Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Historische Kunst Damit sind alle Aussagen umrissen, die der Bau selbst zu seiner Entstehungsgeschichte beizutragen vermag. Die Abschiußrechnung wurde vor mehreren Jahrzehnten bereits geistreich und heute noch gültig gedeutet,so daß hier nur die Nachrichten zum Bau an sich wiederholt und durch andere mittelalterliche Urkunden weitergeführt werden sollen. Der Brief von 1474 öffnet den Bück auf Sorgen und Pläne, Überlegungen und Abwägungen, wie sie ein spätgotischer Kirchenbau mit sich brachte.^^ Die Menschen selbst - außer den Werkleuten - mußten in dieser Arbeit zu kurz kommen. Es wird kaum je bekannt werden, von wem und warum der Entschluß gefaßt wurde, in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Eferding ein neues Pfarrgotteshaus zu planen und zu er richten. Seit 1367 gehörte den Grafen von Schaunberg Stadt, Stadtburg, Gericht und Kirchlehen Eferding, die sie im Tausch von den Passauer Bischöfen erworben hatten. Die Verbindungen zum Hochstift waren wohl noch nicht abgerissen und der Graf, Pfarrer und Zechleute konnten den Dombaumeister Jörg Windisch von Passau mit Erlaubnis des Fürstbischofs gewinnen, mit Rat und Tat be hilflich zu sein. Wie auch heute besprachen sich Bauherren und Baumeister; dieser über prüfte den Baugrund und die vorgesehenen Steinbrüche, fertigte einen Bauplan, „Riß"- ,,Visier", und errichtete eine Bauhütte, die er einem Parlier (Polier), der den Meister gegen über den Gesellen und Bauherren vertrat, an vertraute. Jörg Windisch war der dritte ,,des hochw. Stiffts des Tumbs zu passaw des baues da selbst obristen Werkmeister" nach Hans Krummenauer und Hans Hesse. Noch zu dessen Lebzeiten war Windisch der Dombau anvertraut worden und er vollendete die Quer häuser. Er vertrat Passau als Dombaumeister neben dem alten Meister Hans Hesse am 25. April 1459 auf dem denkwürdigen Stein metzentag zu Regensburg und kaufte am 29. Dezember 1459 ein Haus in der Pfaffen gasse zu Passau. 1461 verkaufte Stefan Krummenauer sein Haus in Passau, wobei Windisch als Zeuge aufschien. Stefan starb im gleichen Jahre in Braunau, sein Grabstein ist an der Stadtpfarrkirche erhalten, deren Schema Vorbild für Eferding wurde. Zwischen den Hochfenstern im südlichen Querhaus des Domes ließ Windisch ,,1462" einschlagen. Der Grundstein zum Langhaus von Eferding wurde am 6. August 1466 feierlich von Graf Sigmund von Schaunberg gelegt, aber Jörg Windisch starb bereits am 8. August. Sein Grabstein befand sich im Domkreuzgang zu Passau, ging aber bei dessen Zerstörung 1811 zugrunde. Der Text des Steines blieb, al lerdings verstümmelt - Bündelich statt Win disch - erhalten. Der Dombaumeister Windisch hatte die Grundfesten auf einen Rost aus Eichenpfäh len gelegt, well der Baugrund zu feucht war und auch zu nachgiebiges Schwemmland darstellte. Diese Arbeit des Einrammens war zeitraubend und dürfte Jahre gedauert haben.i^ Wenn diese Vorarbeiten beachtet wer den, erhält auch eine in der Literatur über kommene Baunachricht, die den Chorbau in die Jahre 1451 — 1457 versetzt,'® ihre gebüh rende Bestätigung. Auch die Grundfesten des Chores mußten auf einen Rost aufgesetzt werden.'® Dann wurde bis in die Höhe der Fenstersohlbänke aufgemauert - der Form wandel der Wanddienste In dieser Höhe, der bisher nicht gedeutet werden konnte, bestätigt diese Überlegungen. Nur die Nordkapelle konnte ausgeführt werden. Indessen wurde das Langhaus begonnen, die Fundamente des Chores konnten sich setzen und es wur den Setzungsrisse zwischen den verschiede nen Bauteilen vermieden.®® Auch die Lang hausmauern erreichten zunächst die Höhe der Fenstersohlbänke. Begonnen wurde mit dem Bau beim Gedenkstein in der Nordostecke 1466, Nordtor 1466, Westtor 1467 und Süd portal 1468 und 1471. Aus der Abfolge dieser Jahreszahlen ist einmal der Baufortgang ab zulesen, zum anderen aber auch die vorberei tende Arbeit in der Bauhütte. Hier wurden in den Jahren der Rostung bereits die Werk stücke auf Vorrat gearbeitet und gelagert; es 62

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