Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Einladung zu einem Besuch der Bezirksstadt Vöokiabruck Lotte Assmann II !»» f ü Historische Stadtansicht von Vöcklabruck, Aquareii um 1870. Oö. Landesmuseum, Graphische Sammiungen, Inv. Nr. OA ii 324/5. - Foto: Gangi Willkommen, lieber Besucher, in der gast lichen Bezirksstadt Vöcklabruck, dem Mittel punkt des größten oberösterreichischen Landbezirkes. Um Gastlichkeit, Schutz und Hilfe war unsere Stadt seit altersher bemüht, wie das erzählende Stadtwappen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts zeigt: zwei gehar nischte Ritter erhalten in den Stadtmauern Schutz vor den feindlichen Verfolgern; es dürfte sich um Herzog Albrecht II. (Albertus pater) und seinen Sohn Rudolf IV. (Rudolfus filius) gehandelt haben. Die Darstellung dieses Stadtwappens befindet sich auf dem ältesten erhaltenen Stadtsiegel und auch auf dem 1966 restaurierten ,,Oberen" Stadtturm. Der,,Untere" Stadtturm wurde schon 1957/58 anläßlich der 600-Jahr-Feier unserer Stadt re stauriert, wobei neben der Jahreszahl 1502 die farbigen Wappen als Wappenband jener Länder zum Vorschein kamen, die Maria von Burgund ihrem Gemahl Kaiser Maximilian I. in die Ehe mitgebracht hat. Damit sind wir bereits mitten in der Vergan genheit Vöcklabrucks. Es darf angenommen werden, daß unsere Stadt schon zur Römer zeit ein wichtiger Straßenknotenpunkt an der Reichsstraße Lauriacum (Lorch) - Ovilava (Wels) - Juvavum (Salzburg) war. Die älteste Siedlung Innerhalb des späteren Burgfrieds ist Schöndorf, dessen Kirche 824 urkundlich ge nannt wird (,,Scugindorf") und die am öst lichen Terrassensporn über der Talmündung der Flüsse Vöckla und Ager liegt. Am Fuß die ses Hanges befand sich die zur Kirche gehö rige Siedlung; hier wurden auch Funde aus dem 7. oder 8. Jahrhundert gemacht. Der Brücke über die Vöckla an der Stelle der heutigen Dörfibrücke, der ,,Pons Vechelahe", verdankt Vöcklabruck seinen Namen. Herr Pilgrim von Wenge, der mit Wetzilo von Schöndorf diese Brücke in einer Urkunde von 1134 dem Erzbistum Salzburg geschenkt hat te, erbaute 1143 daneben eine Kirche zu Eh ren des hl. Ägidius und ein Spital für Pilger und Arme, das nach Friesach (Kärnten) und Erfurt (Thüringen) das drittälteste bekannte Spital im deutschen Sprachraum war. Neben der Brücke entwickelte sich im Lauf der Zeit eine kleine Siedlung mit dem Namen ,,Villa Veclabrucce"; dieser Stadtteil trägt heute noch den Namen der Übersetzung des lateinischen Wortes ,,Villa", nämlich Dörfl. Diese Ansiedlung blühte bereits am Beginn des 13. Jahr hunderts im Bereich der heutigen Innenstadt rasch auf und ist Mitte des 13. Jahrhunderts Markt geworden, wofür ihre Lage am Fluß übergang und ihre Funktion als Straßenkreu zung, aber auch politische Motive der damali gen Herrscher maßgebend gewesen sein dürften. In einer Urkunde vom 25. Februar 1353 wird Vöcklabruck erstmals als ,,Stadt" bezeichnet, doch liegt kein förmliches Privileg über die Stadterhebung vor. Diese ist jeden falls noch vor dem Tode Herzog Albrechts II. im Jahr 1358 erfolgt, weshalb Vöcklabruck 1958 sein 600-Jahr-Jubiläum als Stadt feierte. Nachdem die Landesfürsten als Stadtherren mit den Grafen von Schaunberg um die Lan deshoheit im Attergau schwer ringen mußten, war es ihr besonderes Anliegen, Vöcklabruck als wichtigen Stützpunkt zu fördern. In der 2. Hälfte des 14. Jhds. wurde Vöckla bruck befestigt und bildete als eine der sieben landesfürstlichen Städte ob der Enns ein star kes Bollwerk der Herzöge von Österreich. Der Stadtherr wurde durch den jeweiligen Stadt richter vertreten. Diese sind von 1358 bis 1788, in welchem Jahr sie von den Bürgermei stern abgelöst wurden, nachgewiesen. Aus 1391 ist das Stadtbuch mit dem damaligen Gewohnheitsrecht für die Stadt erhalten. 13

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