Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

Salzburg, Müllner Hauptstraße 17, mit Gedenktafel für Franz Stelzhamer. Foto: Oskar Anrather haben ihre Männer weinen lassen. Anderer seits ist es aber keine Frage, daß Franz Stelzhamers Liebe zu Antonia Nicoladoni, verwit wete Wittmann, von neuem verehelichte Tremml, Geld hin Geld her, nicht mehr als eine Liebelei war. Der Franz von Piesenham, wie er sich später stolz selbst adelte, war damals sogar bereit, das Jusstudium zu beenden und in Linz ein Studium der Theologie zu beginnen, also den Wunsch seines Vaters, daß er Priester werden möge, zu erfüllen. Daß dieses neue Studium abrupt aufhörte, war aber kein Zufall, sondern lag im Wesen des jungen Dichters und seiner geistigen Einstellung. Kopfüber versuchte er sich dann als Schauspieler in der Wander truppe Bechthold, der sein Studienfreund in Graz gewesen war und nun den Winter 1835/36 am königlichen Theater, wie es sich nannte, in Passau aufspielte. In dieser Truppe befand sich der Sohn Moriz der berühmten Burgschauspielerin Sophie Schröder, die dann als Gast in Kotzebues ,,Johanna von Monfaucon" auftrat, und Stelzhamer durfte in der Rolle des Knappen Wolf ihr Partner sein. Im Frühjahr 1836 war es aber auch mit der Schauspielerei bei Stelzhamer aus, Bechtolds Truppe löste sich auf. Da mußte das ,,Müaderl" ihren Franz aus der Wirtsschuld lösen. Wie er als,,Komödiant" an der Seite dieser ihn so liebenden Frau geht, die ihren gestrande ten Sohn den weiten Weg nach Groß-Piesenham führt, beide das Donnerwetter des er zürnten Vaters vor sich, zeigt uns anschaulich ein Gemälde von Alois Grell. Franz Stelzhamer wagte sich dann doch nicht nach Hause, er blieb in Schärding, wo er sei nen ersten Vortragsabend hielt. Anschließend kommt es zu einem zweiten Vortragsabend in Stift Reichersberg. Auch hier gefällt der junge Poet mit seinen Gedichten. Die Chorherren stiften 24 Silbergulden als Subskription zur Herausgabe eines Gedichtbandes. Stelzha mer verspielte beim Kegelschub in Aurolzmünster das ganze Geld, aber es findet sich schließlich in Wien, wo ein dritter Stelzhamer-Abend folgte, in dem Hofbuchhändler Peter Rohrmann ein Verleger, der einen Band ,,Lieder in obderennsischer Volksmundart" mit den vorgetragenen Gedichten Stelzhamers herausbringen will. Die Heimkehr des Sohnes ins Siebengütl in Groß-Piesenham schloß dann die Versöhnung mit dem Vater mit ein. Welche Umwege auf der Wanderung zwi schen Oberösterreich und Salzburg schon zu Beginn! Die Gedanken an Toni-Tora haben Franz Stelzhamer bis weit über ihren Tod hinaus be schäftigt. Dennoch war er am 4. August 1845 in Linz eine Ehe mit der Näherin Anna Barbara Reyß eingegangen, mit seiner ,,geliebten" Betty. Mit ihr übersiedelte er nach Ried i. Inn40 1 kreis. Schon am 7. November 1845 gebar sie ihm ein Mädchen, sein Linerl, das sechs Jahre später starb, ,,das schönste Kind des Innvier tels", wie er es in seinem Abschiedsschmerz nannte. Die Ehe war keine glückliche. Stelz hamer war auf ständiger Wanderschaft. Diese führte bis Wien und wieder zurück bis Salz burg. In Wien nennt er sich Peregrinus, das ist der Fremde, oder Sebastian, das ist der Spa ziergänger, auch Urey der Ältere. Zuhause ist er fast nie, und Geld kann er Betty auch nur wenig oder gar keines schicken. In einem Brief vom 4. Oktober 1855 schreibt sie ihm: ,,Mein lieber Mann - Du liebst mich nicht, ich will aber nicht klagen, denn ich habe mich Deiner Liebe, wenn Du mich jemals geliebt hast, unwürdig gemacht - mein Mann, hast Du nicht auch Schuld, daß es so geworden ist?" Ein halbes Jahr hernach war sie tot. Zuletzt war er mit ihr noch nach Salzburg übersiedelt, weil ihr schlechter Leumund in Ried, den Tratsch In die Öffentlichkeit gebracht haben mochte, den Namen Stelzhamer nicht gerade mit Lorbeer bekränzt hatte, wenngleich diesen seine Dich tung schon damals verdient hätte. ,,Königin Not", diese Dichtung als Paraphrase auf die leibliche Not in seinem Hause, wird mit ihrem Chor ,,A lustigö Eicht" freilich, wie alle seine Gedichte, zu einem unbändigen lebensfreudi gen Ausbruch über alle Nöte hinweg. Als ob er, weil er seine materielle Lage selten verbes sern kann, erst recht das Leben der Menschen aus seiner Verbindung, ja Bindung mit der Not und dadurch auch mit einem kaum zu bezwin genden Bündis mit dem Bösen unlöslich ver brüdert sehe und wisse, man könne Not nur durch eine unbändige Lust besiegen! Nüch tern ausgedrückt in den Zeilen über sein Elend mit Betty im ,,Unser Hausbuch" etwa so: ,,Von meinem Ehestand ist wenig zu sagen als: Ich hatte keinen glücklichen. Unsere Bildungs stufe war zu verschieden, unsere Charaktere waren zu schroffe Gegensätze, unsere Tem peramente zu ähnlich, unsere Körperkonstitu tionen zu ungleich." Das mochte richtig sein. Überliefert ist aber auch von ihm, daß er das Grab Bettys auf dem Sebastianfriedhof zu Salzburg in seinen letzten Lebensjahren ge pflegt und sich dabei den Todeskeim geholt hat. Vielleicht kann in diesem Zusammenhang davon gesprochen werden, daß ihn diese durchaus unglückliche Frau am Ende als Tote

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2