Bücherecke Der heilige Severin. Sein Leben und seine Vereh rung. Textv. Rudolf Zinnhobier. Aufnahmen v. Erich Widder. fViit einem Nachwort v. Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschiäger. - Linz: OLV-Buchverlag 1982, 92 Textseiten, 35 Farbbilder u. 59 Schwarzweißbiider. Ganzleinen, Ladenpreis S 348.-. Mit diesem Werk, das den Fachmann und den geschlchtslnteressierten Laien in gleicher Weise an spricht, hat das von der oberösterreichischen Landesaussteiiung 1982 ausgelöste Severinjahr wohi seine Krönung erfahren. Textautor, Biidautor und Veriag bemühten sich mit Erfoig um eine Pubiikation, die dauerhaften Wert besitzt und für iange Zeit an der Spitze der Severiniiteratur stehen wird. Rudolf Zinnhobier ist ein Kirchenhistoriker mit pro funder Sachkenntnis, er besitzt aber auch die in der Geschichtsschreibung so wichtige Begabung einer angenehm iesbaren Darsteiiung. Esgeiingt ihm, das Zeitaiter der Vöikerwanderung und das Leben des Heiiigen in dieser 1500 Jahre zurückiiegenden Epo che spannend und gegenwartsnah zu schiidern. Erich Widder hat sich ais Fotograf in vielen eigenen Pubiikationen bereits bestens bewährt. Hier stelite er seine Arbeit ais Lichtbiidner in den Dienst einer übergeordneten Konzeption. Seine Fotos sind nicht bloße Dokumentation, sondern biidnerische Inter pretationen, die den Fachtext beieben und berei chern. Ungewöhnlich erscheint das Nachwort des Herrn Bundespräsidenten Dr. Kirchschiäger. Es ist eine sehr lesenswerte Meditation über die Lehren, die wir in unserer Gegenwart aus dem Leben des Heiligen ziehen können, etwa: ,,Veriangen wir von unseren Mitmenschen nur, was wir selbst zu tun oder zu er leiden bereit sind." Vielen mag das heurige Severinjahr in Oberöster reich überbewertet erscheinen. Es zeigt sich jedoch gerade durch voriiegendes Werk, wie weit die Be schäftigung mit dieser faszinierenden Persöniichkeit der Spätantike zurückreicht. Zunächst waren es in erster Linie romantische Darsteiiungen im Sinne einer ,,vateriändischen" Geschichtsauffassung. So schrieb Richard von Kraiik 1906 ein Weihespiel ,,Das Donaugoid des heiligen Severin". Bereits im 18. Jahrhundert sind iegendäre Lobpreisungen er schienen. Auch die Fachhistorie interessierte sich früh für den Heiligen, für die ,,Vita Severini" ais ein zigartiger Geschichtsqueiie, für die Zeit des so be wegten 5. Jahrhunderts. Dem Linzer Kirchenhistori ker Norbert Miko gebührt in der modernen Severin forschung dann ein vorderer Rang. Mit seiner 1939 herausgegebenen Dissertation ,,Das Leben des heiiigen Severin. Eine Untersuchung auf Grund ei ner kritischen Betrachtung der Vita Severini des Eugippius" schuf er neue Erkenntnisgrundlagen. Ein wichtiger Schritt in der Severinforschung war so dann die Herausgabe der Vita Severini durch Rudoif Noil, der vor kurzem auch die ,,Literatur zur Vita sancti Severini aus den Jahren 1975-1980" im An zeiger der phii.-hist. Kiasse der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, 118. Jg. 1981, So. 12 kritisch behandeit hat. Größte Bedeutung für das Thema eriangte schiießlich die Forschungsarbeit von F. Lotter, der beson ders mit seinem Werk ,,Severinus von Noricum. Le gende und historische Wirkiichkeit. ..", erschienen 1976 in der Reihe ,,Monographien zur Geschichte des Mittelaiters", Band 12, das heutige Severinbild entscheidend mitgestaltete. Rudoif Zinnhobier faßt die rund 200jährige Beschäf tigung mit Severinus, diesem ,,inlustrissimus vir", wie ihn bereits zeitgenössische Berichte benennen, in seinem Buch hervorragend zusammen, berei chert und ergänzt durch eigene Forschungsergeb nisse. Zunächst wird der Leser mit der ,,Vita Severini" be kannt gemacht. In diesem Kapitei wäre aiierdings kritisch anzumerken, daß ein ailgemein verständiicher Bericht über die schriftiiche Überiieferung die ser Geschichtsqueiie nützlich gewesen wäre. Der Autor ist jedoch nicht nur Kirchenhistoriker, sondern auch Theoioge, und so interessiert ihn besonders der richtige ,, Umgang milder Vita". Hier sei ein ganz wichtiger Satz herausgegriffen: ,,Eugippius wollte in erster Linie nicht Geschichte schreiben, sondern eine Heiligengeschichte; wir könnten auch sagen, ihm ging es um eine Heiisgeschichte." Einprägsam ist das folgende Kapitel ,,Ufernorikum zur Zeit des hi. Severin". Breitesten Raum nimmt die Darsteiiung des Lebens von St. Severin ein, mit den Abschnitten: ,,Wer war St. Severin, Helferin der Not, Mann Gottes, Tod und Vermächtnis." Hier ist die positive Symbiose von Hi storie und Theoiogie besonders wirksam. Zinnho bler kommt zu Erkenntnissen, die ein weitiicher Hi storiker wohi nie hätte finden können. Unterhaitend und anregend ist sodann das Kapitel über,,Die Verehrung": Das Schicksai der Reiiquien, Die kuitische Verehrung, Severin in der Kunst, Se verin in der Dichtung. Mit dem Aussteiiungskataiog und nun mit diesem Geschichtsbuch hat die ober österreichische Landesaussteiiung 1982 einen bieibenden Steiienwert in der oberösterreichischen Landesgeschichte erhaiten. O. W. E. T. Compton. fViaier und Bergsteiger zwischen Fels und Firn. Hrsg. v. Ernst Bernt unter tViitwirkung des Osterreichischen Aipenvereins-fViuseums, Innsbruck. - Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Alfred Förg 1982,208 Seiten, 8 Seiten Farbtafein u. 163 Abb., davon 100 im Dupiexdruck, For mat 25,5 X 32,5 cm, Leinen, Ladenpreis S 608.-. Eine neue ,,Rosenheimer Rarität", eine bibiiophiie Kostbarkeit, die aiien Bergsteigern und Liebhabern der Landschaftsmaierei wärmstens zu empfehien ist. Wer die Bergweit liebt, hat sicherlich schon öfter von Edward Theodore Compton gehört, der 1849 in ei nem Londoner Vorort geboren wurde, mit seinen Ei tern schon 1867 nach Deutschiand (Darmstadt) übersiedeite und schließlich in Feidafing am Starn berger See seine Wahiheimat fand. Sein Leben hat er zur Gänze den Bergen verschrieben. Mit 19 Jah ren eriebte er zum erstenmai in der Schweiz die Ai gen. Seitdem ist er diesem Eriebnis treu gebiieben. Er wurde zu einem erfahrenen Aipinisten, dessen Fahrtenbuch rund 300 bedeutende Touren mit 27 Erstbesteigungen umfaßt. In diesen Wanderjah ren schuf er rund 1700 Bilder und Zeichnungen, da von sind 1500 Titei heute sichergesteilt, meist öibilder und Aquareiie, jedoch auch viele Studien. Der Künstler arbeitete unermüdlich vor der Natur. Wäh rend nach schwerer Bergfahrt seine Freunde raste ten, zeichnete er - oft mit kiammen Fingern. So wurde er auch in den Jahren 1883 bis 1912 zum maßgeblichen lilustrator der Jahrbücher des Deut schen und österreichischen Alpenvereins, vieie Standardwerke der damaiigen Aipiniiteratur stattete er mit seinen Iliustrationen aus. Wichtigste Pfiegestätte seines künstlerischen Nachiasses ist das österreichische AlpenvereinsMuseum in Innsbruck. Dort fand er auch in dem 1906 geborenen Hütteningenieur und Bergsteiger Ernst Bernt einen treuen Ekkehard. Die Rosenhei mer Veriagsanstait hatte wieder einmai eine glückli che Hand, daß sie diese Persönlichkeit ais Heraus geber ihres Compton-Buches gewinnen konnte. Ernst Bernt schließt seine einleitende biographische Skizze über den Menschen, Bergsteiger und Künst ler E. T. Compton mit der Feststellung: ,,Wenn die Kunstgeschichte auch manchmal mit weniger Aner kennung über sein Schaffen urteilt, für den Berg steiger und Bergfreund ist er immer noch der bevor zugte Künder der Schönheit der Berge! Und das wird auch so bleiben." Er urteilt auch treffend, daß mit diesem Künstler die ,,Romantik in der Aipenmaierei" ihr Ende fand. Compton schuf nun die realistische künstlerische Gebirgsdarsteliung. Darin liegt der unnachahmliche Reiz seiner Bilder. Der Betrachter spürt in jedem seiner Bilder die herbe Schönheit der Gipfel, Glet scher, der Bergdörfer. Eiseskäite strömt das Blau seiner Gietscherdarsteiiungen aus. Die Bildauswahi ist gegliedert nach Motiven aus den Ostaipen: Rax-Schneeberg-Gruppe, Berchtesga dener Alpen, Aligäuer Alpen, Ankogeigruppe, Goidberggruppe, Glocknergruppe, Zillertaier Alpen, Texeigruppe. Rätische Alpen, Siivrettagruppe, Rätikon, Steiner Alpen, Juiische Alpen, Karnische Al pen, Dolomiten, Brentagruppe, Adameilogruppe, Ortiergruppe - aus den Westaipen: Bernina Alpen, Montbianc-Gruppe, Grajische Alpen, Abruzzen - aus der Bergwelt außerhalb der Alpen: Pyrenäen, Norwegen, Kordilleren, Neuseeland. Welch ein Bergsteigerieben! Den Bildern sind Originaltexte aus der,,hohen Zeit" der Aipenerschließung beigegeben. Hier würde ich mir bei einer Neuauflage einen genauen Literatur nachweis wünschen. Die oberösterreichischen Leser des Buches werden auch mit Bedauern Biidbeispiele aus dem Toten Gebirge vermissen, war doch Hinterstoder ein be liebter Aufenthaltsort E. T. Comptons. Siehe hiezu den Aufsatz von Sepp Waliner in Heft 3/1975 unse rer Zeitschrift ,,E. T. Compton in Hinterstoder- Die Beziehungen des großen Alpenmaiers zu Ober österreich." Da im Prospekt des Verlages ein zweiter Bildband über E. T. Compton vorangekündigt wird, ist in ihm eine Bildauswahi auch aus Oberösterreich zu erhof fen. O. W. 81
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2