Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

den Frieden von Schönbrunn kam Vöcklabruck 1809 an Frankreich; die Grenze bildete von Schwanenstadt bis zum Attersee die Ager. 1810 gaben die Franzosen dieses Ge biet an Bayern ab und erst nach den Be schlüssen des Wiener Kongresses im Mai 1816 erfolgte die Rückgabe an Österreich. Durch die Eröffnung der Westbahn (1860) er hielt Vöckiabruck den ersehnten Bahnan schluß. Seit 1882 zweigt hier die Bahnlinie nach Kammer-Schörfling am Attersee ab und der Zug wird auch heute noch liebevoll „Kammererhansl" genannt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtmauer abgebrochen, der Stadtgraben zugeschüttet. Im Ersten Weltkrieg war in Vöckiabruck in fünf großen Baracken an Steile des heutigen Krankenhausareais der Ersatzkader des 4. Tiroler Kaiserjägerregiments untergebracht. 1938 wurde das bisher nur den engeren Stadtbereich umfassende Gemeindegebiet durch Eingemeindungen, insbesondere aus den Ortschaften Schöndorf, Dörfl und Freilei ten, von 2800 auf 4300 Einwohner vergrößert. Im Zweiten Weltkrieg war Vöckiabruck Garni son einer Luftnachrichteneinheit, im Mutter haus der Schulschwestern wurde ein großes Reservelazarett eingerichtet. Durch mehrma lige Bombenabwürfe entstand im Gemeinde gebiet zwar nur geringer Sachschaden, beim letzten Bombardement wurde jedoch eine größere Anzahl französischer Kriegsgefange ner in Hirschleiten getötet. Zum Kriegsende fand am 4. Mai 1945 westlich von Vöckiabruck an der Straßenkreuzung bei Oberthalheim ein mehrstündiges Gefecht zwischen vorrücken den Amerikanern und deutschen Truppen statt, bei dem einige Häuser am Stadtrand in Brand geschossen wurden. Verluste unter der Zivilbevölkerung waren nicht zu beklagen. Nach dem Zusammenbruch 1945 ergaben sich auch für Vöckiabruck viele schwere Auf gaben: Der große Flüchtlingsstrom durch die Vertreibungen aus den Oststaaten hatte unse rer Stadt einen vielschichtigen Bevölkerungs zuwachs gebracht, dessen Integration trotz der Verschiedenheit der geschichtlichen Tra dition und teilweise auch des Religionsbe kenntnisses vorbildlich gelungen sein dürfte. Der Anstieg der Bevölkerung bedingte zu nächst ein umfangreiches Wohnbaupro gramm, so daß jenseits des Schöndorfer Hü gels, der bisher die Stadt begrenzt hatte, in der Dürnau ein neuer Stadtteil entstand: auch das landwirtschaftliche Hügelgebiet im Norden wurde in diese lebhafte Bautätigkeit miteinbezogen. Im alten Stadtkern gelang es, die not wendigen Hochbauten so geschickt einzupianen, daß das historische Ortsbiid nicht gestört wurde. Die vielen neuen Häuser und die an wachsende Motorisierung erforderten neue und breitere Straßen, auch die alten Brücken genügten nicht mehr, so daß mit neuen Brükkenbauten straßentechnisch gute Lösungen gefunden werden mußten. Durch das giganti sche Anwachsen des Verkehrs reichten auch die bisherigen Straßenverbindungen mit der Dürnau, in der neben Wohnhäusern ebenso Kaufhäuser, eine Sonderschuie und das große Voralpenstadion entstanden sind, nicht mehr aus und es wurde erst kürziich ein gro ßes Straßenprojekt mit einem Tunnel unter der Wiener Bundesstraße als Schnellverbindung zum Stadtkern verwirklicht. Nun ein Blick auf die flächenmäßige Entwick lung der Stadt und ihrer Einwohnerzahlen: 1850 umfaßte Vöckiabruck nur 195 Joch, d. s. rd. 1,1 km2 bei 2794 Einwohnern. Durch die Eingemeindungen 1938/39 aus den Ortschaf ten Schöndorf, Dörfi, Freiieiten und Wagrain, die damals zur Gemeinde Regau bzw. Timelkam gehörten, erhieit die Stadt ihre jetzige Ausdehnung auf 15,59 km^, die auch die Ansiedlung von weiteren Industrie- und Gewer bebetrieben ermöglichte. Die Einwohnerzahl stieg dadurch beträchtiich an und erreichte mit dem Zuzug von Flüchtlingen aus dem Sudeteniand, Siebenbürgen und dem Banat bis 1951 über 8800 Personen; trotz stärkerer Ab wanderung von Fiüchtiingen erhöhte sich die Einwohnerzahl bis 1961 auf rd. 9300 und er reichte in den nächsten zehn Jahren einen Anstieg um 1300 Personen auf rd. 10.600 Einwohner. Zum Jahresende 1981 zählte Vöckiabruck 11.108 (4995 männlich, 6113 Bei einer Kunstwanderung durch Vöckiabruck sollte neben einem Besuch der heutigen Pfarrkir che eine Einkehr in dem Barockjuwel der ,,Dörfl"-Kirche (St.-Ägldius-Kirche) mit dem Ensemble des angebauten Pfarrhofes, Bauwerke von Carlo Antonio Carlone, nicht versäumtwerden.Blickin den Innenraum.- Foto: K. Pangerl 15

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