Historische Kunst tat sollen In verschiedenen Facetten dargelegt werden. Schon der widerstrebende, eine Frage nach oben stellende Christus der Ge fangennahme ist weit entfernt von der leiden den, oft sehr blassen Demut spätgotischer Passionseinfügung. Diese innere Konsistenz, die Haupterhebung noch im tiefsten Moment, drückt das Dornenantlitz In unnachahmlicher Konzentration aus: schon daß eine Konfronta tion in dieser Intensität möglich sein konnte und dann so dargestellt wurde - hier lag einer der Gründe der Motivübernahme. Den Heiligen der Vorderselte ist zwar eine ge wisse Monotonie zu eigen, die unbewegte Voiuminösität des Körpers und der Gewänder (es sind Gewandmassen) verleiht eine eigenar tige Würde (Diskrepanz zur Spätgotik). Die Gewänder fließen weich, sie haben linear be tonte, raumhaitige Oberflächenerregung ab gelegt, jeder gotische Schwung oder Ausbaiancierung des Körpers wurden unnötig. Die fleischigen Gesichter mit ihrer sehr fein model lierten Farbatmosphäre verzichten auf osten tatives Pathos, sie sind sich ihrer formunab hängigen Würde voil bewußt, in dieser Gestal tung kann man nun weit zurückreichendes Saizburger Empfinden feststelien (Rauchenberger Votivtafein, 1420-30, Freising; Strei chen, Kastenaitar, 1420). in den Heiligen ge lang dem Meister von Gebertsham ein großer Schritt in den Bereich der Renaissance, des neuen Verständnisses menschlicher Würde. Der große Schritt wird klar im Vergleich zu den Heiligenfiguren des Georg Stäber (1500) vom ehemaligen Hochaltar der Margarethenka peile In St. Peter.^^ Der Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach und die begleiten den Diakone an der Georgskapeiie der Salz burger Festung zeigen aber an, daß dafür bo denständiges Interesse vorhanden war. Unser Meister agierte in einer allseits aufbrechenden Gesinnung: der hl. Lazarus vom Jabach-Al tar-Dürers (1500, München) weist diese Stimmung; in der Deutlichkeit ihrer körper lich-seelischen Präsenz lassen sich unsere Heiligen - wenn auch nicht in gleicher Quaiitätshöhe - in einer Linie mit den Bischöfen Blasius, Rupertus und Virgil vom Abtenauer Altar Lackners sehen.Über die monumen tale Einzeihaitung hinaus verdient die farblich so intensive Aura, die Farbatmosphäre um die Gestalten Würdigung; nicht undenkbar ist hier, daß ein Einfiußschub aus dem oberitalieni schen Bereich zum Tragen gekommen ist, wir denken etwa an Giroiamo Romanino, seinen Altar Maria mit Kind und Heiligen im Museo Civico in Padua von 1510^^ (die weitere Grun dierung kann hier nicht behandelt werden, Romanino ist nur als Möglichkeit aufzufas sen). in diesem Zusammenhang soll noch ein Nahverhäitnis zu Wolf Huber gestreift werden, ünDer Flügelaltar von Gebertsham mit geschlossenen Schrelnflügeln. Tafelbilder auf dem linken Schreinflügel: Gefangennahme und Geißelung Christi, auf den Standflügeln daneben: Hl. Wolfgang und hl. Dionysius. Foto: Oskar Anrather 66
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