Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Denkmalpflege Schloß Waichen — ein Beispiel privater Denkmalpflege Es scheint kein besonderes Zeichen unserer Zelt zu sein, wenn allenthalben Schlösser zum Kauf angeboten werden. Rein statistisch ge sehen, wechselten die Besitzer auf Schloß Walchen etwa alle 26 Jahre. Das Alter des auf einer Anhöhe südlich der Vöckla und an der Straße von Vöcklabruck nach St. Georgen Im Attergau stehenden Schloßturmes findet, abgesehen von etymo logischen Erklärungen, nur In den schriftlichen Quellen eine Stütze. Bereits 1040 werden die Walchen als Ministeriale der Herrschaft Kam mer urkundlich genannt. 1524 veräußerten sie Ihren Besitz an Hans Putz, womit der eingangs erwähnte, relativ rasohe Besitzerwechsel ein setzte. Bereits dessen Sohn Hieronymus ver kaufte Ihn 1583 an Hans Christian Geymann zu Gallspach und Trattenegg, der die alte Burg abtragen und 1590 das neue Sohloß daneben erbauen ließ. Auch dessen Sohn verkaufte wieder bald, diesmal an Franz Christoph Khevenhüller, der das Schloß 1638 an den Schatzmeister Kaiser Ferdinands II., Nikolaus von Gurland, weltergab. 1750 ging das Schloß von Graf Johann Anton an dessen Schwager Christoph Leopold Graf von Schallenberg Manfred Mohr über. Sechzehn Jahre später trat Graf Gott fried von Klam die Besitznachfolge an. Ab nun wechselten In rascher Reihenfolge Bürger, Freiherren, Ritter und Grafen als Schloßher ren. Allein In der Zelt von 1802 bis 1959 erfreu ten sich nicht weniger als zehn verschiedene Familien des Besitzes. Dieser oftmalige Be sitzwechsel ging natürlich nicht spurlos an der Bausubstanz des Schlosses vorüber. Der Eindruck, den Walchen an jenem düste ren Spätwintertag des Jahres 1959 auf Frau Paullne Hanrelch-Ludwig machte, die In Kauf verhandlungen mit dem damaligen Besitzer, Prinzessin Walpurgls Schaumburg-LIppe, tre ten wollte, war, verstärkt durch die wirtschaft liche Situation der Nachkriegszelt, eher be drückend. Nur ein einziger Raum, der kleine Schloß Walchen, Eingangsfront des dreigeschos sigen Hauptflügels mit rechtwinkelig angebautem Nebengebäude (, ,Kavallerstöckel") Salon, war heizbar, jener des sogenannten Stöckels gepölzt und die großen Festsäle zu kleineren Wohneinhelten reduziert. Wenn heute Frau Hanreich von einer,,Liebe auf den ersten Blick" spricht, so Hegt es sicherlich In der Tradition Ihrer Familie begründet, hinter der Fassade der Vergänglichkeit das Bestän dige zu erkennen. In der Tat Ist es wert, einen kurzen Blick auf jene Familie zu werfen, der Frau Hanreich ent stammt und die In der Zelt des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts viele Königs- und Fürstenhäuser der Welt mit den Produkten aus Ihren Wiener Möbelfabriken belieferte. Mit nicht geringem Stolz wird heute In Walchen ein Brief des Großvaters gezeigt, einem Tischler aus Sachsen, der sich bei den Eltern für den guten Rat, In ,,Fußfetzen" zu wandern, bedankte, da er dadurch seine Schuhe für die Vorsprachen In Wien hätte schonen können. 1863 gründete er eine Möbelflrma, die bereits 1873 bei der Weltausstel lung vertreten war. Schloß Walchen beher bergt heute nicht nur zahlreiche Möbel aus dieser Zelt, sondern auch ein geschlossenes Archiv mit all den königlichen KundenadreslQ 35

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2