche Barbarakapelle (auch Polheimerkapelle und Sigmarkapelle genannt) mit ihren schma len lanzettförmigen Fenstern, dem schönen Netzrippengewölbe und bemerkenswerten Fresken erbaut worden. Hinter dieser Stiftung stehen wohl in erster Linie Adelige, vor allem die Polheimer der Wartenburger Linie und auch der damalige Welser Burgvogt Cristoph Hohenfelder, der sich mit seiner ersten Gattin und den Kindern auf dem ChristophorusFresko als Stifter verewigen ließ. Urkundlich erstmals genannt wird diese ,,sannd Barbara Capelln" am 27. Jänner 1504, als Wolfgang von Polheim zu Wartenburg, der Oberste Hauptmann der Niederösterreichischen Län der und enge Vertraute Kaiser Maximilians I., das Testament seines Bruders Bernhard, der wenige Tage zuvor als Administrator des Bis tums Wien verstorben war, vollstreckte. Ge gen eine jährliche Abgabe von 25 Pfund Pfen nig und 40 Metzen Getreide aus dem Polhei mer Amt Gunskirchen wurde eine tägliche gl Stadtpfarrkirche Wels, Vorhalle, Grabmal des Wolfgang von Polheim und Wartenburg (t 1559), ehemals In der Barbarakapelle des Minoritenklosters. - Foto: Verfasser Messe samt Beleuchtung und zu jedem Qua tember ein Jahrtag in der Barbarakapelle, wo Bernhard bestattet wurde, vereinbart. Ein wei terer Jahrtag sollte in der Kirche auf dem schon früher erwähnten St.-Anna-Altar gehal ten und durch öffentliche Gebete von der Kan zel ergänzt werden. Die Wartenburger Pol heimer hielten diese Stiftung auch in den fol genden Jahrzehnten aufrecht; etliche wählten die Barbarakapelle zu Ihrer Begräbnisstätte. Zahlenmäßig übertreffen die Stiftungen ver schiedener Welser Bürger und Bürgerfamilien jene des Adels bei weitem, die direkten Stif tungen an die Minoriten setzten allerdings erst sehr spät zu Beginn des 15. Jahrhunderts ein. Vorher ließen sie ihre Gedenkmessen und Jahrtage überwiegend an der Welser Stadt pfarrkirche und im Bürgerspital abhalten, wo bei sie allerdings schon damals kleinere Geld summen für das Lesen von Messen bei den Minoriten bestimmten. Die Verwalter der ge stifteten Güter, der Lichtmeister der Pfarrkir che bzw. der Spitalmeister, mußten obige Messen jährlich dem Kloster bezahlen. Es ist auch zu vermuten, daß viele Welser Bürger die Minoriten darüber hinaus durch Geldspenden unterstützten. Die Stiftungen der Bürger wa ren zwar bescheidener als jene des Adels, sie vergrößerten aber die Grundherrschaft des Klosters mit Besitzungen, die wesentlich nä24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2