Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Pfalzgrafschaft Habsburg (roter Löwe in Gold) und Gefürstete Grafschaft Tirol (roter Adler mit goldener Flügelspange im silbernen Schild). Die zweite, untere, in gemaltes architektoni sches Maßwerk eingebaute Wappengruppe wird zusammengehalten von der zentral im Mittelfeld über dem Tor stehenden Figur des Kaisers im Harnisch mit Mantel und Krönungs insignien des Hl. Römischen Reiches,^ bei derseits begleitet von einem über die ganze Breite des Turmes laufenden Band mit den Wappen der ,,burgundischen" Länder,^ der ersten großen Erwerbung Maximilians durch seine 1477 erfoigte Heirat mit der Erbtochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund. Daher auch neben dem Bild des Regenten links das Wappen des Erzherzogtums Österreich (rot weiß-roter Bindenschild) und rechts das des Herzogstums Burgund (fünfmal von Gold und Blau schräggeteilt).^ Der mit gemalten Wimpergen und Fialen ab geschlossene Fries enthält, von links nach rechts, foigende Wappen: Freigrafschaft Salins: gelber Schrägbalken in Rot, Markgrafschaft des Hl. Römischen Reiches Antwerpen (Antorf): geteilt; oben schwarzer Doppeladler in Gold, begleitet von zwei offe nen Händen; unten drei silberne, durch eine Mauer verbundene Türme in Rot, Grafschaft Namur: schwarzer Adier in Gold, überdeckt von einer roten Schrägleiste (die hier fehlt), Grafschaft Zutphen: erhöht geteilt; oben roter schreitender Löwe in Silber, unten silbernes Ankerkreuz in Blau, Grafschaft Holland: roter Löwe in Gold, Grafschaft Flandern: schwarzer Löwe in Gold, Herzogtum Geldern: goldener Löwe in Blau, Herzogtum Luxemburg: roter Löwe auf neun mal von Silber und Blau geteiltem Schild (die Balken gehen nicht wie hier über den Löwenl), Herzogtum Limburg: roter Löwe in Silber, Herzogtum Brabant: goldener Löwe in Schwarz, Grafschaft Boulogne (,,Boulonnais"): drei rote, zwei zu eins gesteilte Kugeln in Gold, Grafschaft Seeland: im Wellenschnitt geteilt; oben wachsender roter Löwe in Silber (richtig in Gold); unten fünfmal von Blau und Silber wellenförmig geteilt, Friesland: zwei schreitende goldene Löwen übereinander in Blau, Grafschaft Arthois: blauer, mit goldenen Lilien besäter Schiid, oben dreilätziger Turnierkra gen aufgelegt, Freigrafschaft Burgund (,,Branche Comte"): goldener Löwe in blauem, mit goidenen Schindeln besätem Schild, Grafschaft Hennegau: schwarzer Löwe in Goid, Grafschaft Gharolais (Carolus): goldener Löwe in Rot, und schließlich Mechein: drei rote Pfähle in Gold mit golde nem Herzschiid, darin ein schwarzer Adler. Jahreszahl der Entstehungszeit und Signatur des unbekannten Künstlers der Fresken am Unteren Stadtturm. - Zeichnung: Baumert Durch die neben dem oberen Fresko aufge fundenen Fragmente der Jahreszahl ,,1502" mit dem - leider bis heute nicht identifizierten - Künstlerzeichen ist die Zeit der Entstehung der Malerei einwandfrei begründet. Der Vöcklabrucker ,,Wappenturm" ist durch seine Originalität für Österreich ein einmaliges kulturhistorisches Denkmal. Sein Pendant, der 1497/99 vom Hofmaler Jörg Kölderer mit 54 Wappen der habsburgisch-österreichischen und -burgundischen Länder sowie der vorderösterreichischen Besitzungen bemalte Saggenturm in Innsbruck, wurde beim Umbau der Innsbrucker Hofburg 1766 völlig verändert und die Fesken zerstört. Sein Aussehen ist uns nur in einem Kupferstich aus dem Jahre 1749 überliefert. Dieser Fassadenschmuck war das umfangreichste politische Wappen programm, das Kaiser Maximilian I., der die Heraldik wohl in erster Linie als jedermann sichtbaren Ausdruck seiner weitgespannten Macht, aber auch aus Freude an repräsentati ver Dekoration schätzte, anfertigen ließ. Vor bild dazu war sicher die von seinem Vater, Kaiser Friedrich III., 1453 errichtete großartige Wappenwand an der St.-Georgs-Kapelle im Hof der Burg zu Wiener Neustadt mit 107 Wappen in plastischer Ausführung, davon je doch 87 Prozent nicht existente. Daß gerade in Vöcklabruck - ob direkt von Maximilian initiiert oder als Huldigung seiner Person gedacht - dieses bedeutsame Werk entstand, hat seinen Grund wohl im persönli chen Freundschaftsverhältnis des Kaisers mit seinem Jugendgefährten und später engsten Vertrauten Wolfgang von Polheim aus der Wartenburger Linie und der daraus resultie renden, sicher guten Beziehung Maximilians zu der an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen den östlichen Besitzungen und den westlichen Erbländern gelegenen landesfürst lichen Stadt. 1514 ließ er vom Aufschläger Hans öder ein Haus am oberen Stadtplatz an kaufen und mit Gemächern für seinen Aufent halt bei gelegentlichen Durchreisen oder als Ouartier für Jagdausflüge in die Attergauer Reviere einrichten. Der Kaiser weilte hier - zwei Monate vor seinem Tod in Wels - zum letzten Mal am 16. November 1518 und gab noch den Auftrag zu einem Umbau des Hau ses. Nicht unerwähnt sei, daß auch Gmunden eine, wenn auch bescheidene, heraldische Dekora tion aus der maximilianischen Zeit besitzt. Das im Jahr 1490 entstandene, zuletzt 1981 vom Salzburger Restaurator Sebastian Enzinger aufgefrischte Fresko befindet sich in der Fuß geherpassage des Trauntores, die vor dem 1964/66 erfolgten Ausbruch der Vorraum des einstigen Mauthauses an der Brücke war. - Rund um das gekrönte und von der ördenskoliane des Goidenen Flieses umgebene Reichswappen reihen sich die Wappen von Neu-Österreich (rot-weiß-roter Bindenschild), Alt-Österreich (Fünfadlerschild), Land ob der Enns, Portenau (Pordenone/Venetien), Steier mark, Kärnten, Krain und Windische Mark. Der gevierte Brustschild des Doppeladlers enthält die Wappen von Ungarn, Österreich, Burgund und Tirol. Auch der 1828 abgebrochene Schmidtorturm in Linz zeigte nach einer aquarellierten Skizze vor seiner 1730 erfolgten Barockisierung eine an der Nord- und Südseite gleiche Wappenzier vermutlich aus der Zeit um 1500 mit Ergänzungen um 1560, und zwar über dem Stadtwappen im Mittelgeschoß um die Sonnenuhr die Wappen von Steiermark, Tirol, Kärnten und Krain, sowie im dritten Stockwerk den gekrönten Reichsadler-Schild, begleitet vom Königswappen (einköpfiger Adler), dem rot-weiß-roten Bindenschild (Neu-Öster reich), dem Fünfadlerwappen (Alt-Österreich) und dem Wappen des Landes ob der Enns. Der Wasserturm in Wels hat das drei Seiten umlaufende, 1954 restaurierte Wappenband mit 24 Länderwappen erst nach 1570 erhalten und scheidet somit aus unserer Betrachtung aus. Das Hauptmotiv der im Jahre 1503 entstan denen, 1966 vom gleichen Künstlerteam wie beim Unteren Turm freigeiegten bzw. restau rierten Fassadenmalerei an der Außenseite des Oberen (West-)Turmes bildet die schon im ältesten bekannten Vöcklabrucker Stadtsiegel dargestellte Szene, die später auch ins Stadt wappen übernommen wurde: Zwei gehar nischte Ritter zu Pferde, die über eine stei-

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