Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

„Der Eisenhammer am Wengbach an der Enns", Lithographie von Josef Löw, gedruckt bei Jos. Hafner, Linz, um 1830.- Oö. Landesmuseum, Inv. Nr. OA II 546/1. - Foto: Franz Gangl, Linz •rnö» Aef -W - ut Uifi in ////■/• /■//// /Z/ü-viv' f/tm f/r/'/'fi. Aj/An r/m JiftAr am £- von^ Ttr/tiffmf Vielzahl von Verarbeitungsbetrieben, so daß Steyr zu einem Handelsplatz von Stahl und Fertigwaren emporwuchs. Gleichlaufend ge wann das verarbeitende Gewerbe in der Brükkenstadt am Zusammenfluß von Eons und Steyr Gewicht und Ansehen. Es entstanden Zünfte und Zunftverbände, und die Steyrer Messerschmiede erhielten neben den Wiener Werkstätten ais einzige das Recht, das Bindenschildwappen auf die Messer zu schlagen. Durch landesfürstliche Privilegien bevorzugt, gewann Steyr gegenüber Waidhofen/Ybbs immer mehr an Vormachtstellung und über nahm für Jahrhunderte die wirtschaftliche Führung der Eisenwurz'n. Die Steyrer Elsen waren wurden nach Enns - an die Donau ge bracht, und weiter über Freistadt nach Böh men und Sachsen verfrachtet, über Krems nach Polen und Rußland und über Passau nach Lübeck, von wo sie durch die Hanse nach England, Spanien und in die Neue Welt vertrieben wurden. In Steyr wurde 1581 nach einer gemeinsamen Verlagsordnung die Steyrer Eisencompagnie errichtet und drei Jahre später die Eisenob mannschaft als landesfürstliche Aufsichtsbe hörde über das gesamte oberösterreichische und niederösterreichische Eisenwesen, zu ständig für die Hammerwerke aller Abstufun gen, für die Eisenhandelsgesellschaft und das Verlagswesen, für die Proviantordnung sowie auch die Waidordnung, die Regelung der Wo chenmärkte, die Bestimmungen für die Schiffsleute usw. Im Steyrer Zuständigkeits bereich lagen 28 große Welschhämmer, da von 23 an der Enns, In Weyer und in der Laussa, welche etwa 500.000 Zentner Stahl und Eisen lieferten, die ebenso wie das Vormate rial hierzu auf der Eisenstraße und auf der Enns befördert werden mußten. Kam vom Innerberger Bezirk das Vormaterial, so mußte andererseits im Gegenzug der Le bensmittelbedarf für die dort etwa 3000 be schäftigten Berg- und Hüttenarbeiter und de ren Familien transportiert werden. Die fortschreitende Geldentwertung gegen Ende des 16. Jahrhunderts, die wachsende Verschuldung der Rad- und Hammerwerke bei den Steyrer Handelshäusern und die im mer trister werdende allgemeine wirtschaftli che Lage zur Zeit der Reformation und Gegen reformation veranlaßte die landesfürstliche Regierung zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft in Steyr. An ihr waren El senhändler, Hammerherren und Radgewerke sowie die landesfürstliche Kammer bei gleich zeitiger Berücksichtigung des Kleineisenge werbes nach Maßgabe des nicht mit Schulden belasteten Besitzes beteiligt. Es war ein Unternehmerverband von Urproduktion, Halb warenerzeugung und Finalproduktion sowie Eisenverlag und Großhandel, der sich im Ver ein mit verschiedenen technischen Neuerun gen in den Erzeugungsstätten zwei Jahrhun derte lang zum Wohl der Eisenwurz'n auswirk te. Ein Denkmal dieser Zeit ist der Innerberger Stadel am Grünmarkt in Steyr, der 1612 als mächtiger Doppelgiebelspeicher erbaut wurde und heute das Museum der Stadt und damit auch des Eisenwesens beherbergt. Der Innerberger Stadel Ist ebenso ein Monument wie die Eisenstadt in ihrer Gesamtheit und er ist ähnlich wie die zahlreichen spätgotischen, im Renaissance- oder Barockstil erbauten Häuser am Stadtplatz und am Ennskai korres pondierende Station zu einem der markante sten Marksteine der Eisenstraße und der Enns, des ,,Kastens" bei Weyer. Das Roheisen vom Erzberg und den benach barten Radwerken wurde zunächst auf der einstigen Römerstraße mit Tier und Wagen nach Reifling gebracht und, wie es in einer Ur kunde von Albrecht III. (1373) heißt, dort ,,auf die Enns gelegt" und darauf ,,an den chasten und anderswo In unser lannt" geführt. Der Umschlagplatz nächst Weyer, von welchem auch die Straße über Gaflenz nach Waidhofen führte, hatte bereits im 12. und 13. Jahrhun dert große Bedeutung, zumal Weyer als Zen trum der Hammerwerke mehrmals versuchte, Waidhofen und Steyr auch handelsmäßig den Rang abzugewinnen. Allerdings war dieses Bemühen immer wieder vergeblich, da Weyer nur ein Privileg für die Lieferung von Halbfabri katen hatte. Der Kasten mit seinen Speicherhäusern, Stal lungen und der Taverne war Umschlagplatz für Roheisen und Eisenwaren, ebenso aber auch für Produkte von Hof und Feld und allen übrigen für die Versorgung der Arbeiter in den Gewerken notwendigen Güter. Bei den Maut verhältnissen der damaligen Zeit war er ge wissermaßen auch eine Zollfreizone. Bis ins 16. Jahrhundert wurde die Eisenbeför derung auf der Enns mit Flößen durchgeführt.

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