Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Oberösterreich aktuell rJahr der Kleindenkmale" in Oberösterreich Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Obwohl In unserer Zeit das Wissen um die Kul turgüter der Heimat oft recht klein geschrieben wird, sind wir nicht nur stolz auf die landschaft liche Vielfalt unserer Heimat, sondern auch auf die ursächlich mit ihr zusammenhängen den Siedlungsformen und Baudenkmäler. Im Verlauf der Generationen änderte sich nicht nur unser Lebensstil, sondern auch das Landschaftsblld, die Umgebung der Siedlungen und deren Bauweise. Eine oft unnatürliche Entwicklung gefährdet dabei nicht unwesent lich das kulturelle Erbe und den natürlichen Erholungsraum, den der Feriengast oder auch der Bewohner der industriellen Ballungszent ren gerne besucht. Bauten und Landschaft gehören untrennbar zusammen. Nicht nur die Landschaft, sondern in besondererweise das architektonische Erbe ist Ausdruck des Reich tums und der Vielfalt unserer Kultur und bietet in seiner Individualität einen notwendigen Ge gensatz zur Monotonie moderner Bauformen. Im Jahr 1975 hat es europaweit Aktionen zum Jahr des Denkmalschutzes gegeben. Man hat sich auf die Bausubstanz vergangener Gene rationen besonnen und die großartigen Denkmäler unserer Vorfahren auf neuen Glanz gebracht. Die prachtvollen Stifte, Unten: Biedermeierliche Idylle: Bildstock im Kremstal mit Blick auf die Kalvarienbergkirche auf dem Georgenberg. Diese alte Ansicht zeigt in schöner Form die iandschaftliche Dominante eines Bildstockes Schlösser, Kirchen und Burgen, ja ganze Stadtensembles wurden sozusagen einer Be gutachtung unterzogen und dann nach kost spieligen Restaurierungen unserer Genera tion erneuert wiedergegeben. Viele dieser Bauten zählen zu den gerne genutzten Aus hängeschildern unseres Fremdenverkehrs und sind als kultureile Faktoren unseres Lan des aus dem Bewußtsein der Bevölkerung nicht mehr wegzudenken. Zu den großen architektonischen Werken be sitzen wir jedoch eine andere Beziehung als zu den kleinen und bescheidenen Denkmalen unserer Volkskultur, denen wir in allen Landesteiien und in jeder Landschaft unserer Heimat begegnen. Die großen, monumenta len Bauten sind Werke bedeutender, einst pri vilegierter Persönlichkeiten und Gemein schaften, sind reich in ihrer Ausstattung und bei ihrem Anblick mögen wir stolz sein auf die Leistung unserer Hochkunst. Wir haben aber sicher ein anderes Gefühls verhältnis zu jenen kleinen Denkmaien, die ausschließlich vom Volk geschaffen worden sind, die an unseren Wegen und Straßen, in unseren Dörfern stehen und das Bild jener ■ iP 53

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