Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

im Zusammenhang mit den Ereignissen in Böhmen und dem Herrschaftsantritt Ferdi nands Ii. die Stände den Weg der Rebellion gegen den Landesfürsten beschritten. Das ging so weit, daß einer der Exponenten dieser radikalen Politik, Karl Jörger, schließlich am 21. Juli 1620 mit 60 Soldaten Schloß Kogl be setzte. Da Jörger als ständischer Oberhaupt mann des Traun- und Machlandviertels wich tigere Geschäfte hatte, rief er schon nach drei Tagen den Hans Ortolph Geumann, dem das Schloß Frein bei Frankenburg gehörte, nach Kogl. Dieser richtete sich hier häuslich ein und ließ zu diesem Zweck den Pfarrhof von St. Ge orgen ausräumen. Die evangelische Bevölke rung, deren Sympathien den neuen Herren gehörte, beanspruchte nun auch wieder die Kirchen zur Ausübung ihres Bekenntnisses. Abraham Gruenpacher hatte sich daheim nicht mehr seines Lebens sicher gefühlt und war nach Bayern entflohen. Schon Ende Juli konnte er jedoch mit dem einziehenden Liga heer in die Heimat zurückkehren. Er war es dann, der im Auftrag des Statthalters und sei nes Herrn die gegenreformatorischen Maß nahmen durchzuführen hatte, und gegen den sich daher schon im Mai 1625 der Volkszorn richtete. Zur Zeit des Aufstandes von 1632 war Franz Christoph wieder in der Heimat und hat sich persönlich an der Niederringung beteiligt. Die Rekathoiisierung der Bevölkerung wurde nun radikal durchgeführt, es hat aber lange gedauert, bis diese auch innerlich zum alten Glauben zurückfand. Damit entschärfte sich das ohnehin spannungsgeiadene Verhältnis Herrschaft- Untertan wenigstens um den reli giösen Gegensatz. Seit der Konversion Franz Christophs ging die konfessionelle Spaltung aber auch mitten durch seine Familie. Die Schwester Anna Ma ria, die wie er selbst der zweiten Ehe seines Vaters mit Bianca Ludmilla Thum entstammte, heiratete in erster Ehe in Linz 1608 den evan gelischen Adeligen Georg Wilhelm Jörger, dem die Herrschaften Scharnstein in Oberund Walpersdorf nördlich von St. Pölten in Niederösterreich gehörten. Als dieser schon 1617 starb, schloß sie eine zweite Ehe mit dem Vetter ihres ersten Mannes. Dieser bedeu tende Adelige stand als Hofkammerpräsident an der Spitze der iandesfürstiichen Finanzverwaitung und vereinigte mit den Herrschaf ten Steyregg, Lustenfelden, Erlach und Köppach in Oberösterreich eine größere Anzahl niederösterreichischer Herrschaften. In der Auseinandersetzung 1619/20 verstärkte er im Land unter der Enns den radikalen Flügel. Da er 1620 nur eine bedingte schriftliche Huidigungserklärung abgab, wurde er ein Jahr spä ter in Linz in Haft genommen und um einen Großteil seiner Herrschaften erleichtert. Franz Christoph hat beim Durchzug des Kaisers zu dessen Hochzeit 1622 nach Innsbruck seiner Schwester eine Audienz erwirkt, bei der sie durch einen Fußfaii wenigstens die Haftbedin gungen ihres Gatten erleichtern konnte. Hans VI., der Stiefbruder Franz Christophs aus der dritten Ehe seines Vaters mit Regina von Thannhausen, hielt treu am evangelischen Glauben fest. Er verkaufte die Stammbesit zungen in Oberkärnten und wanderte 1629 nach Nürnberg aus. Ais Oberstleutnant im Heer des Schwedenkönigs Gustav Adolf ist er 1632 durch einen Unglücksfall an einer Verlet zung durch einen Schuß aus den eigenen Rei hen gestorben. Der zweite Stiefbruder Paul (1593 bis 1655), den die dritte Frau seines Va ters 1596 von ihrem ersten Gemahl Siegmund III. Khevenhüller (1558 bis 1594) mit in die Ehe gebracht hatte, stand Franz Christoph durch die gemeinsam verbrachte Jugend sehr nahe. Er resignierte 1629 sein Amt als Burggraf von Klagenfurt, verkaufte seinen Herrschaftsbe sitz, den er vorher noch vermehrt hatte, und folgte seinem Bruder nach Nürnberg. Im Auf trag König Gustav Adolfs stellte er ein Reiter regiment auf, das zunächst in Franken einge setzt war. Nach dem Tode des Königs ging Paul 1636 nach Schweden, wo er ein Krongut erhielt und bis zum Generalgouverneur auf stieg. Zwei seiner Söhne fielen in schwedi schen Diensten. Das konsequente Festhalten dieser Khevenhüller am evangelischen Glau ben hatte zur Folge, daß die Linie Georgs II., der heute noch Hochosterwiz gehört, teilweise und die Frankenburger Linie zur Gänze ihren Herrschaftsbesitz in Kärnten verloren, und die letztere in Zukunft allein auf den Attergau be schränkt blieb. Hans V. Khevenhüller, der 1581 den Besitz seines Geschlechtes in dieser Gegend er warb, mußte sich 1563 im Hofdienst gegen den Vorwurf verteidigen, er gehöre nicht zum alten Adel. Um das Gegenteil beweisen zu können, sind in der Folge Vertreter in den Stammbaum der Khevenhüller aufgenommen worden, die nie gelebt haben, und ist der Ur sprung des Geschlechts bis ins 12. Jahrhun dert zurück verlegt worden. In Wirklichkeit wa ren die Khevenhüller ursprünglich Bürger der bambergischen Stadt Viliach und vielleicht von Franken dorthin zugezogen. Sie haben erst im 15. und 16. Jahrhundert größere Be deutung erlangt. Christoph Khevenhüller (1503 bis 1557), der Begründer der Frankenburger Linie, war seit 1541 Landeshauptmann in Kärnten, hielt sich für dieses Amt jedoch einen Verweser und blieb im Hofdienst. Er beteiligte sich auch am Eisenbergbau und gehörte jenem Unterneh merkonsortium an, das 1541 in Kremsbrücke den ersten Floßofen baute. Christoph erwarb die Burg Landskron beherrschend über dem Viilacher Becken und baute sie zur Hauptburg dieser Linie aus. Den Höhepunkt an Geltung und Besitz erreichte diese Linie mit den Söh nen Christophs Hans V., Bartholomäus und Moritz Christoph. Hans, der 1593 mit dem Titel „von Frankenburg" in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, hat den Besitz, der diesem Titel zugrunde lag, selbst nie gesehen. Über seinen Bruder Bartholomäus versuchte er zu nächst seine Einnahmen zu steigern, ent schloß sich aber 1586, ihn seinen Pflegern zu verpachten. Sein Bruder Bartholomäus (1539 bis 1613) gehörte zu den erfolgreichsten Vertretern sei nes Geschlechtes. Er sammelte einen großen Besitz an und war auch in der Lage, Kammer, Kogl und Frankenburg zurückzulösen. Sein Sohn Franz Christoph war der erste Kheven hüller, der sich auch innerlich mit der neuen Heimat verbunden fühlte. Als Botschafter in Spanien vermittelte er die Heirat Marias, der Tochter König Philipps Mi. von Spanien, mit dem Kronprinzen und späteren Kaiser Ferdi nand III. Sie begleitete er 1631 nach Öster reich, und das Amt eines Obersthofmeisters, das er bei ihr erhielt, ermöglichte ihm, in Zu kunft abwechselnd in Wien und Kammer zu leben. 1615 traf Franz Christoph Maßnahmen, die eine rationellere Verwaltung seines Herr schaftskomplexes garantieren sollten. Im Jahre 1581 war das alte Landgericht Kammer so geteilt worden, daß jede der drei großen Herrschaften ihren eigenen Sprengel besaß. Nun wurden die in diesen liegenden Unterta nen der anderen Grundherrschaften als ei gene Ämter jeweils der Grundherrschaft zuge teilt, in deren Landgerichtssprengel sie wohn ten. Dadurch ergab sich nicht nur, daß die un tertänigen Höfe ihrem jeweiligen Herrschafts zentrum näher lagen, sondern auch, daß für viele Höfe Grund- und Landgerichtsherrschaft in einer Hand vereinigt waren. In diesem Zu sammenhang wurden auch neue Urbare an gelegt. Bald darauf hat die Frau Franz Chri stophs, während er selbst in Spanien weilte, den kleinen Sitz Weyregg mit seinen Unterta nen angekauft, der Ende des 16. Jahrhunderts von Siegmund Wiederroiter, dem Pfleger der Herrschaft Kogl, erbaut worden war. Eine wei tere kleine Grundherrschaft wurde mit Frein bei Frankenburg 1621 von Abraham Gruen pacher für seinen Herrn erworben, nachdem sie der Kaiser konfisziert hatte. In den dreißi ger Jahren hat sich Hans Christoph bemüht, durch den Kauf der restlichen benachbarten kleinen Grundherrschaften seinen Besitz zu einer möglichsten Geschlossenheit abzurun den. Wie sich herausstellte, reichten seine fi nanziellen Mittel jedoch nicht aus, diesen ver lockenden Plan zu verwirklichen. Er konnte zwar 1632 von Hanns Christoph Geumann die Herrschaften Walchen und Wildenhaag er-

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