Aufmerksame Betrachter in einer Ecke der Saizburger Coiiege Gailery während einer Aussteiiung mit Werken von Biii Brandt, einem der Kiassiker der modernen Fotografie, Oktober 1982. Foto: C. Sherman, Saizburg Coiiege 1982 ■■ ' i Konzept: einerseits bietet das Salzburg Col lege nun amerikanischen Studenten die Mög lichkeit, unter voller Anrechnung des Studiums durch Ihre Heimatuniversität ein Jahr In Eu ropa zu arbeiten, mit den verschiedensten Aspekten der europäischen Fotografie In Kon takt zu kommen und darüber hinaus durch ein Rahmenprogramm, eine Art Studium Genera le, die europäische Erfahrung über das eigene Fachgebiet hinaus zu erweitern. Andererseits können junge Europäer an den regelmäßig stattfindenden Workshops (acht pro Studien jahr) gemeinsam mit den amerikanischen Studenten teilnehmen, wodurch nicht nur die Begegnung und Zusammenarbeit mit bekann ten Fotografen ermöglicht wird, sondern auch ein Gedankenaustausch auf Internationaler Ebene. Die europäischen Teilnehmer dieser Workshops kommen In erster Linie aus Oster reich, Deutschland und der Schweiz, gele gentlich aus Italien oder Frankreich. Sie arbei ten vier Tage lang-von Donnerstag bis Sonn tag - an einer vom Workshop-Leiter gestellten Aufgabe, die von thematischen Einführungen, Diskussionen, Arbeltsausflügen und Individu ellen Gesprächen begleitet wird. Das Ergebnis der Arbelt wird In der Schlußkritik gemeinsam 52 diskutiert. Hier werden dann die unterschiedli chen Auffassungen eines gleichen Themas deutlich, seien sie persönlicher Natur oder durch die nationale Herkunft der Teilnehmer geprägt. Es hat Workshops gegeben. In denen es In der Foto-KrItIk zu Konfrontationen zwi schen amerikanischen und europäischen Teilnehmern gekommen Ist, und zwar nicht nur In ästhetischen, sondern ganz grundle genden kulturellen Fragen. Besonders deut lich wurde das In einem Workshop zum Thema ,,Gruppe", In dem die entstandenen Arbelten wie auch die Abschlußdiskussion deutlich machten, wie grundlegend verschieden das Verhältnis von Gruppe und Individuum von Amerikanern und Europäern gesehen wird. Selten wurde dem Teilnehmer so klar wie In diesem Workshop, wie stark er auch In der künstlerischen Arbelt von der eigenen kultu rellen Herkunft geprägt Ist. Ganz bewußt ging das Verhältnis zum sozia len Umfeld ein vom Kasseler Fotoprofessor und Ausstellungsmacher Florls Neusäss ge leiteter konzeptioneller Workshop an. Die Teilnehmer mußten Kleinanzeigen der Ta gespresse - ,,Wellensittich entflogen" - foto grafisch recherchleren und zu einer großfor matigen Wandzeitung zusammentragen, die an mehreren Plätzen der Stadt öffentlich vor gestellt wurde. Die darin dargestellten Perso nen wurden dann wiederum mit der eigenen Fotogeschichte konfrontiert. Hier wurde statt persönlich-ästhetisch gruppenorientiert und medienkritisch gearbeitet. Insgesamt läßt sich sagen, daß die seit 1975 veranstalteten Workshops des Salzburg Col lege von der rein visuell aufgefaßten Fotogra fie eines Müller-Pohle oder Gelpke oder der persönlich-poetischen Fotografie von Paul HIN oder John Davies, der Dokumentarfotografle von Schürmann oder Salbltanl, dem Surrea lismus von Vogt oder Schels bis hin zur kon zeptionellen Fotografie von Neusäss, MInkott und Kayser - um nur einige der Fotografen zu nennen - einen Querschnitt durch die zeitge nössische europäische Fotografie gegeben haben. Von besonderer Bedeutung war die Mitwirkung der deutschen Fotografin Verena von Gagern, die als junge, eben mit dem gro ßen Preis von Arles ausgezeichnete Fotogra fin für drei Jahre die Leitung des Programms nach Doug Stewart übernahm. Verena von Gagern, heute eine vielbeachtete Erschei nung In der europäischen Fotografie, steht
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