Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Links: Das legendäre alte Wiener Pflaster mit Pflastersteinen aus Oberösterrelcfi. - Foto: Elfrlede Mejchar, Wien Recfits: Wer erinnert slcfi nocti daran, da für viele bedeutende Bauten der Wiener Ringstraße, so auch für das Parlamentsgebäude, errichtet 1873-83, ,,Plöcklnqer Granit" verwendet worden Ist? Foto: Elfriede Mejchar, Wien Die Genossenschaft der Schleifsteinhauer besteht nachweislich seit 1563; damals wurde den acht Schleifsteinhauern vom Pfieggericht Wildenstein das Schurfrecht erneuert. Dem nach muß dieses Handwerk bereits viel älter sein. Ein ähnliches Gewerbe sind die Mühlstein hauer in Perg; ihre Tradition reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück; auch sie erhielten im 16. Jahrhundert, 1582, durch Kaiser Rudolf II. die Bestätigung ihrer Handwerksrechte. Bedin gung zur Führung eines solchen Betriebes war der Besitz eines bürgerlichen Hauses, ja man sah sogar streng darauf, daß nur Meister söhne zugelassen wurden. Das Handwerk der Mühlsteinerzeuger nahm unter den sieben Zünften von Perg die erste Stelle ein, bei feier lichen Anlässen genoß es besondere Vorrech te, ihre Mitglieder hatten eine besonders hohe Meisterschaftstaxe zu zahlen und ihrer Stel lung entsprechend war auch die Strafe für Ver letzung der Handwerksfreiheiten sehr hoch: 50 Mark ledigen Goldes, je zur Hälfte in die kaiserliche Kammer und in die Zechlade flie ßend. Interessant ist das verbriefte Zusammengehö rigkeitsgefühl der Handwerksangehörigen. Suchte ein Käufer bei einem Meister einen Stein und fand nicht den entsprechenden, mußte der Meister mit dem Interessenten zu allen anderen Meistern gehen, um den pas senden zu finden. Auch heute blüht dieses in uraltem Familien besitz stehende Gewerbe weiter, wenn man auch zu verschiedenen neuen Erzeugungs programmen übergegangen ist. Der Sandstein aus der Umgebung von Urfahr wiederum ist bestens für Bauten geeignet. Die großen Höhlen zwischen Plesching und Steyregg sind sehr alte, unterirdische Steinbrüche; von hier holte man z. B. Material für die Ennser Stadtpfarrkirche, aber selbst an manchen rö mischen Bauresten findet man schon Sand stein unserer Gegend. Natürlich hat Oberösterreich noch manch an deres abbau- und verarbeitungswürdiges Ge stein, wie etwa das Kaolin im Josefstai bei Schwertberg oder den einst als Schmuckstein sehr geschätzten Gapat in der Gegend von Großreifling, Unteriaussa; alle zu nennen, würde zu weit führen, ebenso wie alle Abarten, denen meist lokale Bedeutung zugekommen ist, wie etwa der Nageifluh im östlichen Traunviertel, dem Baustein des Flachlandes schlechthin, oder der Tuffstein im Innviertel. An vielen Bauten treten die Steine sichtbar in Erscheinung, andernorts sind sie durch Tün che verdeckt, wo sie aber sichtbar geblieben sind, sind sie nicht nur eine grandiose Schau sammlung der Gesteine Oberösterreichs, sondern künden auch davon, wie vielen Men schen die Arbeit mit dem Stein ihr tägliches Brot, ihren Lebensunterhalt gegeben hat. Es ist eigenartig, daß man in den Archivalien verhältnismäßig wenig und wenn, meist ziem lich verborgen, Nachrichten über dieses Handwerk findet. Die Geschichte der großen Masse der Steinmetzen und Maurer ist noch keineswegs geschrieben, man kann keine 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2