Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

Ein Oberösterreicher in Salzburg Abt Beda Seeauer von St. Peter Versuch einer biographischen Skizze Adolf Hahni Ein intelligentes Gesicht blickt uns aus dem kleinformatigen Bild entgegen, das Johann Martin Schmidt, genannt Kremser Schmidt, 1777 zur Ergänzung der Äbtegalerle von St. Peter von dem damals 61 jährigen Abt Beda Seeauer gemalt hatte. Das rechte Auge erfaßt scharf den Betrachter, während das linke In folge eines Sehfehlers zur Seite gewandt Ist. Die kräftig proportionierte Nase, deren Wurzel In zwei bogenförmig gerundete Augenbrauen überleitet, steht In dissonantem Bezug zur Kleinheit der Mund-KInn-Partle. Der Abt Ist natürlich Im Gewand seines Standes porträ tiert worden, so daß das graue Haar von einer schwarzen Camaura bedeckt Ist. Brustkreuz und Fingerring weisen den Dargestellten als Prälaten, ein Buch in Händen als Schriftsteller aus. Im Gegensatz zum Porträt des jugendli chen Abtes, wohl von Franz X. König, das Ihn stilisiert In der Attitüde eines Bauherrn unter Säulenbaldachln zeigt, kommt Im Altersblldnis der Charakter einer Begabung zum Ausdruck, deren Ursprung und Auswirkung In diesen Zel len aufzuzeigen versucht werden soll. Die Seeauer saßen (und Ihre Nachkommen sitzen heute noch) Im ehemals kaiserlichen, heute oberösterreichischen Salzkammergut. Und wenn Ich den genealogischen Forschun gen Eugen Lb. Rülings folge, so Ist als Ahnherr des Geschlechts Thomas Seeauer anzuse hen, der 1586/87, angeblich Im Alter von 100 Jahren, gestorben Ist und als ärarischer Waldmeister die Schlffbarmachung der Traun durch verschiedene Schleusen In Steg, Lauf ten und für den Traunfall für den Salztransport bewerkstelligt hatte. Ob und auf welche Welse der bereits durch Elisabeth, der Witwe Kaiser Albrechts i.. Im Jahre 1311 mit einer Salz pfanne In Hallstatt begabte Berthold Seeau (Oö ÜB 5, XL) mit Thomas Seeauer zusam menhängt, Ist bisher nicht ganz geklärt wor den. Von den von Thomas Seeauer abstam menden Familienmitgliedern - er hinterließ In zwei Ehen Insgesamt neun Söhne und zwölf Töchter - wurden von Kaiser Leopold I. 1682 einige In den Freiherren- bzw. 1699 In den Reichsgrafenstand erhoben. Die ältere Linie der Reichsgrafen von Seeau saß jedenfalls auf Schloß Ebenzweier bei Altmünster, wäh rend die bürgerlichen Seeauer In Hallstatt, Geisern und Ischl Haus und Hof zu eigen nannten und meist In ärarischen Diensten standen. (So besaß der Bruder unseres Abtes Beda, SIegmund Seeauer, das spätere Hotel Austria an der Ischler Esplanade.) Obwohl nun die Seeauer durch Jahrhunderte den Habsburgern treu ergeben waren, soll nicht unerwähnt bleiben, daß Graf Ferdinand, Oberamtmann In Gmunden, 1741 dem baye rischen Kurfürsten als Kaiser Karl VII. In Linz huldigte, danach bei Maria Theresia In Un gnade fiel und auf sein Anwesen verbannt Johann Martin Schmidt, genannt Kremser Schmidt: Bildnis von Abt Beda Seeauer, 1777, Äbtegalerle von St. Peter, 01 auf Leinwand, 66 X 52 cm. - Foto: Oskar Anrather wurde. 1755 fand er am Salzburger Hof eine Anstellung, wobei er es hier sogar zum Oberst Hofmarschall deshalb brachte, well seine und des Salzburger Erzblschofs Mutter leibliche Schwestern waren. Ein anderer Seeauer, Graf Josef, trat In kurfürstlich-bayerische Dienste und stand unter Kurfürst Max III. Josef an der Spitze des höfischen Opernwesens mit sol chem Erfolg, daß sich der Kurfürst mit Ihm zu sammen In einem Staatsporträt von George Desmarees konterfeien Heß, das heute zu den hervorragendsten Bildnissen Im Münchner Residenzmuseum zählt. So darf es schließlich nicht wundernehmen, daß etwa 20 Mitglieder der Familie Seeau-Seeauer In der Universität von Salzburg Ihre Studien absolvierten, dar unter auch Josef Seeauer, der spätere Abt von St. Peter (Lindner, Profeßbuch Nr. 311). Doch hören wir Ihn selbst, wie er den ersten Le bensabschnitt In seinem abtelllchen Tage buch schildert (Original In Latein): ,,Hallstatt In Oberösterreich, die nicht unedle und ob des Reichtums Ihres Salzberges be rühmte Stätte, Ist mir zum Geburtsort gewor den, wo Ich am 28. Juli 1716 zu Mittag zum Licht geboren wurde. Mein Vater war Sigmund Seeauer, der als Hallstätter Sallnenoffizlal durch mehr als 40 Jahre dem Hause Öster reich treu gedient hatte und der Im 72. Lebens jahr In Geisern am 8. April 1751 verschied. Er Hegt hier In der Pfarrkirche begraben. Sein Haus Ist wie das aller anderen Hallstätter zu vor traurig durch einen Brand zugrunde ge gangen. Meine Mutter Elisabeth war eine ge borene Zallehn, die schon 1721 am 13. Jänner In Geburtswehen das Los alles Irdischen traf. Sie hinterließ dem Vater zur Erziehung drei unmündige Kinder, von denen Ich das mittlere war. Nach Ihrem Tode waren wir im väterli chen Hause unter der strengen Obhut des Va ters, der aus Liebe zu den Söhnen keine zweite Ehe mehr einging, sondern verwitwet durch dreißig Jahre lebte. Im zehnten Lebens jahr wurde Ich zu den ersten Studien gesandt, danach nach Salzburg zu den humanlora (Un terstufen der Universitätsstudien). Während Ich im 4. Jahr die Poesie studierte, wurde meine Seele zu den Benediktinern hingezo gen" (HsA 65). Also wurde Josef Seeauer vor nunmehr 250 Jahren, am 20. September 1732, Ins Kloster aufgenommen und erhielt nach Klosterbrauch einen neuen Vornamen, nämlich Beda. 1733 legte P. Beda die Profeß ab, vollendete seine Studien In Philosophie, Theologie und Jus 1739 und Heß sich Im sel ben Jahr zum Priester weihen. Der damalige Abt Placidus von St. Peter hatte für den jungen Mönch eine wissenschaftliche Laufbahn vor gesehen, und so finden wir P. Beda In diesen Jahren stets In Salzburg als Professor der Phi losophie an der Universität, als Sekretär des Abtes Gottfried, als Beichtvater In Maria Piain, als akademischer Prediger In der Kollegienkir che und als Schriftsteller, der von 1737-1753 siebzehn Schriften In Druck herausbrachte, darunter die Festrede zum 1000-Jahr-Jublläum In Mondsee, die er seinem älteren Vetter, Abt Bernhard LIdl (die Großväter von Seeauer und LIdl waren Brüder), widmete. Im Gegen satz zu seinem adeligen Verwandten Graf Ferdinand hatte Beda Seeauer zu Abt Bern hard eine gute Beziehung gepflogen. 1751 schickte Abt Gottfried P. Beda als Pfarrvlkar nach WIen-Dornbach; das Ende der akademischen Laufbahn zeichnete sich ab. Doch als Abt Gottfried bald darauf starb, traf P. Beda zur Wahl am 4. Juli 1753 wieder Im Klo ster ein. Nach zwei erfolglosen Wahlgängen einigte man sich auf Ihn ,,und zwar mit 23 (von 28) Wahlstimmen. Ich hab zwar mit großer Empfindsamkeit des Gemüts diesen Aus spruch müssen hören, wie solche durch meine nassen Augen nl[ch]t können verborgen blie ben .. .daher hatte man mir angefohlen, ich solle mich nieder setzten, worauf der gesamte Konvent mir huldigte . . ." 23

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