Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Historische Kunst Rechts: Südportal der Pfarrkirche Eferding, Madonna mit Stifter „1494", Türstock ,,1471"; am rechten Türstock Setzungsriß Außen: Gedenkstein aus 1466, wohi nicht der Grundstein, in der Nordostecke des Langhauses der Pfarrkirche Eferding I Steinbrecher gebe ihn derzeit billiger und er kann ohne große Mühe verschifft werden. Der Kaplan betont noch, daß auch jetzt große Schiffe voll Steinen nach Wien an St. Stephan gehen. Die nächste Frage betrifft die Beschaffung von Bauholz, die er mit dem Meister Hans Zim mermann besprochen hat. Dieser Hans kann identisch sein mit dem Hans Leonhardt, der 1507 ohne Angabe seines Handwerks ver zeichnet ist. In diesem Absatz ist aber für die Baugeschichte von höchster Bedeutung, daß der Chorbau frühestens in fünf oder sechs Jahren in die Höhe kommen wird, das wäre also um 1480. Mit diesem Hinweis wäre we nigstens ein Teil der Lücke zwischen den Baudaten 1471 am Südtor und 1492, 1493, 1497 an den Scheidbögen in den westlichen Jochen und dep dortigen Gewölben, bzw. am Bildschmuck des Südtores geschlossen. 1505 ist auch die Doppeiwendeltreppe zur Empore eingebaut worden; sie wurde nicht für die Kir che, sondern für einen anderen Bau (Stadtschioß Eferding oder die Schaunberg) ge schaffen. Wenn alle erreichbaren Unterlagen zur Bau geschichte, die beiden Urkunden zum Bau, die Vorschriften der mittelalterlichen Steinmetz bruderschaft, die Unterweisung zur Herstel lung sicherer Fundamente durch eine Ro stung, der Stil der einzelnen Baugiieder, die Verbreitung der Steinmetzzeichen, der Bau daten und das Wissen über den mittelalterli chen Baubetrieb richtig gedeutet und mitein ander in Beziehung gesetzt wurden, ergibt sich folgende Baugeschichte: Während ein Vorgängerbau (ungewiß ob romanisch oder gotisch des 14. Jahrhunderts) weiter stehen blieb, begann 1451 mit der Legung eines Ro stes der Chorbau, der bis 1457 bis in die Höhe der Fenstersohlbänke aufgerichtet wurde. Die nördliche Kapelle wurde fertiggestellt. Bis 1466 wurde der Rost der Umfassungsmauern des Langhauses und der beiden westlichen Pfeilerpaare gelegt. Gleichzeitig arbeiteten die Steinmetze die Werkstücke auf Vorrat. Nach der Grundsteinlegung am 6. August 1466 in der Nordostecke wurde noch in diesem Jahr die Nordwand, 1467 die Westwand und schließlich 1468 die Südwand aufgerichtet. 1471 war die Höhe der Fenstersohlbank er reicht. Es trat jetzt sicher keine größere Bau unterbrechung ein, wohl aber hatte der große Stadtbrand von 1468 die Bauarbeiten verzö gert und den Zufluß an Geldmitteln verringert. Wie aus dem Brief des Kaplans Matthäus Holzleitter 1474 zu entnehmen ist, war die Fer tigstellung des Chores frühestens für die Jahre um 1480 vorgesehen. Es wurden Lieferungen von Sandstein für Rippen, Dienste und Maß werke vorgesehen, entweder aus Abbach oder aus Steyregg. In den 90er Jahren wurden die Langhausmauern hochgeführt und die Wölbung der Schiffe begann im Westen, wie die eingehauenen Baudaten berichten. Nach dem Hochziehen der Wände, sowohl am Chor (um 1480) als auch am Langhaus (um 1490), mußte noch vor der Wölbung der mächtige Dachstuhl aufgesetzt werden, der die Hoch mauern zu verspannen hatte. Damit konnte das alte Gotteshaus abgetragen und die Ro stung für die drei östlichen Pfeilerpaare gelegt werden. In diese Zeit, wohl gegen 1500, fällt die Formänderung der Pfeiler, die nun anstelle des achteckigen Querschnitts einen achtecki gen Stern erhalten. Außer den Schiffspfeilern wurden unter der Westempore derartige Pfei lerchen gesetzt und die Zungenmauern der eingezogenen Strebepfeiler. Diese entschei dende Planänderung im Formalen bestätigen auch die Steinmetzzeichen: Eine neue Grup pe, die an diesen Werksteinen auftritt, ist von den älteren Zeichen weitgehend verschieden. Nur vereinzelt findet sich ein Werkmann der älteren Baupartie an diesen neuartigen Bau gliedern. Diese einschneidende Zäsur dürfte ebenfails nach 1490 anzusetzen sein. Die Nachrichten im Urbar von 1507, nach de nen der Maurer sommers und winters be schäftigt ist, beweisen, daß die Gewölbe des 65

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