Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Bücherecke Der Dachstein - „Das stolzeste Schaustück der nördlichen Kalkalpen" Diesen Ehrentitel erhielt der Dachstein Im vorigen Jahrhundert, als er In das Blickfeld der Alpinistik rückte. Rudolf Lehr spricht in seinem jüngst Im OLV-Buchveriag erschienenen Dachsteinbuch vom ,.Abenteuer in Vergangenheit und Gegenwart." Mit diesem prächtigen Landschaftsbuch hat sich der Autor endgültig in die vorderste Reihe der Saizkammergut-Literatur hineingeschrieben. Seine Pu blikation reiht sich würdig an Eduard Pichls Bildband ,,Hoch vom Dachstein an!", 1936 bei Bruckmann in München erschienen. Eine Rarität Im Antiquariat, die nun abgelöst erscheint durch ein Lese- und Bil derbuch in der Ausstattung unserer Zeit und auf dem Wissensstand unserer Generation. Rudolf Lehr bekennt sich mit Begeisterung zu seiner Wahlheimat Halistatt (erinnert sei an seine 1979 ebenfalls Im OLV-Buchveriag erschienene Haiistatt-Monographie). Dem Dachstein und der Berg weit des inneren Saizkammergutes hat er schon früher interessante Bücher gewidmet: 1971 ,,Der Kampf um den Dachstein. Die Geschichte seiner Eroberung" (Verlag Wimmer) -1975 ,,Dueii mit den Bergen: Traunstein, Priel, Gosaukamm, Dachstein" (Verlag Trauner). Neben einer großen Heimatliebe ist allen diesen Veröffentlichungen eigen, daß der Autor ein gewissenhafter Forscher, gleichzeitig aber auch ein erfahrener Journalist ist. Er versteht es, angenehm, spannend, humorvoll zu erzählen. Eine reiche Informationshülle wird im Feuiiletonstil unter haltsam dargeboten. Großen Wert legt Rudolf Lehr auch auf eine gute Ausstattung seiner Bücher. Sein Dachsteinwerk ist geradezu ein Musterbeispiel intensiver Teamarbeit. Erstklassige Fotografen haben ihm geholfen. Aus dem ,,Biidnachweis" seien nur die wichtigsten Na men genannt: Heinz Eisi, Alfred Haviicek, Hans Pilz, Klaus Schenner (ihm gebührt besondere Anerken nung), Maximilian Singer. Wie beim Hailstattbuch besorgte Rudolf Lintner eine graphische Gestaltung von höchster Qualität. Am 31. März dieses Jahres wurde dieses neue Buch des OLV in einem ,,Gipfeitreffen" im Berghotei Krip penstein präsentiert. Dem Autor ist es dabei gelun gen, die ganze Dachsteinregion in ihren markante sten Vertretern für ein paar Stunden zu einem Fami lienfest unter einem gemeinsamen Dach zu ver sammeln. Oberösterreich, Salzburg und Steiermark trafen sich In der Dachsteinsonne, um sich ütier das literarische Loblied unserer schönen heimischen Bergwelt herzlich zu freuen. Viele Leser werden diese Freude bald teilen. Rudolf Lehr beschreibt den Dachstein als ,,einen Berg für Individualisten". Er informiert über die geographi sche Gliederung des gesamten Dachsteingebietes, über,,Hütten, Häuser und Hoteis" mit Angaben über die besten Anstiegsmöglichkeiten und der Auf stiegszeiten, mit Tourentips für,,Kletterer, Bergstei ger, Wanderer, Skifahrer und Schauer". Er be schreibt die Seilbahnen dieses Landschaftsraumes - bejahend und positiv, stellt die Orte der Dachstein region Hailstatt, Obertraun, Gösau, Ramsau, Schiadming, Bad Aussee, Fiizmoos, Annaberg, Lungötz, Rußbach und Abtenau in liebevollen Sta tements vor. Eingehend beschäftigt er sich mit den weltberühmten Dachsteinhöhlen. Besondere Kapi tel widmet er Adalbert Stifters Erzählung ,,Bergkristall" und den Erschließern des Dachsteins einst und jetzt. Auch Fauna, Flora und Brauchtum der Salzkammergütler finden Ihre Beachtung. Doch hören wir den Autor selbst über den Sinn sei nes Buches: ,,Ein Erlebnis, ein ganz privates Erleb nis, kann der Dachstein für Sie sein, für Sie persön lich, für Ihre Familie, für Ihren Freundeskreis. Auf gabe dieses Buches soll es sein, Ihnen diesen Berg noch näher zu bringen, als er Ihnen wahrscheinlich schon ist. Es wird versucht, die spannende Ge schichte seiner Eroberung nachzuzeichnen, vom Leben jener Männer zu erzählen, die mit diesem Berg schicksalhaft verbunden sind, aber auch Aus künfte zu erteilen über die Dachsteinorte und ihre Eigenarten, über die Menschen, die hier leben, über die Flora und Fauna im Dachsteingebiet... Es hat sich vieles geändert auf dem Dachstein in den ver gangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten. Eines aber ist der Dachstein geblieben und er bleibt es für jeden, der sich ihm nähert: Ein echtes Abenteuer." Auf eine andere Steile in diesem Buch möchte Ich ganz besonders hinweisen. Sie zeigt uns deutlich, in weich idealer Gesinnung es geschrieben worden ist. Auf Seite 167 beschreibt Rudolf Lehr den Über gang über die Steinerscharte Und mitten drin in dieser leblosen Landschaft lächeln einem da uner wartet fröhlich blühende Blümchen entgegen. So weit das Auge reicht, Ist kein Pflänzchen in dieser Gegend, kilometerweit. Und plötzlich, auf ein paar Quadratzentimetern, die herrlichste Blütenpracht! Es ist kein Wunder, daß Bergsteiger im GletscherHahnenfuß ein Symbol triumphierender Lebenskraft erblicken . . ." Rudolf Lehr: Dachstein. Abenteuer in Vergangen heit und Gegenwart.-Linz: OLV-Buchveriag 1982, 192 Seiten, 61 Färb- und 63 Schwarzweißbiidseiten, Format 22x24 cm, farbiger Schutzumschlag, Leinen, Ladenpreis S 398.-. o. W. Nachträge zur Landesausstellung In Enns Rudolf Zinnhobier: Beiträge zur Geschichte des Bistums Linz. 2. Aufl. - Linz: 00. Landesveriag 1978, 187 Seiten, Ladenpreis S 140.-. 1985 jährt sich zum 200. Mai die Gründung der Di özese Linz. Rudolf Zinnhobier, Ordinarius für Kir chen- und Diözesangeschichte an der Linzer Kath.-Theol. Hochschule und Freund langfristiger Planungen, hat es sich daher angelegen sein las sen, bereits etliche Jahre vor diesem Jubiläum einen Sammelband ,,Beiträge zur Geschichte des Bis tums Linz" vorzulegen. Das Buch erschien in der be reits renommierten ,,Linzer Philosophisch-Theolo gischen Reihe" als Band 8 und erlebte ein Schick sal, das nur wenigen wissenschaftlichen Publikatio nen beschieden ist: es wurde nämlich binnen kur zem ein zweites Mal aufgelegt. Damit ist schon eine Aussage über die Resonanz dieser Arbeit in positi vem Sinne vorweggenommen. Doch ein zweites Faktum verdient besondere Erwähnung: denn ge rade das Severin-Jahr 1982 verleiht dem vorliegen den Band erneut Aktualität, behandein doch nicht weniger als sechs der sechzehn von Zinnhobler verfaßten und hier zusammengestellten Arbeiten Lorcher bzw. Ennser Themen in mehr oder weniger dichter Form. Sinnvoller Weise ist allen anderen Beiträgen vorangestellt ein didaktisch eindrucksvol ler, in Schwerpunkte gegliederter Artikel mit dem Ti tel ,,Kirche in Oberösterreich - Ein geschichtlicher Überblick.". Der Leser holt sich hier tatsächlich den Gusto auf bestimmte Themen, den er dann - quasi Im Umblättern - auch gleich stillen kann. Es folgen dicht hintereinander,,Stätten der Fiorianverehrung in Oberösterreich", ,,Das neue Bild des hi. SeverinEin Literaturbericht" und ,,Lorch und die Passauer Bistumsorganisation". Für Lorch von Belang sind weiters ,,Mittelalterliche Urkundenfälschungen mit besonderer Berücksichtigung des oberösterreichi schen Raumes" und ,,Das Coilegium Laureacense - das erste Priesterseminar im Lande ob der Enns". Somit wäre also, inklusive Einleitung - das vorhin zi tierte halbe Dutzend ,,Ennser" Artikel erreicht. Hier zeigt sich in diesem eingegrenzten Bereich ein We senszug ganz deutlich, der auch den ganzen Band beherrscht und von Zinnhobler selbst in seinem Vorwort freimütig apostrophiert wird: Es handelt sich von Stil und Inhalt her sowohl um ,,leichte Kost", als auch um ,,anspruchsvollere" Arbeiten, deren Ne beneinander unter Umständen bei professionellen Kritikern Verwirrung stiften mag; zumal wenn sie das Vorwort nicht gelesen haben. Aber auch der Nor malverbraucher, der eher zur ,,leichten Kost" ten diert, kann sich kleinerer Irritationen nicht erwehren, weil sich die vorgelegten Arbeiten eben kaum einer bestimmten Linie zuordnen lassen. So findet der an wissenschaftlicher Aussage interessierte Grund sätzliches und lokaigeschichtiich Bedeutsames gemischt vor: Zwei Themen von allgemeiner Bedeu tung, wie etwa ,,Die Anfänge der pfarriichen Organi sation" oder ,,Der oberösterreichische Bauernkrieg von 1626 -ein Glaubenskrieg?" stehen unmittelbar neben solchen aus rein lokalem Bereich, wie ,,Zur Rechtsgeschichte der Stiftspfarren Mondsee und St. Woifgang", bzw. ,,Der Weiser Pfarrkonkursstreit von 1751 bis 1753". Zeitgeschichtliche Darstellungen, die ganz offenbar vom persönlichen Erleben des Autors geprägt sind (,,Die Jugendwaiifahrt nach Maria Scharten am 14. Mai 1939") finden sich ebenso wie hochspezia lisierte theologische Abhandlungen (Die ,,österreichischeZeiebration"-Zur Interpretation einer inter essanten Formulierung aus der Reformationszeit). Doch abgesehen von dieser offensichtlichen Inho mogenität, die der Herausgeber ja auch ganz offen zugibt, muß der Rezensent diesem Buch das bei Zinnhobier gewohnt hohe Maß an flüssiger Lesbar keit einerseits, sowie wissenschaftlicher Qualität und Redlichkeit andererseits zugutehaiten. Wer sich eine Blütenlese der wichtigsten kirchengeschichtli chen Probleme Oberösterreichs verschaffen will, wird gern zu diesem Buch greifen und in der neueren Literatur kaum etwas Gleichartigeres finden. St. Gottfried Kneifet Grüße aus Enns. Eine Auswahl alter Ansichtskarten. - Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1981,66 Seiten, Ladenpreis S 148.-. Mit dem vom gebürtigen Ennser Gottfried Kneifei liebevoll redigierten Band ,,Grüße aus Enns" hat der 00. Landesveriag unter seine als Vorreiter der No stalgiewelle gestartete ,,Grüße"-Reihe einen vor läufigen (?), jedenfalls aber bemerkenswerten Schlußstrich gezogen. Das Büchlein erschien natür lich zeitgerecht zum Severin-Jahr, das ja durch 65

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