Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 1, 1983

Gesamtansicht der Welser Burg von Norden nach Instandsetzung anläßlich der oberösterrei chischen Landesausstellung 1983. - Foto: Bundesdenkmalamt Wien der Enns an den Hofadel übergeben worden. Im Zeitalter der Entwicklung des zentralistischen Staates besaß der grundherrschaftliche Eigenbesitz anscheinend nur mehr sekundäre Bedeutung. Im Gegensatz zu Schloß Lamberg in Steyr erlangte die Burg Wels in der Barock zeit keine selbständige Bedeutung. Die Reichsfürsten Auersperg lebten nicht in Wels. Die Burgvogtei hieß seit damals Grafschaft. Nach dem Tode des jüngeren Johann Weikhard, der die Burgvogtei von 1677 bis 1684 besaß, aber kinderlos blieb, ging sie an seinen Bruder Franz Karl, kaiserlicher Feldzeugmei ster, der bis 1720 lebte. Im Jahre 1692 war der obderennsische Besitz der Losensteiner durch den Tod des letzten männlichen Spros ses dieses Geschlechtes, der Domherr in Passau war, an seine Schwester Katharina übergegangen, welche mit Johann Weikhard Auersperg verheiratet war. Auf diesem Erbe, das u. a. die großen Herrschaften Losensteinleithen und Gschwendt umfaßte, wurde in dem erstgenannten Schloß die Auerspergische Residenz errichtet. Als im folgenden Jahrhun dert die Auersperge auch Schloß Ennsegg er warben, gewann dieses mehr Bedeutung als die Welser Burg. So kam es, daß auch die nächsten Auersperge, die Fürsten Heinrich Joseph Johann ab 1720 dann Karl Joseph, der mit 3667 Untertanenhäusern nach dem Bi schof von Passau der mächtigste Grundherr im Lande ob der Enns war, und Wilhelm ab 1801 für die Herrschaft und die Burg weniger Bedeutung hatten als die Pfleger, von denen einige markante Persönlichkeiten zu nennen sind. Der erste Auerspergische Pfleger war der ei ner Pflegerfamilie angehörige Wolfgang Scharz, der am 13. März 1685 nach 34 Dienst jahren verstarb. Sein Andenken bewahrt ein Grabstein, der an der Außenseite der Stadt pfarrkirche zu sehen ist. Er berichtet über seine Diensttreue und seine Vorsorge für die von ihm beherrschten Untertanen. Ihm folgte sein Sohn Wolf Kaspar Scharz, der 1694 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, und nach einem kurzen Zwischenspiel des Pfle gers Gröner folgte 1706 Andreas Renk, 1732 von Karl dem VI. geadelt, der durch seine Gat tin Johanna Therese Scharz seinen Vorgän gern verwandtschaftlich verbunden war. Auch er verwaltete die Burgvogtei lange Jahre. Er starb 1754 im 87. Lebensjahr und auch von ihm berichtet ein ruhmreicher Marmor-Epitaph an der Stadtpfarrkirche. Andreas von Renckhen, wie er sich nunmehr nannte, war der Bauherr der Umgestaltung bzw. der Barockisierung des Schlosses Traunegg in Thalheim, dessen Ursprung ebenfalls mit der Geschichte der Burg Wels verbunden ist. In die letzte Zeit der Tätigkeit dieses Pflegers fiel die Auswei sung der Kryptoprotestanten von 1752 bis 56, von denen aus dem Bereich der Vogtei Wels 125 verzeichnet sind, welche den Weg nach Siebenbürgen gehen mußten. Aus der glei chen Zeit, 1750, existieren verschiedene stati stische Daten, welche die Stellung der Burg vogtei Wels im damaligen Herrschaftsgefüge unseres Landes deutlich machen. Die Zahl der Häuser betrug damals 1452 (sie hatte sich seit 1527 von 1017 stark vermehrt), die der Be wohner (1746) 7503. Die Gesamteinkünfte 18

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2