Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Denkmalpflege ehemalige Papiermühle in Braunau und das Schiffmeisterhaus in Linz genannt. Die Papiermühle wurde bereits 1480 erstmals erwähnt und stand, nach einem Brand 1912 wiederaufgebaut, bis 1930 in Betrieb. Die Hauptmauern stammen ganz offensichtlich noch aus dem Mittelalter, die maschinelle Ein richtung ist aber gänzlich verloren. Dennoch besitzt das heute zu einem Wohnhaus umge baute Gebäude als Wahrzeichen eines tradi tionsreichen Gewerbebetriebes durchaus Denkmalcharakter. Sicherlich deutlicher tritt dies beim Schiffmeisterhaus in Linz hervor, das einen ,,1598" datierten Sgraffitodekor be sitzt, der auch Schiffmeistersymbole enthält. Arbeitersiedlungen entstanden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts planmäßig in Verbin dung mit der Errichtung größerer Industriean lagen. Dabei wurden internationale Erfahrun gen immer wieder herangezogen und weiter entwickelt. Die älteste derartige Siedlung im Lande ist die 1870 von Josef Werndl in Steyr, Wehrgrabengasse 67-81, errichtete. In zehn Häusern wurden insgesamt 40 Wohnungen von für diese Zeit beachtlichem Komfort ge schaffen. 1875-88 entstand dann die Sied lung auf dem Eisenfeld (Steyr-Insel), die be achtlichen Umfang hat. Auch in Verbindung mit den schon erwähnten Textilfabriken ent standen planmäßige Arbeitersiedlungen, de ren Ausgestaltung auch bestimmte soziale und architektonische Motive zugrunde lagen. Das technische Denkmal als Zeugnis menschlichen Erfindungsgeistes und der Viel falt wirtschaftlicher Tätigkeiten dokumentiert gerade bei einer summarischen - hier aber keineswegs vollständigen! - Darstellung die Bedeutung der Wirtschaftsgeschichte eines Landes für das Verständnis der Landesge schichte insgesamt. Mag die Erhaltung eines schlichteren Einzeldenkmals mitunter pro blematisch oder wenig sinnvoll erscheinen, so muß doch letztlich sein Stellenwert innerhalb des Komplexes ,,Kulturgeschichte" dafür ent scheidend sein. Anmerkungen 1 R. Slotta, Technlsche Denkmäler in der Bundes republik Deutschland, hgg. v. Bergbaumuseum Bo chum, 1975, S. XI. 2 Oö. Heft 4/1978, S. 31 ff., Denkmalpflege im Bereich der Technik von Manfred Mohr, und S. 33ff., Die blauen Sensen von Carl Hans Watzin ger. 3 A. Roileder, Heimatkunde von Steyr, Steyr 1894, S. 134. 4 Friedrich-Achleitner, österreichische Architektur Im 20. Jahrhundert, Band I, Salzburg und Wien 1980, S. 195 ff. Links: Der historische Raddampfer,,Gisela" der Traunsee-Schiffahrt. - Foto: Gesellschaft der Freunde der Stadt Gmunden ■ ■ Linzer Schutzengel Apotheke 49

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