Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Oberösterreich aktuell verschieden. Bei den Kapellen gibt es kaum einen Zweifel in der Namensgebung. Gemeint ist damit ein sakraler, überdachter Bau mit einem kleinen Altar oder zumindest einem Sockel für ein Bild oder eine Statue. Er bietet einigen Personen Platz und stand oft in liturgi schem Gebrauch, sei es, weil er eine Meßli zenz besaß oder bei Prozessionen hier Station gemacht wurde, öfter handeit es sich auch nur um Hauskapellen, die auf Grund eines Gelüb des errichtet wurden oder deshalb, weil früher der Weg zur Kirche weit war und man ein eige nes Privatheiligtum besitzen wollte. Zu den Bildstöcken und Marterln sagt man manchmal auch ,,Kreuz". Hier sind genauere Unterscheidungen angebracht. Der Ursprung der Bildstöcke ist zweifellos die Totenleuchte, die Lichtsäule oder Armen-Seelen-Leuchte auf dem Friedhof. Außerhalb desselben sprach man von einem Bildstöckl oder Lichtstöckl.3 Diese bestehen aus Stein oder Zie geln und haben viele stilistische Entwicklun gen aufzuweisen. Gemeinsam ist allen diesen Formen ein Sockel, ein schaft- oder säulen artiger Unterbau, auf dem ein laternen- oder tabernakelartig verbreiterter Oberbau aufsitzt. Der Oberbau ist von einem steinernen oder eisernen Kreuz gekrönt. Der tabernakelartige Aufsatz ist entweder hohl zur Aufnahme von Licht oder Skulpturen, je nach Stilperiode, oder er besitzt nischenartige Vertiefungen für Bilder. Der Name ,,Marterl" wird abgeleitet von Mar ter = Martyrium und zeigte ursprünglich eine Kreuzdarstellung oder Szenen aus der Lei densgeschichte Jesu. Aufgestellt wurde ein derartiges Denkmal am Ort eines Verbre chens, weil in sogenannten Sühneverträgen verlangt wurde, daß dort die Menschen zu GeDleses Bild aus dem Mühlviertel soll symbolisch das Thema ,,Kleindenkmale" verdeutlichen. Was wäre die Landschaft ohne dieses Bildwerk von Menschenhand? - Foto: Eiersebner 59

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