Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Denkmalpflege II Oben: Die ehemals protestantische Schloßkapelle dient heute - nach erfolgreicher Restaurierung - dem Kulturvereln Schloß Walchen als stim mungsvoller Veranstaltungsraum Darunter: Zustand dieser Kapelle vor der Restau rierung (gleicher Standort der Kamera) sen von England über Rumänien und Persien bis nach China. Ein besonderes „Dokument" ist das Modell im Maßstab 1 :1 für die Ausstat tung der Kaiserloge im Burgtheater, dessen Original beim ,,Ringtheaterbrand" vernichtet worden ist. Auch die Wirtschaftsgeschichte hat ihr Inter esse bereits angemeldet. ,,Die beiden Bern hard Ludwig und ihr Einfiuß auf das österrei chische Kunstgewerbe" lautet der Titel eines derzeit laufenden Forschungsauftrages. Frau Pauline Hanreich-Ludwig, die in Wien geboren wurde, verbrachte ihre gesamte Kindheit und frühe Jugendzeit im oberöster reichischen Suben. Dort war 1870 eine Mo dellfabrik errichtet worden, da einerseits die Wasserkraft des Inn für die Erzeugung elektri schen Stromes genützt wurde, andererseits das Holz aus dem Salzburgischen und Tiroli schen herangebracht werden konnte. Nach der Vernichtung der Maschinenhalle durch ei nen Eisstoß wurde die biedermeierlich ausge baute Villa nur mehr in den Ferien bewohnt. Während der Kriegswirren 1914 bis 1918 diente sie der Wiener Industriellenfamilie als Zufluchtsort, für Mobiliar und Privatsammlung als Depot. Gefahr drohte während der NSZeit, als das Anwesen der Familie Ludwig für die HJ beschlagnahmt werden sollte. Der da malige Landeskonservator, Dr. Juraschek, hatte aber für die Sorgen von Frau Hanreich Verständnis und verfügte über das gesamte bewegliche Inventar des Hauses, ,,das auf grund seines hohen künstlerischen, kultur geschichtlichen und volkskundlichen Wertes eines der wichtigsten Besitztümer des Kreises Schärding darstellt" (Zahl 812-2/43 vom 28. April 1943; Der Reichsstatthalter In Ober donau, Abteilung II. d. Denkmalpflege; Linz, Schillerplatz 2), den Denkmalschutz. Hervor gehoben wurden das reiche barocke Mobiliar, Empiremöbel, Bauernmöbel, Porzellan, Glä ser, Silber, Uhren und Kleinkunstgegenstän de, bäuerliche und bürgerliche Trachten, eine Sammiung ,,Glauben und Aberglauben" und die dazugehörige Fachbibliothek samt topo graphischen Ansichten. Eine neue, endgültige Gefährdung ergab sich durch den geplanten Ausbau der Innkraft werke. Im Herbst 1959 mußte das ehemalige Schwemmgelände geräumt sein, da durch den Rückstau des Kraftwerkes Suben der Be sitz der Familie Hanreich-Ludwig zu existieren aufhören sollte. Rund 30 Ersatzobjekte wur den von Frau Pauline Hanreich in Oberöster reich besichtigt. Gewohnt, rasche Entschlüsse zu fassen und selbst Hand anzulegen, kam es kurz nach dem ersten Besuch auf Walchen im April 1959 zum Kauf des Schlosses und im September war Suben geräumt; drei Monate lang wurde mit dem privaten BMW V8, einem 36

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