Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

III. Ihr draußen sucht das Heil in Gleichnisfragen, Baut dürre Welten aus Gefühl und Pflicht, Malt Bilder, die nur euer Antlitz tragen. Seid selber Gott und eigenes Gericht! Ich hör' euch nicht mehr, ich bin nicht mehr euer. Mich schert nicht, was ihr plant und denkt und tut. Ich falle aus der Zeit, und ungeheuer Trag' ich das ew'ge Maß in meinem Blut. Auch was ich Hebe, bricht aus dem Gefüge, Was mich zum Täter formte, gilt nicht mehr. Selbst die Gerechten sehe ich voll Lüge, Die Sicheren verwirrt im Ungefähr. O Traum des JüngHngs, ihr geliebten Meister! Mein Land, mein Volk, o Größe, o Gestalt Der wilden Zeit! Ihr Wissenden, ihr Geister, Ihr alten Götter, Gold in Gold gemalt! Lebt ihr noch wo? Kann einer zu euch flüchten Und euch berufen, wenn die Welt zerbricht? Ihr seid zerstoben, und an euren Früchten Essen die Sanften stumm sich das Gericht. Was sie anbeten, wird zum hohen Götzen. Der steht noch eine Weile schön und tief. Bis er vom Altar taumelt zum Entsetzen Des Toren, der ihm heüig, heUig rief. Und reiht sich in die Tänze der Dämonen, Die aus den Bildern springen, die das Wort Erbricht, zum Hexensabbath der Äonen; Darin im Rausch von Lüge, Brand und Mord Der große Durcheinanderwerfer steht, Diabolus, und der Verwirrung lacht. Die uns zerfleischt, ehe die eisige Nacht Als letzte Gnade um die Erde weht. IV. Der Dämon aus dem Munde des Geheilten Springt wie ein Flügelschweinchen in die Blätter, Und der Beseßne dankt dem milden Retter. Es staunten, die um den Herrn Jesus weilten. O Einfalt solcher Bändigung des Bösen! Ein Bild wie irgendeines aus der Reihe. Die gleiche Strenge und die gleiche freie Wollust, das Unlösbare leicht zu lösen. Er war doch ein Harmloser nur, ein Armer, Dem leicht der Schaum vorm Munde stand, ein Knabe, Der seiner armen Eltern Ruf und Habe Gefährdete, drum fand er den Erbarmer. Und sprang dann frei, und trieb mit seinesgleichen Sich vor dem Stadttor um. Und die Dämonen im Lande erschraken. Denn im Menschen wohnen War ihre Lust und ihrer Macht ein Zeichen. Wir gehn mit ihnen tägHch um, wir essen Am gleichen Tisch und folgen ihren Rufen Und sterben schweigend unter ihren Hufen. Denn kaum noch einer, der da nicht besessen An unsrem Blut sich durstig säuft, als seien Wir bloß zu ihrer Sättigung erschaffen. Wie Herren gehn sie mit geweihten Waffen. Wo du auch schweigst, hörst du ein Opfer schreien. Und mancher meint, dies sei uns aufgetragen Als trübes Schicksal. Andere erfinden Ein sanftes Lied, die Rasenden zu binden. Als wohnten sie inmitten alter Sagen. Sie ahnen nicht, daß noch die Worte leben Der wirküchen, der gültigen Beschwörung Und leiden Heber wissend die Zerstörung, Eh' sie dem Herrn der Welt die Ehre geben. 89

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