Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Bücherecke wechselseitige Identifikation bereits zu einem Ennser Jubiläumsjahr geworden ist und solchermaßen die Herausgabe solcher Publikationen, die freilich mit dem ursprünglichen Anlaß gar nichts mehr zu tun haben, nahelegt. Doch zur Sache selbst: Vom Betrachten der alten Ennser Ansichtskarten entsteht nicht nur lokal ge färbte Nostalgie, sondern auch ein recht eingängi ges, abgerundetes Bild einer österreichischen Kleinstadt um die Jahrhundertwende, das eben ge rade wegen der relativ dünn gesäten Renommier- ,,Besonderheiten" (wie etwa der Winterreithalie der Kavalieriekaserne, die heute ein heiß umstrittenes Denkmaischutz-Objekt ist) ohne weiteres Anspruch auf Aiigemeingüitigkeit erheben kann. Jeder, der einmal die politischen, geselischaftiichen und siediungsgeschichtiichen Verhältnisse einer Kieinstadt um 1900 etwas gründlicher studiert hat, wird der von Kneifei getroffenen Auswahl in ihrer Repräsentanz für bestimmte Phänomene voll und ganz zustimmen können. Das Bändchendarf das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, nicht nur viele denkmaipfiegerische Aspekte in Erinnerung zu rufen, sondern auch dem an Geschichte nicht sonderlich interessierten Leser quasi auf Samtpfoten wichtige lokale Entwickiungsiinien aus einer nicht alizufernen und von der Geschichtsforschung eher stiefmütterlich behandel ten Vergangenheit vor Augen zu führen. St. Gottfried Kneifei: Stadtfüfirer Enns. - Linz: OLVBucfiverlag 1982, 104 Seiten, 27 Scftwarzweißbilder, Stadtplan, Ladenpreis S 68.-. Rechtzeitig zur Eröffnung der diesjährigen ober österreichischen Landesausstellung in Enns ist vom Autor der,,Grüße aus Enns" auch ein handlicher, in struktiver Stadtführer erschienen. Die Aussteiiungsund Stadtbesucher werden diesen schmalen ,,Fremdenführer" gerne zur Hand nehmen. Gottfried Kneifei erweist sich als geschickter, modern veran lagter Reiseschriftsteiier. Der Gast erfährt in guter Lesbarkeit alle wesentlichen Informationen für einen Aufenthalt in Enns. Die Darstellung ist präzise, amü sant, praktisch. Wer wußte z. B. schon, daß der Bahnhof Enns seit 1858 besteht, daß man im städti schen Ozonhaiienbad sein Freizeitvergnügen in unmittelbarer Nähe des römischen Miiitärbades ge nießen kann, es in den Ennser Konditoreien ganz bestimmte, hausgemachte Spezialitäten gibt und ähnliches mehr? Ein kurzgefaßter ,,Geschichtlicher Rückblick" in formiert über die Vergangenheit der,,ältesten" Stadt Österreichs mit ihren vielen historischen Besonder heiten. Sehr lehrreich ist die Beschreibung der Sehenswür digkeiten gestaltet, in einem ,,Pflichtprogramm" kann der unmittelbare Stadtkern erlebt werden. Ein gutes Beispiel für die fachliche Gewissenhaftigkeit des Autors ist etwa das Kapitel über die bemerkens werte Johanniterkapelie, die selbst vielen Ennsern kaum bekannt sein dürfte. ,,Wenn Sie etwas mehr Zeit und Muße haben", führt Sie der Autor in die wei teren Stadtbereiche etwa in den Schloßpark auf dem Georgenberg, nach Maria Anger, zur St.-LaurenzBasiiika usw. Dankbar vermerken wir auch die Hinweise auf Enns' benachbarte Ausflugsziele - Stift St. Florian, Jagdmuseum Hohenbrunn und vie les andere, vor allem zu den nahen niederösterrei chischen Ausflugszielen St. Pantaleon, St. Valen tin, Rems. Es fehlt auch nicht eine knappe Vorstellung des ,,Modernen Enns". Ein ausgezeichneter Stadtfüh rer, der als Modeil für ähnliche Literatur dienen könnte. O. W. Ein neues Mühlviertler Wanderbuch Hans Wati: Wandern im l\/lühlviertel. 38 Rundwan derungen. - Linz: OLV-Buchveriag 1982, 200 Sei ten, 38 Schwarzweißbilder, 29 Skizzen, Laden preis S 148.-. ist der ebenfalls seinerzeit im Oberösterreichischen Landesveriag erschienene Führer ,,Wanderungen im Mühiviertei" von Hertha und Friedrich Schober in erster Linie kuiturgeschichtiich orientiert gewesen, so legt das neue Mühiviertier Wanderbuch von Hans Wall eher das Hauptgewicht auf,,Wandern - Sport für alle", ohne allerdings auf kulturelle Hinweise zu verzichten. Der Autor erweist sich als guter Kenner des Mühivierteis, als ein begeisterter Wanderer und er möchte,, Ratgeber für viele genußreiche Ausflüge in unser schönes Mühiviertei" sein. Dieses Vorha ben ist ihm gelungen. Er beschreibt 38 Rundwande rungen, die durch das ganze Mühiviertei führen und stets so angelegt sind, daß der Wanderer nach ei nem genußreichen Weg seinen Ausgangspunkt wieder erreicht-also auf die Praxis des Autofahrers ausgerichtet, der sein Vehikel nur benützen möchte, um aus der Stadt hinaus-, aber auch wieder heim zukommen. Jede Route steht unter einem Motto, das den Ta gesgenuß andeutet, etwa: Auf den Höhen um den Ameisberg, Im Gedanken an Adalbert Stifter, Natur schutzgebiet Pesenbachtai, Unterwegs nachZwetti, Wandern in Stadtnähe usw. Jede Wanderung ist genau mit Kilometerzahl und Gehzeit angegeben und wird liebevoll in allen Details beschrieben. Die beigegebenen Skizzen, vom Verfasser selbst ange fertigt, erleichtern die Orientierung während des Ausfluges. Kurze Hinweise werden auch auf den Nordwaidkammweg und den Mühlviertier Mitteiiandweg gegeben. Jedem Mühiviertier Wanderfreund kann dieses Buch wärmstens empfohlen werden. O. W. Neue Lyrik im OLV-Ried im Innkreis Gun tTiargret Forss: Weit sind die Wege . .. Lyrik. Illustrationen von llka Christof. - Ried Im Innkreis: 00. Landesveriag 1982, 68 Seiten, Ladenpreis S 118.-. Ein schmaler Band mit Gedichten, die tief bewegen. Die Dichterin ist Nordländerin. Sie ist seit Jahren in Oberösterreich, an der Donau, beheimatet. Die lyri sche Sprache beherrscht sie vollendet, ihr Gemüt wirkt ernst. Die dunklen Waldhänge der Donau scheinen ihrer Gemütsweit zu entsprechen. Frau Forss hat bereits einen Gedichtband ,.Auf bruch" (1974) und einen Prosaband ,,Gesang der Trolle" (1979) herausgebracht. Ihre neuen Gedichte sind als Gespräche mit dem eigenen Selbst zu ver stehen. Sie drückt diese Absicht in ihrem ,, Vorwort" ,,Nur mit deinem Herzblut sollst du schreiben. Tauch die Feder in die offene Wunde und das Leid der bittersüßen Stunde wird als Dichterwort lebendig bleiben." Oder sie bekennt in dem Gedicht ,,Es pocht. . ." - ,,mein Leben, mein Gedicht!" ihre Botschaft ist menschlich, ihre Gedichte sind ernsthafte Töne, die jedem Leser ins Herz dringen. Beachtung verdienen auch die Zeichnungen von lika Christof, gleich die erste Illustration zum Gedicht ,,lch bin ein Baum" wirkt ergreifend. Es wäre eine dankbare Aufgabe einer heimischen Galerie, diese Künstlerin in Oberösterreich näher bekanntzuma chen. Natalie Beer: Gesang der Landschaft. Gedichte. - Ried im Innkreis: Oberösterreichischer Landes verlag (1982), 96 Selten, Ladenpreis S 117.-. Mit der Herausgabe dieses Gedichtbandes der Vor arlberger Dichterin Natalie Beer beweist der OO. Landesveriag Ried erneut sein sicheres Ge spür für Lyrik. Es ist ein schmales, in seinem poeti schen Wert jedoch gewichtiges Bändchen. Es ist ein Anruf, sich mit der Landschaft, also mit der Natur, ganz und gar zu identifizieren: Naturdichtung, wie man sie sich schöner und gedankentiefer nicht vor stellen kann. Natalie Beer vermeidet sprachliche Experimente. Ihr Ausdruck ist klar wie reines Wasser. Ihre Gefühle und Ideen sind allgemein gültig. Die rund 100 Ge dichte dieses neuen Lyrikbandes gliedert sie in Zy klen: Das reiche Jahr. - Dorf im Herbst. - Fährten. - Zwischen Rebiand und Himmel. - Griechenland. Den Abschluß bildet ein selbständiger Verszyklus ,,ln den Abendstunden tret ich ein." Die Autorin vermittelt aber nicht nur Naturstimmun gen und Naturbiider, sie setzt ihre Sprache auch für die Zeitkritik im Kleid des Gedichtes ein. Eine Probe Regenzelt Lange genug dauert es, bis der Himmel sich ausgeweint hat über die Vernichter unserer Weit. Trauernd triefen die Bäume, stürzen die Bäche, überlaufen die Ströme, fortzuschwemmen den Unrat, das Unheil, das wir entfacht wie die Flamme den Holzstoß, auf dem wir sehr bald hilflos verbrennen. Alois Leeb: Hausruckviertier Mundartdichter. - Ried Im Innkreis: 00. Landesverlag (1982), 192 Seiten, Ladenpreis S 178.-. Diese Anthologie stellt eine besondere Bereiche rung der oberösterreichischen Mundartdichtung und -forschung dar. Der Autor erweist sich mit dieser Veröffentlichung als ein gewissenhafter Germanist. Zusammengefaßt sind 91 Mundartdichter aus dem 66

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2