Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Kunst der Gegenwart reife Kornfelder oder die Fluten des Sonnen lichtes. Das Bild strahlt Sattheit, Reife, volles Leben aus, aber das Gesicht mit seinen gro ßen, weit geöffneten Augen hat einen stark verinnerllchten Ausdruck. Nahe der gotischen Konradkirche bei Ober wang steht das Atelier von Lydia Roppolt. Hier und In Wien hat die In Moskau geborene Künstlerin Ihre neue Heimat gefunden. ,,Müt terlicherseits habe Ich die leuchtende Farblgkelt In meinen Bilder geerbt, ebenso das starke Gefühl. Ich habe ausgeprägten Far bensinn und große Musikalität meiner toten Mutter In Erinnerung, die eine Russin war. ich lebe seit Kindheit bei meiner Adoptivmutter, die mein Talent erkannte und für meine gei stige und künstlerische Ausbildung sorgte. Dadurch und daß sie In allem Schweren mit mir ging, hat sie Anteil an meinem Sein. Sie hat es verstanden, hohe Werte In mir zu wecken; Ursprünglichkeit und nahe Unmittelbarkeit zu allem." Schon auf der Akademie In Wien erkannte man Ihren ausgeprägten Form- und Farben sinn, die ungewöhnliche Kraft und Vitalität Ih- / rer Arbelten, die In so unerwartetem Kontrast zur Zierlichkeit Ihrer Person steht. Ihr unbe schwertes Lachen und Ihre entwaffnende Of fenheit Heß sie viele Freunde gewinnen, aber die Unbeirrbarkeit und Sicherheit In Ihrer Kunst wurde oft mißverstanden. Wenn sie mit Nachdruck sagt: ,,lch bin gut!", so hat das nichts Überhebliches, nichts Verletzendes an sich, sondern klingt wie die Selbstermutigung eines Menschen, der sich jeder neuen Auf gabe als einer großen Herausforderung stellt. Immer bereit, das Äußerste zu geben und die bisherigen Grenzen hinter sich zu lassen. ,,Seit jeher will Ich etwas Geistiges, Inneres In der Kunst ausdrücken. Ich nahm sie sehr ernst, so wie Kafka sagt: Schreiben als Ge bet." Schon Ihr erster Auftrag, die Ausmalung der gotischen Marlenkapelle der Erzabtel St. Pe ter In Salzburg, gedieh In jahrelanger harter Arbelt zu einem Hauptwerk der Monumentalmalerel unseres Jahrhunderts In Österreich. Und für Ihr zweites Hauptwerk, den monumen talen Glasfensterfries In der Linzer Kirche St. Michael am Blndermichl, erhielt sie bald dar auf den österreichischen Staatspreis. Seither hat sie überall Im Land viele Kirchen ausge malt oder mit Glasfenstern geschmückt. Für Lydia Roppolt sind Ihre Werke nicht Ware, sondern Stationen auf der Suche nach dem Wahren. Nichts lag Ihr daher ferner, als für den Kunsthandel zu arbeiten. Sie ging das Wagnis ein, niemals einen sogenannten,,bürgerlichen Beruf" auszuüben, sondern von Anfang an alle Kraft nur Ihrer Kunst zu widmen. ,,lch ar beite, damit die Menschen mit meiner Kunst leben und sich an Ihr erfreuen." Aber fast je dem Auftrag folgte die enttäuschende Er kenntnis: ,,Sle haben mich zwar gerufen, aber trotzdem versteht keiner etwas. Alle verlleren den Kopf und Ich muß stark sein. Ich muß stark sein - und dabei bin Ich allein. Doch es heißt: Der Starke Ist am mächtigsten allein. - Wenn Ich ,allein' sage, dann sage Ich die Wahr heit . .." Allerdings, es braucht eine Zelt, bis Kunst werke Ihre Wirkung entfalten. Wer aber einmal die Schönheit Ihrer Kunst erlebt und Ihre Be deutung begriffen hat, wird unbedingt für Lydia Roppolts Kunst eintreten. P. Dr. Ludwig Keplinger, Graphit, vor 1975, 70 x 50 cm Johannes, Kreidezeichnung, 1971, 70 X 50 cm Mädchenkopf,,Doris D.", Tusche, 1975, 66 X 43 cm 33

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