Damit kehrte auch im Gebiet von Gösau wieder Frieden ein. Wie iange die Saizburger Saline noch betrieben wurde, ist unbekannt. Ihre Produktion muß im Vergleich zur Saiine Haliein immer sehr bescheiden gewesen sein, so daß sie kaum mehr ais den örtiichen Bedarf decken konnte. Nicht ganz gekiärt ist bis heute die Frage, wann das Gebiet von Gösau von Saizburg an Oberösterreich überging. Im 15. Jahrhundert wurde das Gosautal von den Flabsburgern als Bestandteil des Landes ob der Enns angesehen, aber auch vom Salzburger Erzbischof beansprucht. Schon Flerzog Albrecht IV. (1395-1404) schenkte der Dorotheenkapelle in Wien die Wiese ,,Kirchschiag" in der Gösau im Ischliand und diese Schenkung wurde 1412 durch seinen Sohn und Nachfolger Albrecht V. bestätigt. Zwei weitere Urkunden des Jahres 1413 be weisen, daß damals zumindest der alte Grundbesitz der Abtei St. Peter an den Fler zog übergegangen war und die Bauern in diesem Gebiet ihre Abgaben an das Flallstätter Hofschreiberamt entrichteten. König Friedrich III. verlieh 1441 diese Einnahmen aus dem Grunddienst im Gosautal, die vor her vom Hofschreiberamt in Hailstatt einge nommen worden waren, dem Pfleger im Ischiland zur Besserung seiner Burghut. Die Saizburger Erzbischöfe haben hingegen noch im 15. Jahrhundert an ihren Rechten in der Gösau festgehalten, denn damals wurde das Gebiet im Urbar der Saizburger Hofmeisterei als zum Gericht Abtenau gehörig nachgetragen. Auch im Urbar des Nonnen klosters Traunkirchen wird die Gösau nicht zum Ischiland und damit auch nicht zu Österreich, sondern zu Saizburg gerechnet. Zu einer endgültigen Grenzregelung kam es erst durch die Wahl des Grafen Friedrich von Schaunberg zum Saizburger Erzbischof im Jahre 1489. Der neue Erzbischof galt ais ausgesprochen roher und ungebildeter Mann, dem es an fürstlichen Manieren und diplomatischem Geschick vollkommen fehlte. Kaiser Friedrich III. urteilte einmal vor ver sammeltem Hofstaat über ihn: ,,Dieser ist so ein Bischof, wie ein Schwein ein Briefträger. Er kann weder die Messe lesen noch den Donat (die lateinische Elementargrammatik) der Knaben." Um überhaupt die Zustimmung Friedrichs III. zu seiner Wahl zu erlangen, waren große Zugeständnisse an den Kaiser notwendig gewesen. Dazu zählte auch der endgültige Verzicht Salzburgs auf das um strittene Gebiet von Gösau. Es ist bezeich nend, daß Kaiser Friedrich III. am 22. Okto ber 1492 seinen Leuten und Holden in der Gösau gesessen, so zu unserem Schloß Wlldensteln gehören Steuerfreiheit und be sondere Rechte verlieh. 20 Damit kommt die endgültige Landeshoheit der Herzöge von Österreich über die Gösau deutlich zum Ausdruck. Die damals getrof fene Grenzziehung, die der heutigen Lan desgrenze entspricht, wurde in den Grenz verträgen zwischen Salzburg und Österreich in den Jahren 1535 und 1565 bestätigt. Ob wohl die Zugehörigkeit des Gosautales zu Salzburg bereits im Spätmittelalter ihr Ende fand, hat sie die Bewohner dieses Gebietes dennoch bis heute geprägt. In der Mundart des Gosautales klingt nämlich diese einstige Verbindung noch deutlich nach. Ein fremder Zoll auf Saizburger Boden - Straßwalchen und das Innviertel Ein durch Jahrhunderte umstrittener Punkt, der sozusagen einen Pfahl im Fleisch des Erzstiftes Salzburg bildete, war Straßwal chen. Im 8. Jahrhundert, als sich die Besit zungen der Salzburger Kirche vor allem im Norden und Osten der Stadt Saizburg im heutigen Flachgau, im bayerischen Rupertiwinkei und im Chiemgau konzentrierten, lag Straßwalchen für das Erzstift so abseits, daß Erzbischof Arn 799 die dortige Kirche an das Kloster Mondsee vertauschte. Mit Mondsee kam auch Straßwalchen an das Bistum Re gensburg, von dem der Ort 1241/42 im Tausch an das Bistum Passau abgegeben wurde. Als im 13. Jahrhundert die erzbischöfiiche Herrschaft immer weiter in dieses Gebiet ausgedehnt wurde, bekam auch Straßwalchen für Salzburg größere Bedeu tung. Der zum Salzburger Erzbischof er wählte Philipp von Spanheim, der ais letzter Sproß des Kärntner Herzogshauses die An nahme der bischöflichen Weihen verweiger te, um sich die mögliche Nachfolge in Kärnten offenzuhalten, versuchte Straßwalchen für das Erzstift Saizburg zu erwerben. Ein im Jahre 1250 abgeschlossener Vertrag mit dem Abt und Konvent des Klosters Mondsee sah vor, daß der Ort Straßwalchen, der vom erwählten Philipp bereits befestigt worden war, gegen eine Entschädigung an Saizburg übergehen sollte. Das Erzstift konnte jedoch Straßwalchen, das schon einige Jahre vorher an Passau abgetreten worden war, nicht be haupten. Der Ort befand sich später wieder im Besitz von Passau und wurde erst in den Jahren 1390 bzw. 1398 um die enorme Summe von 15.000 Pfund Wiener Pfennigen an Saizburg verkauft. Schon seit dem 13. Jahrhundert bestand in Straßwalchen eine Mautstätte, die zur Herr schaft Wiidenegg (dem Mondseeiand) ge hörte. Mit der Vogtei über Mondsee kamen sowohl das Gericht Wiidenegg ais auch der Zoll in Straßwalchen 1286 an Bayern. Diese Existenz einer bayerischen Maut auf Saiz burger Boden bot durch Jahrhunderte immer wieder Anlaß zu heftigen Kontroversen. In den zahlreichen Beschwerdeschriften, die von den Erzbischöfen gegen Bayern gerich tet wurden, war immer wieder die ,,unge rechte Maut zu Straßwalchen", deren Aufhe bung nachdrücklich gefordert wurde, einer der wesentlichen Kiagepunkte. Die Ausein andersetzungen um die Maut in Straßwal chen, die wiederholt an den Kaiser und den Reichshofrat herangetragen wurden, haben Berge von Akten gefüllt. Auch ihnen kann man - ebenso wie den Streitigkeiten im Aberseegebiet - eine Fülle von Anekdoten entnehmen. Nach dem gerne ais ,,Kartoffelkrieg" ver niedlichten Bayerischen Erbfolgekrieg kam im Jahre 1779 das Innviertei an Osterreich. Einer zwar unbewiesenen, aber nicht un möglichen Tradition zufolge soll Kaiser Jo sef II. damals den Haunsberg (nördl. von Salzburg) bestiegen haben, um von der Höhe aus das neugewonnene Land über blicken zu können. Mit dem Innviertel kam auch die Maut von Straßwalchen an Oster reich ob der Enns. Damit waren freilich die Konflikte nicht zu Ende, sondern sie wurden nun zwischen Salzburg und Oberösterreich fortgeführt. Für Saizburg brachte der endgültige Über gang an Osterreich im Jahre 1816 eine Zeit des tiefsten Verfalls. Es wurde als fünfter Kreis an Osterreich ob der Enns angegliedert und der oberösterreichischen Regierung in Linz unterstellt. Während das Saizburger Bürgertum in tiefe Agonie versank, war es einem Anstoß von außen zu danken, daß das einst so stolze geistliche Fürstentum mit seiner als ,,deutsches Rom" gepriesenen Residenz nicht endgültig der drohenden Verprovinzialisierung anheim fiel. Der aus Ti rol stammende Advokat Dr. Alois Fischer setzte sich damals als einziger energisch für die Wiedererrichtung der Salzburger Land schaft ein. Die Ereignisse des Revoiutionsjahres 1848 machten dann den Weg für die Einrichtung Salzburgs als eigenes Kronland frei. Die Wünsche der Saizburger gingen damals allerdings über die alten Landesgrenzen hin aus. Immer wieder wurde auch der Anschluß des Innvierteis an Salzburg gefordert. Noch am Ende des Jahres 1848 wurde Dr. Fischer zum Landeschef von Oberösterreich ernannt und war damit der erste bürgerliche Landes chef überhaupt. Er hat auch in dieser neuen, einflußreichen Position das große Anliegen der Saizburger Bevölkerung nach der Wie dererrichtung der Landschaft und der Wie derherstellung eines selbständigen Landes tatkräftig unterstützt. Den geforderten An schluß des Innviertels an Salzburg hat er je doch mit aller Entschiedenheit abgelehnt. Nach der gewaltsamen Auflösung des
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