Landeskunde Die oberösterreichische Tagespresse in Vergangenheit und Gegenwart 1918 bis 1981 Peter Baumgartner Zu den oberösterreichischen Tageszeitungen zähien zurzeit mit den „Oberösterreichischen Nachrichten", dem ,,Neuen Volksblatt" und dem ,,Oberösterreichischen Tagblatt" drei Einheiten, sowie mit der,,Neuen Kronen-Zei tung" und der,,Neuen Zeit" zwei Mutationen. Von diesen fünf Produkten werden die ,,Kro ne" und die ,,Nachrichten" als ,,unabhängig" beziehungsweise das ,,Voiksbiatt" (ÖVP), das ,,Tagblatt" (SPÖ) und die ,,Zeit" (KPO) als „parteigebunden" bezeichnet. Die FPÖ ver fügt im Land ob der Enns - wie im ganzen Bundesgebiet - über kein tägliches Print medium. Nach der Quelle ,,Handbuch Österreichs Presse, Werbung, Graphik 1982" erzielt die oberösterreichische Tagespresse gegenwär tig eine gesamte Druckauflage von 306.491 Exemplaren. Davon entfallen 250.088 Stück oder 81,6 Prozent auf die ,,unabhängigen" und 56.403 Stück oder 18,4 Prozent auf die ,,parteigebundenen" Tageszeitungen. Mit diesen Werten liegen die ,,unabhängigen" Produkte knapp unter und die ,,parteigebun denen" Erzeugnisse knapp über dem Bun desdurchschnitt, der 83,4:16,6 Prozent be trägt. Die parteipolitisch deklarierten Printme dien nehmen demnach - nach quantitativen Kriterien - lediglich einen ziemlich irrelevanten Stellenwert ein, obwohl sie sogar mehr Aus gaben als die richtungsgebundenen gedruck ten Mittler zählen. Die,,unabhängigen" Produkte ,,Neue KronenZeitung" und,,Oberösterreichische Nachrich ten" teilen sich die Druckauflage der freien Tagespresse im Verhältnis von 60,1 zu 39,9 Prozent, insgesamt erreicht der Wiener Immi grant von Montag bis Sonntag eine durch schnittliche Druckaufiage von 150.306 Exem plaren oder 49,0 Prozent, während der ober österreichische Hausherr an sechs Tagen über eine mittlere Druckauflage von 99.782 Stück oder 32,6 Prozent verfügt. Damit erzielt die Boulevardzeitung der Bundeshauptstadt in Oberösterreich einen viel höheren Anteil an der regionalen Gesamtauflage als in ganz Österreich, da sie in Wien auf 46,8 Prozent, in der Steiermark auf 33,7 Prozent, in Salzburg auf 28,5 Prozent und im Bundesdurchschnitt auf 37,3 Prozent kommt. Die ,,Oberösterrei chischen Nachrichten" verzeichnen dagegen in ihrer Position als auflagenstärkstes lokales Produkt einen weit niedrigeren Anteil an der regionalen Gesamtauflage als die,.Tiroler Tageszeitung" mit 92,6 Prozent, die ,,Vorarlber ger Nachrichten" mit 55,8 Prozent, die ,,Salz burger Nachrichten" mit 51,9 Prozent, die ,,Kleine Zeitung, Klagenfurt" mit 48,1 Prozent oder die ,,Kleine Zeitung, Graz" mit 35,9 Pro zent. Die Druckauflage der ,,parteigebundenen" Tagespresse entfällt zu 52,6 Prozent auf das ÖVP-Organ ,,Neues Volksbiatt" und zu 47,4 Prozent auf das SPÖ-Sprachrohr,,Oberöster reichisches Tagblatt". Das christliche/konser vative Produkt hält bei 29.663 Exemplaren oder 9,7 Prozent und das sozialistische Er zeugnis druckt 26.740 Stück oder 8,7 Prozent der Gesamtauflage aller oberösterreichischen Tageszeitungen. Die parteipolitisch deklarier ten täglichen Printmedien Oberösterreichs liegen mit ihrem 18,4prozentigen Anteil an der regionalen Druckaufiage nach Kärnten und der Steiermark mit 51,9 und 30,5 Prozent noch vor Salzburg mit 19,6 Prozent, Wien mit 9,1 Prozent, Tirol mit 7,4 Prozent sowie Vorarl berg, wo es keine ,,parteigebundene" Tages presse gibt. Oberösterreich ist das einzige Bundesland, in dem die christliche/konserva tive Tageszeitung eine höhere Druckauflage als die sozialistische aufweist. In Kärnten steht das Verhältnis SP-Presse zu VP-Presse 67,5:32,5 Prozent, in der Steiermark 64,4:35,4 Prozent, in Salzburg 52,1:47,9 Prozent und in ganz Österreich 67,8:32,2 Prozent. •bezug auf die 500.000 oder 61,8 Prozent der oberösterreichischen Tageszeitungsieser zählt die „Neue Kronen-Zeitung" mit 67,8 Prozent über die ,,Oberösterreichischen Nachrichten" mit 40,4 Prozent genau das „Oberösterreichische Tagblatt" mit 7,3 Pro zent über Vis und das ,,Neue Volksblatt" mit 6,3 fast Vi5 aller Tageszeitungsrezipienten zu den regelmäßigen Konsumenten. Wenn man die Summe der Reichweiten in Relation zu 100 Prozent setzt, erhält man einen direkten Ver gleich zwischen Reichweiten- und Druckauf lagenanteil der Tagespresse. Für die ,,Neue Kronen-Zeitung" ergibt sich dann ein Reich weitenanteil von 52,1 V.H., fürdie ,,0Ö. Nach richten" 31,1 V. H., für das ,,0Ö. Tagblatt" 5.6 V. H., für das ,,Neue Volksblatt" 4,9 v. H. und für alle anderen Produkte 6,3 v. H. Die ,,Krone" kommt demnach auf einen fiktiven Anteil an der gesamten Druckauflage von 55,6 statt 49,0 Prozent, die ,,Nachrichten" auf 33,2 statt 32,6 Prozent, das,,Tagblatt" auf 6,0 statt 8.7 Prozent und das ,,Volksbiatt" auf 5,2 statt 9,7 Prozent. Neue Kronen-Zeitung 49.0 % Neue Kronen-Zeitung 52.1 V. H. 00. Tagblatt 00. Nachrichten 32,6 % Nachrichten Neues Volksblatt 9,7 % Oberösterreich - Druckauflage: 306.491 Exemplare Obwohl die Zahlen des ,,Handbuch Öster reichs Presse, Werbung, Graphik" auf Rech nungskontrollen basieren, Ist ihnen - wie in Branchenkreisen als bekannt vorausgesetzt werden kann - keine exakte Realität zuzubilli gen. Sie stellen vielmehr ungefähre Annähe rungswerte dar, was durch die mittels der Um frageforschung erhobene ,,Media Analyse 1980" bestätigt wird. Demnach erreicht die „Neue Kronen-Zeitung" 361.000 Leser oder 41,9 Prozent der oberösterreichischen Bevöl kerung zwischen 16 und 69 Jahren, die ,,Öberösterreichischen Nachrichten" 216.000 oder 25,0 Prozent, das ,,öberösterreichische Tagblatt" 39.000 oder 4,5 Prozent und das ,,Neue Volksblatt" 34.000 oder3,9 Prozent. In Oberösterreich - 80,4 % Reichweite (Inklusive Überschneidungen) : 100 Die ,,Media Analyse" gibt also nicht nur für die ,,unabhängigen" Produkte einen höheren und für die ,,parteigebundenen" Erzeugnisse ei nen niedrigeren Richtwert an, sondern sie än dert auch die Rangordnung der ,,parteipoli tisch deklarierten" Tageszeitungen, indem sie das ,,öö, Tagblatt" vor dem ,,Neuen Volks blatt" reiht. Im vergangenen Dezennium 1970-1980 gab es einen konträren Trend zwischen den ,,un abhängigen" und den ,,parteigebundenen" Tageszeitungen Oberösterreichs. In diesem Zeitraum verzeichneten die ,,Neue KronenZeitung" und die ,,Oberösterreichischen Nachrichten" nämlich einen Reichweitenzu wachs, während das ,,Oberösterreichische 47
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