Historische Kunst Predellenstandtafeln mit Darstellung des hl. Sebastian und des hl. Christopherus. Foto: Oskar Anrather ser Meister verwendete gerne aufgehellte Töne: gelb, rot, blau. Der farbliche Eindruck der Gestalten, Innenräume und - soweit vor handen - des Himmels läßt sich gut aus der Beziehung zu Huber verstehen.Die durch diese Farbgebung - die Töne leicht gedämpft - hervorgerufene Impression Ist trotz des ern sten Geschehens beinahe zum Helteren hin reichend; so scheint uns auch der Eindruck zu sein bei den (späteren) Inneren Tafeln (ge schlossen) des Hochaltars In Streichen; die Verkündigung oder etwa die Grablegung strahlen eine heitere Festlichkeit aus - deut lich im Gegensatz zur drückenden Düsternis der vier umrahmenden Passionsbilder. In der Werkstatt des Gordian Guckh dürften sich zwei Farbausdruckswege gebildet haben: ein altertümlicher, der mit Usancen der ,,Donauschule"^® gewisse expressive Qualitäten be absichtigte; und der andere moderne, der über Huber eine beinahe Italienische Aufhellung wollte; so weit auch weg - wir werden an Raffael erinnert. Nur die Predella-Tafeln stellen Ihre Figuren vor eine weite, amphitheaterartig nach hinten weichende Landschaft, der Anteil dieser ist verschieden. Atmosphärische Landschaft ist bei den Heiligen Christopherus und Seba stian, verbindende Elemente sind die Farb atmosphäre (verschieden abschattierte Braun- und Blautöne, ein vom Braun ge dämpftes Gelb, weich gebrochenes Rot) und der sich zur Bildebene hin verdüsternde Him mel, in den die Heiligengestalt hineinzuragen scheint. Die Landschaft ist unergründlich, die Heiligen sind zu ihr In Distanz, sie sind nicht mehr in diese eingebunden. Barbara und Mar garetha stehen mit ihren Köpfen vor einem Goldgrund (ein in der Werkstatt des Gordian Guckh oft verwendetes - eigentlich retrospek tives - künstlerisches Mittel). Georg und Flo rian vollends begnügen sich mit einem schma len Standstreifen, auf dem sie statuenhaft ste hen (Alle Helligen gehören wieder dem Zyklus der Vierzehn Nothelfer an; der hl. Georg Ist nach dem Stich Dürers ,,Georg zu Fuß" von 1502/03 abgebildet). Die hier angeführten Ta feln werden dem Meister von Gebertsham im eigentlichen wissenschaftlichen Sprachge brauch zugeschrieben.^° Überraschend ist immer wieder bei unseren Meistern der si chere Sinn für Qualität des gewählten Vorbil des und für moderne Kunstideen. Der weite Landschaftsprospekt, der In einer zart Im Dunst verschwimmenden Bergkette in großer Tiefe ausklingt: wir können hier an in Unend lichkeit versinkende Landschaften Wolf Hu bers (Verkündigung an Joachim, vom Feldklrcher Annenaltar, 1521) oder auch an Albrecht Altdorfer (Maria mit Kind in der Glorie, Mün chen, um 1522) denken. Einfach übernommen wurde auch die Elevation der Landschaft im Hintergrund, ebenso wie die Verfestigung des Mittelgrundes durch ein turmartiges Gebäude. Die Baumtypen können als Variationen Huberscher Erfindungen angesehen werden. Fassen wir den heiligen Chrlstophorus als Er scheinung auf, deren Herkunft aus unbe stimmbaren Grenzen der Welt kommt, so fin den wir für diesen Gedanken eine anspre chende Parallele in dem Relief mit dem Schiff der hl. Ursula im Linzer Landesmuseum aus Pulgarn, um 1515.^^ Abgesehen auch von der Kombination Plastik und Malerei^^ - so „er scheint" das Schiff der Heiligen mit seiner im Gegensinn geschwungenen Fahne vor dem weiten Halbkreis der bewaldeten Berge. Der spezifisch erzählerisch-romantische Charak ter, den Gordian Guckh seinen Landschaften verliehen hat (Wonneberger Altar, 1513), Ist jedenfalls hier und bei unserem Predellenmei ster abhanden gekommen. Begrifflich schwie rig exakt zu formulieren, wird man doch sagen dürfen, daß der Mensch in dieser Auffassung durch die Gewalt seiner Aufgabe (hier als Hei liger) der Landschaft, der Natur das nicht nur kompositioneile Gleichgewicht hält. Er ist wie diese selbst ein kosmisches Ereignis gewor den. Es wäre durchaus möglich in zeitgenös sischen Autoren, z. B. Paracelsus und Agrippa von Nettesheim, wörtliche Stützen für diese ,,Philosophie naturalis" über den Menschen heranzubringen. Das Figurenideal des Pre dellenmeisters ebenso wie seine Landschaf ten gehören in den oberösterreichischen Raum: die beiden weiblichen Heiligen lassen sich In ihrer Gesichtsbildung (rundplastlsch weich) mit der hl. Dorothea im Bild der hl. Sippe des Meisters des Münchner Johannes auf Patmos verbinden.Auch die Faltenbil dung weist dorthin. Der Mann wurde mit Altdorfer in Verbindung gebracht und in Passau lokalisiert, er hatte jedenfalls Kenntnisse oberösterreichischer Malerei. Die Generallinie des Altars bestimmte auch Pathos der Relieftafeln und der Kreuzigung, verlieh ihnen verhaltene Feierlichkeit und maßvolle Trauer, schrille Töne fehlen, spar same Gesten bestimmen den Ausdruckswert der Skulpturen. Die Kreuzigung ist in wohl ausgewogener Symmetrie dargestellt, wie bei den Reliefs wurde der Raum zu einer relativ seichten Schicht zusammengedrängt. Die aus der Tradition her das Kreuz umfassende Maria Magdalena^"* wurde gleichsam in eine Ebene gepreßt. Die anklingende Parallelisierung der Falten spielt mit. Wie bei der Malerei feststellbar, zeigt auch der 67
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