Ein Tag bricht an Ein Tag bricht an. Wir sind gerufen, seinen Krug Mit unserm Schweiß und unsern Tränen Randvoll zu füllen. Ein Tag bricht an. Wir dürfen nicht nein sagen Zu diesem Tag. Wir dürfen das Bittre nicht verwerfen Um der Süße der Nacht willen. Ein Tag bricht an. Wir müssen ihn männlich fassen Und in die Hallen tragen. Wo ihn die Tänze des Teufels Rasend umschwirren. Ein Tag bricht an. Wir tauchen in seine Gefahr Und siehe: er wird uns nicht schaden. Der Brunnen des Abends ist itef. Keiner sah seinen Grund. Es sind nur die Zeugen des Abends, Denen das wagende Herz vertraut. Aus ,,Ein Tag bricht an", Gedichte, 1954 Heimgang Käuflich sind die Paradiese und die Sterne sind schon feil. Dienstbar ist uns jeder Riese und die Träume sind uns heil. Sag, wo ist da eine Stätte, die uns nackt und arm empfängt, die des Morgens Keuschheit hätte und des Abends Schuld verhängt? Es gedeiht kein Lied an Tischen, wo der Satte protzt und schmaust! Laßt uns heimgehn zu den Eischen, unbeirrt und unbehaust, zu den Fischen, zu den Meeren, zu den Wurzeln, bis zum Grund. Brot und Opfer, Wein und Ähren will des Sängers müder Mund. Aus ,,Das Morgentor", Gedichte, 1964 An die Künftigen Handelskai (Rhapsodie in Grau) Lagerschuppen, Schlote, Krangespenster ... Seil und Winde kreischen schlecht geölt. Oft stand ich als Kind am Fenster, Süß erschreckend, wenn ein Schiffsruf grölt. Meine Träume! Graue Donaulände! Löwenzahn, der zwischen Schwellen bebt! Geht denn eine Kindheit je zu Ende, Die wie meine aus dem Strom sich hebt? Wie das Schicksal sind die schwarzen Schlepper. Und das grüne Wasser ist die Welt, Wenn mit eisernem Geschepper Kohle aus den Greifern fällt. Aus ,,Grimassen", Gedichte, 1958 Modernisiert eure Gefühle! Die Sprache Apolls versteht keiner mehr. Der Mond in den Zweigen, Lichtquant meßbarer Größe, wirbt für SatelUs und Co. Keiner weine! Vergeudet das Salz nicht an unzeitgemäße Projekte. Nachts zwischen Schlaf und Schlaf, einen Atemzug lang, dürft ihr beten. Aus ,,Kaltstart", Gedichte, 1969 74
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