Links: Erzherzog Albrecht VI. mit Krone, auf Thronsessel sitzend, österreichische Nationaibibiiothek, Miniatur aus Cod. 1846, toi. 1 verso, ca. 1465 ten kamen auch die grundherrlichen Rechte um Wels aus dem Besitz seiner Vorfahren an den hl. Adalbero, damals Bischof von Würz burg, der seinen Bischofssitz im Zuge des Investiturstreites fallweise verlassen mußte. Nach seinem Tode (1092) beobachten wir, daß der ehemals gaugräfiiche Besitz zum gro ßen Teil zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Kloster Lambach aufgeteilt wurde. Dies gilt für die vielen örtiichkeiten, in denen wir in späterer Zeit die Besitzungen des Klo sters parallel mit denen der ,,Burgvogtei Wels" nachweisen können. Neben diesem sied lungsgeschichtlich vielfach sehr alten Streu besitz wurden ganze Amter geschlossen an einen der beiden genannten Haupterben ver geben, während andere an leibliche Anver wandte der Lambacher Grafen gelangt sein dürften. Hier wären wohl die späteren steirischen Otakare und die Vornbacher Grafen zu nennen, doch brauchen uns diese Positionen hier deswegen nicht weiter zu beschäftigen, weil sie ja aus diesem Komplex der Burgvogtei vor dieser Teilung ausgeschieden sein müs sen. Der Umfang der In den Besitz des Bistums Würzburg gelangten ,,Burgvogtei Weis" (der Name stammt erst aus späterer Zeit) er streckte sich vom Hausruck im Westen über die Nachbarschaft von Grieskirchen bis in den Bereich von Buchkirchen im Nordosten, dann etwa längs der Linie des Thalbaches bei Thai heim bei Wels und anschließend an die Kremsmünsterer Besitzungen längs des Slpbaches nach Süden bis in das Kirchdorfer Becken, und, wie Herbert Jandaurek in sei nem Buch ,,Das Alpenvorland zwischen Alm und Krems" (Wels 1957) gezeigt hat, relativ geradlinig, nur von Kremsmünsterer Besit zungen unterbrochen, nordwestlich bis zur Mündung der Alm in die Traun. Wir wissen nicht, wann die ,,Burg" in Wels der Mittelpunkt dieses bedeutenden agrarischen Komplexes geworden Ist. Er befand sich etwas mehr als hundert Jahre Im Besitz des Hochstiftes Würzburg. Wir können dessen besiedlungs mäßige Aktivität kaum abschätzen, doch scheint es uns gewiß, daß eine solche anzu nehmen Ist, da wir aus dieser Epoche gewisse Abstufungen der bäuerlichen Bevöikerung (Urbarleute und Rechtlehner) quellenmäßig belegen können und andererseits von nicht wenigen Verlehnungen wissen, was ebenfalls aktive Entwicklungen voraussetzt. Dennoch war dieser Besitz für Würzburg offensichtlich wenig ertragreich, denn das Hochstift ent schloß sich am Ende des 12. Jahrhunderts, den Besitz an den Babenberger Herzog Leo pold VI. zuerst zu verpfänden und schließlich 1222 zu verkaufen. Die Pfandsumme von 1300 Mark Siibers wurde dabei um 200 auf 1500 Mark Silbers erhöht. Wir haben Im 20. Jahrbuch des Musealvereines Wels (1976) nachzuweisen versucht, daß der Verkauf die ser Liegenschaften zwar in engem, aber nicht unmittelbarem Zusammenhang mit dem Übergang der werdenden Stadt Wels an den Babenberger Herzog erfolgt ist, ein Übergang, der schon etwas früher eingetreten sein muß. Hervorzuheben ist die Tatsache, daß beim Verkauf der agrarischen Liegenschaften nie mals von einem Zentrum in Wels, also der ,,Burg Wels", die Rede ist, sondern stets von den Gütern um Lambach bzw. von dem ,,Vor werk" Lambach. Die Gründe dafür kennen wir nicht, es ist nicht unwahrscheiniich, daß man diesen Abschnitt der Abtretung der Würzbur ger Güter in Oberösterreich von dem Rechts komplex der sich damals lebhaft entwickeln den, der werdenden Stadt-Siedlung Wels ab setzen wollte. Über den Bestand und die Bedeutung der Burg Wels wissen wir aus der Würzburger Epoche nichts. In dem ältesten landesfürstli chen ürbar, das in seiner heutigen Gestait vermutlich in der Spätzeit König Ottokars von Böhmen, dem Nachfolger der Babenberger als ,,Landesherr", niedergelegt wurde, das aber In diesem Bereich die ürbarverhältnisse von etwa 1200 wiedergibt, ist von der Burg nicht die Rede. Das in nächster Nähe organi sierte Amt wird nach Thalheim benannt, der Amtsmann hatte seinen Sitz vermutlich in Thal (Bergerndorf) und später In Straß (Steinhaus), da das Amt im 16. Jahrhundert Amt Straß ge nannt worden ist. Dennoch erhebt sich die Frage, ob nicht der gewaltige Mauerkern der Burg Wels noch in die Würzburger oder Babenberger Zeit oder in das 13. Jahrhundert, also In die Zeit des Böh menkönigs Ottokar, zu datleren ist. Dabei ist zu beachten, daß der Baukomplex von der Siedlung Wels deutlich zu scheiden ist. Der Hakenbau mit im Durchschnitt etwa andert halb Meter starken Mauern zeigt seine größte Mauerstärke an der Westseite, also gegen die späteren Diensthäuser in der Altstadt, von de nen W. Aspernig aufgrund der ältesten, dafüt nachweisbaren Bezeichnung ,,Hinterstetten" annimmt, daß sie nicht zum ältesten Baube stand des alten Wels zählen. Das hieße, daß die Burg nicht nur im Norden, wo sich heute noch ein großer freier Piatz, der,,Burggarten", befindet, sondern auch im Westen, in der Richtung auf die Traungasse hin, isoliert ge standen ist. Daß sich dort ehemals ein Graben befunden hat, der diese Trennung noch deutli cher machte, haben wir schon erwähnt. Es schien uns notwendig, auf die schwer faß baren Verhäitnisse der Frühzeit, des ersten Viertels des letztvergangenen Jahrtausends, so ausführlich einzugehen, weil nur dadurch ein Einblick in die Veränderung gewonnen werden kann, die mit der Erwerbung dieses gewaltigen Agrarbesitzes durch die Baben berger vor sich ging. Im 12. Jahrhundert hatten sie mit dem Privilegium ,,Minus" von 1156 nur bestimmte Hoheitsrechte vorwiegend im Schaunberger Gebiet erhalten. Mit dem otakarischen Erbe aufgrund der Georgenberger Handfeste von 1186 erwarben sie 1192 die Vororte Enns und Steyr mit bedeutendem grundherrschaftlichen Besitz. Mit der Erwer bung von Linz, die ebenfalls im ersten Jahr zehnt des 13. Jahrhunderts erfolgte, faßten sie Im Landgericht an der Donau festen Fuß, mit dem Gewinn von Wels und dem weitausgrei fenden Besitz des Würzburger Erbes konnten sie den Rahmen vom Hausruck her bis an den Fuß des Toten Gebirges auffüllen. Damit ist ein so wesentlicher Ansatz für die Ausbildung des Landes ob der Enns gegeben, daß alle folgenden Entwicklungen In der Hand einer zielbewußten Territorialpolltikfast zwangsläu fig, jedenfalis durchaus folgerichtig ablaufen konnten. Erst nach dieser für die Landeswerdung so wichtigen Voraussetzung tritt die Burg Wels deutlicher in das Licht der Geschichte. Freilich kann sie ab nun nur mehr als lokaler Verwal tungsfaktor gelten, auch wenn sich dieser Be sitz zu einer der größten Grundherrschaften des Landes ausgebildet hat. Über die personelle Besetzung der Burgvogtei Wels hat Herta Eberstaller-Hageneder in den Jahrbüchern des Musealvereines Wels, Band 6 bis 9 (Wels 1860-1963), sorgfältige üntersuchungen vorgelegt, auf die wir uns im weite ren beziehen können. Erstmals in der Zeit der Babenberger, die hier von etwa 1220 bis um 1250 einzugrenzen ist, tritt ein „Vogt" auf, auch als ,,offlclatus oder officlalis" erwähnt, Heinrich Vorprot, der schon für den großen Bereich des Herrschaftsgebietes zuständig gewesen, dem aber der Inhaber des Schlos ses der Polheimer in Wels, Albero, überge ordnet gewesen zu sein scheint. Die Besiedelung dürfte damals In ihr Endstadium getreten sein. Neben den ürbarleuten, die auf den Würzburger Gütern (,,predia Herbipolensia") ais üntertanen saßen, und den Rechtlehnern, die zu günstigeren Bedingungen, vermutlich in der späten Würzburger Zeit, ansässig gewor den sind, trat nun die Gruppe der „Herzogi schen Eigner", welche teilweise an deutlich sichtbaren Aufschließungsstraßen angesie delt worden waren und die als jüngste Siedler gruppe die günstigsten Leihebedingungen er halten hatten. Diese Gruppen sind bis in das späte 16. Jahrhundert gleichgeblieben. Die soziale bzw. wirtschaftliche Differenzierung hat sich spätestens seit dem 17. Jahrhundert, vermutlich nach den Bauernkriegen, weitge hend nivelliert. Aus der ottokarischen Zeit (1251-1276) kön nen wir keine Angaben über die Entwickiung 13
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