Literaturbeilage der Kulturzeitschrift Oberösterreich Heft 2/1982 Eduard Christoph Heinisch Lyrik und Prosa Auswahl und Einführung: Otto Wutzel Johann Kaspar Lavater, Philosoph und Theologe der Goethezeit, wäre mit seiner „Physiognomik" am Beispiel von E. Ch. Heinisch ge scheitert. Der 1931 in Wien geborene, in Vöcklabruck lebende Dich ter, Journalist und Essayist wirkt nach außen bajuwarisch gemütlich. Im Gespräch verliert sich jedoch rasch diese Gemütlichkeit. In seinem Tagesschrifttum kann er ätzend und verletzend werden. Seine Ag gressivität verdeckt oft die Gefühlstiefe seiner Verse und Prosa. Dabei schreibt dieser Schriftsteller jede Zeüe mit ganzem persönKchen Einsatz. Im Alltag erregen ihn die Mißstände der Zeit so sehr, daß er im Wort oft das Maß verlieren kann. In seinen Dichtungen er greift diese menschliche Leidenschaftlichkeit. Es ist die Absicht dieser Auswahl, den Dichter E. Ch. Heinisch ins Licht zu rücken. Der Tagesschriftsteller klingt nur am Rande an. Wie ernst dieser Autor in und für Österreich zu nehmen ist, beweist seine jüngste Arbeit, der Text,, Vater des Friedens" für ein Oratorium zu Ehren des heiligen Severin. Der Florianer Chorherr Augustinus Franz Kropfreiter schrieb hiezu die Musik. Die Uraufführung war im Rah men der Feierlichkeiten zur oberösterreichischen Landesausstellung 1982 ,,Severin zwischen Römerzeit und Völkerwanderung" unter der Leitung von Theodor Guschlbauer am 4. Juni im Linzer Bruckner haus. Am 6. Juni wurde das Oratorium in der Basüika Enns-Lorch aufgeführt. Die deutsche Erstaufführung erfolgte am 9. Juni anläßlich der Europäischen Wochen im Passauer Dom. Von sich selbst sagt der Dichter: ,,Folgende Umweltfaktoren beeinflussen mein Schaffen: Ein norma les Familienleben mit drei Kindern, die industrielle Arbeitswelt der Chemiefaser Lenzing, deren Werksangehöriger ich seit 1945 bin, die Landschaft, Gesellschaft und Kunst Österreichs, das kulturpolitische Engagement in den Medien und auf neuen Wegen der Kommunika tion, die Veränderungsreize jeglichen Konformismus von rechts und links." In Buchform sind bisher von ihm erschienen: Ein Tag bricht an, Gedichte, 1954 Retter der Hoffnung, Erzählungen, 1955 Ausgewählte Grimassen, Gedichte, 1958 Der Kelch, Novellen 1959 Das Morgentor, Gedichte, 1964 Kaltstart, Gedichte, 1967 Aussagen, Gedichte, 1975 Grüße vom Attersee, Essay, 1981 Dazu kommen viele Veröffentlichungen in österreichischen und deutschen Almanachen und Zeitschriften, englische Nachdichtun gen in ,,Poetry", zwei Nachdichtungen in Arabisch und neuerdings Chinesisch und Indisch in der Zeitschrift ,,Mosaic", New Delhi. Mit Eifer und Sorgfalt redigiert Eduard Christoph Heinisch die Werkszeitung der Chemiefaser Lenzing AG. ,,die retorte"; ein typi sches Austriakum, daß die Zeitung einer Großindustrie von einem sehr zeitkritischen Autor redaktionell gestaltet werden kann. iüf - KiKCxe isrtiicHr Lydia Roppolt: Porträtzeichnung Eduard Christoph Heinisch, Kreide, 1980, 68 x 48 cm 73
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