Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Die Stadttürme von Vöckiabruck und ihr _ heraldischer Fassadenschmuok aus der Zeit Kaiser Maximilians 1. Herbert Erich Baumert In Vöckiabruck hat sich mit dem Stadtpiatz und den beiden Ihn an den Schmalseiten abschlie ßenden bemalten mittelalterlichen Tortürmen ein städtebauliches Ensemble besonderen Ranges erhalten. Wenn auch das historische Gesicht etlicher Häuser durch übergroße La deneinbauten empfindlich, aber nicht unwie derbringlich gestört und ein moderner Bau block in die relativ geschlossene Fassaden reihe gesetzt wurde, bewahrt doch das ge samte Architekturbild ein kulturelles Erbe stol zer Vergangenheit. Die baugeschichtlichen Nachrichten, wie auch die bildlichen Quellen über die Vöcklabrucker Türme sind äußerst spärlich. 1390 überließ Herzog Albrecht III. die Einkünfte seiner Maut in Lambach den Bürgern von Vöckiabruck, um daraus Brandschäden zu beheben sowie den Aufwand zur Ausbesserung von Wegen und Brücken und der Stadttore zu bestreiten. Kai ser Friedrich Iii. bestätigte 1497 dieses Privi leg zur Deckung der Ausgaben für die Bewa chung der Stadttore; in der Sorge um ein Vor dringen der Ungarn unter Matthias Corvinus vom Osten her über die Enns befahl er bereits 1485 die Erneuerung und den Ausbau der al ten, verwahrlosten Stadtbefestigung durch Robotleistungen. Vöckiabruck sollte, wie an dere verteidigungsfähige Städte und Burgen, geschützt durch intakte Mauern und bewehrte, das heißt mit Türmen versehene Tore, der umwohnenden Bevölkerung bei Gefahr als si cherer Zufluchtsort dienen. Der im Jahre 1580 um ein Geschoß erhöhte Untere (Ost-)Turm wurde zu dieser Zeit nach weislich auch als Stadtgefängnis benützt. - Der Kupferstich ,,Föklabrugg" in der Topogra phie Matthäus Merlans 1649 zeigt zwei ein fache Türme mit Satteldächern, der Untere Turm mit einer Laterne bekrönt, während Ge org Matthäus Vischer in der sonst unveränder ten Stadtansicht 1674 den Unteren Stadtturm mit einem Zwiebeihelm darstellt. Nach einer um 1767 von Johann Franz Erdpresser ange fertigten lavierten und aquarellierten Feder zeichnung trug der Untere Turm damals ein geschwungenes Haubendach, der Obere Turm ein Zeltdach, beide mit Laternen ver sehen. Um 1860 wurde an der Außenseite des Unte ren Turmes ein riesiges Wappen mit dem franzisko-josefinischen Doppeladler in öifarbenmalerei angebracht, im Jahre 1902 darunter ein von Prof. Forsthuber entworfenes und vom Linzer Bildhauer Franz Stark in Stein ausge führtes Vöcklabrucker Stadtwappen einge mauert. Die 1957 im Auftrag der Stadtgemeinde be gonnene Generalsanierung des Unteren Tur mes, der durch mehr als fünfzigjährigen Witte rungseinfluß seit der letzten Instandsetzung und vor allem durch den steigenden motori'- sierten Verkehr seit dem Zweiten Weitkrieg schwer gelitten hatte, brachte die sensatio nelle Entdeckung einer unter mehreren Putz schichten verborgenen freskanten Wappenbemalung. In der Zeit der Napoleonischen Kriege waren die den Invasoren suspekten Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit Österreichs entweder über Befehl der Besat zungsmacht oder aus Angst vor Repressalien übertüncht worden und sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. In mühevoller, monatelanger Arbeit gelang den Restauratoren Otto Götzinger und Maria Holzinger die Freilegung bzw. die oft nur aus Farbresten oder Vorzeichnungen rekonstru ierte Wiederherstellung der Wappenzyklen an der Außenseite des Turmes. In der beherrschenden oberen Komposition gruppieren sich innerhalb einer Maßwerk umrahmung im Vierpaß um den gekrönten Schild mit dem schwarzen, zweiköpfigen Kaiseradler in Gold die Wappen einiger öster reichischer Erbiänder, und zwar: Erzherzogtum Österreich (rot-weiß-roter Bindenschiid), Herzogtum Kärnten (gespalten, vorne drei schreitende schwarze Löwen übereinander in Gold, hinten weißer Balken in Rot) sowie Land ob der Enns (gespalten, vorne schwar zer Adler in Gold - im heutigen Landeswappen umgekehrt -, hinten dreimal gespalten von Rot und Weiß). Links und rechts davon: Herzogtum Krain (blauer Adler mit rot-goid geschachter Brustspange in Silber. Unrichtige Farbgebung; 1463 wurde der Landschaft von Kaiser Friedrich III. als Dank für Hilfeleistun gen während der Belagerung von Wien ein goldener Wappenschild verliehen), Herzogtum Steiermark (silberner Panther in Grün); darunter: \SPFXT DI-:IV.5tADT'ÄXK: /SKITK -j Ansicht der Stadt Vöckiabruck gegen Südosten. Links der Untere, rechts der Obere Stadtturm, Lavierte und aquarellierte Federzeichnung 00. Landesmuseum, Graphische von Johann Franz Erdpresser, um 1767. Sammlungen. - Foto: A. Watzl Der Untere Stadtturm mit dem aufgemalten großen k. k. Doppeladler, darunter das 1902 angebrachte Vöcklabrucker Steinwappen

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