Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

Kunst der Gegenwart Schwarz-Weiß, in ihr herrscht das absoiute Prinzip der Zweidimensionalität. Nur kraft der Qualität der Linienführung vermag der Künst ler dem Betrachter die flirrende, durchsichtige Farbigkeit sonne'ndurchglühter, südlicher Berghänge als Gegensatz zur lastenden Schwere des woikenverhangenen Nordens zu suggerieren. Ähnliches läßt sich auch über die Zweidimensionalität des Bildaufbaues sagen. Ölbild, Aquarell und Temperablatt, ja sogar die Kohlezeichnung gestatten das gestalterische Gegenübersetzen von Fläche zur Linie und somit das Ausformen von Plastizität. Nicht so die Tuschezeichnung, deren einzige formale Grundlage die Linie darstellt. Mitteis dieser muß es dem Künstler gelingen, die gesamte einem Bilde innewohnende Tektonik, das Vorne und Hinten, das Oben und Unten, die Gegensätze von Linie und Fläche zu sugge rieren. Kein Wunder also, daß sich stets nur ein relativ kleiner Kreis von Künstlern den Herausforde rungen dieses Mediums aussetzte. Kein Wunder, daß auch stets nur eine limitierte An zahl von Betrachtern diesem ,,Medium der Feinschmecker" zu folgen bereit ist. Die wich tigsten österreichischen Tuschfederzeichner der Nachkriegszeit sind denn auch an einer Hand abzählbar. Neben Peter Kubovsky ist es vor allem Kurt Abseien, der allzufrüh verstor bene, daneben Kurt Moidovan, dann bis zu ei nem gewissen Grade Hans Fronius und Ru dolf Hradii. Aber schon von Moidovan wissen wir, daß er sich mit zunehmendem Alter immer stärker dem Aquarell zuwandte, ähnliches gilt für Fronius, dessen Primärmedium die Kohle ist, und für Hradii, welcher schon immer in gro ßem Maße Maler und Aquarellist war. Einzig Peter Kubovsky, und dies weist ihm sicherlich eine Sondersteilung innerhalb der österreichiiir'i . -f- 'U: Links: Venedig, Fondamenta dei Mendicanti, Feder/Tusche, 1981, Privatbesitz Rechts oben: Rhodos, Dächer (Sokratous), Feder/Tusche, 1981 59

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