Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 2, 1982

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Vöcklabruck und der Attergau Professor Herbert Erich Baumert, Die Stadttürme von Vöcklabruck und ihr heraidischer Fassadenschmuck aus der Zeit Kaiser Maximilians I. 2 Dr. Alois Zauner Die Khevenhüiier im Attergau Lotte Assmann Einladung zu einem Besuch der Bezirksstadt Vöcklabruck 13 Hannes Loderbauer Wandern und Bergsteigen rund um den Attersee 23 Kunst der Gegenwart Dr. Roland Schachel Lydia Roppolt; Köpfe Denkmalpflege Mag. Manfred Mohr Schloß Walchen - ein Beispiel privater Denkmalpflege 35 Landeskunde Dr. Georg Wacha Die Reise Papst Pius VI. 1782 durch Oberösterreich 41 Dr. Peter Baumgartner Die oberösterreichische Tagespresse in Vergangenheit und Gegenwart 1918 bis 1981 47 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck „Jahr der Kleindenkmale" in Oberösterreich 53 Bücherecke 65 Literaturbeilage Eduard Christoph Heinisch Lyrik und Prosa. Auswahl und Einführung: Dr. Otto Wutzei 73 Umschlag: Historisches Reklamebiatt des einstigen „Gasthofes zum Mohren", Carl Forsthuber, in Vöcklabruck, mit Ansicht des biedermei erlichen Gasthofes und acht Landschafts bzw. Ortsbildern aus der Umgebung (Atter gau), Lithographie, um 1850/60. Reizvolles Beispiel früher Fremdenverkehrswerbung. 00. Landesmuseum, Graphische Samm lungen, Inv. Nr. OA II 324/4. Foto: Gangi Gestaltung: Herbert Friedi Schwerpunkthema Heft 3/1982 Historische industriebilder aus Oberöster reich 29 Kulturzeltschrlft Oberösterreich 32. Jahrgang, Heft 2/1982 Vierteijahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteiler: Oberösterreichischer Landesverlag, A-4020 Linz, Landstraße 41. Redaktion: Dr. Otto Wutzei, Dr. Elfriede Wutzei, A-4020 Linz, Landstraße 41 Jahresabonnement (4 Hefte): S 330.-; Einzelverkaufspreis: S 90.-. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) Abb. Seite 1: Franz Steinfeld: Attergaulandschaft, 01 auf Lein wand, 1841, 00. Landesmuseum, Sammlung Walther Kastner KA 134. Franz Steinfeld gehört zu den liebenswürdigen Vertretern der österreichischen Landschaftsmale rei des 19. Jahrhunderts. Geb. 1787 in Wien, gest. 1868 in Pisek in Böhmen. Er war Kammer maler von Erzherzog Anton Victor, 1838-1859 Professor an der Wiener Akademie. Oft und gerne hielt er sich ab 1820 Im Salzkammergut auf. Seine Bildauffassung wirkt strenger als die seiner berühmteren Zeltgenossen, gewinnt In unserer Zelt jedoch Immer mehr Beachtung.

Kulturzeitschrift •» VÖCKLABRUCK UND DER ATTERGAU - Landschaft zwischen dem äußeren Salzkam mergut und dem Hausruck. Oberösterreichs Bergwelt findet hier einen reizvollen Ausklang und Übergang zum oberösterreichischen Al penvorland. Historisch, aber auch geogra phisch ist dieser Landesteii nicht exakt zu um schreiben, jeder Oberösterreicher weiß aber, was mit dem Begriff,,Attergau" gemeint ist. In letzter Zeit sind über diesen Landesteil vor zügliche Fachpublikationen erschienen: Alois Zauner, Vöckiabruck und der Attergau, Linz 1971.- Der Bezirk Vöckiabruck. Eine Zu sammenschau verf. V. einer Arbeitsgemein schaft. 2 Bände, 1981. Um Wiederholungen zu vermeiden, bemühte sich die Schriftleitung um Auswahl weniger bekannter Themen: Be schreibung des heraldischen Programms der Vöcklabrucker Stadttürme, historische Skizze über das Adelsgeschlecht der Khevenhüller, Schloß Walchen als Beispiel privater Denk maipflege und Hinweis auf die Gegenwarts künstlerin Lydia Roppolt, die in dieser Land schaft ihre Wahlheimat gefunden hat. In lie benswürdig journalistischer Weise wird zum Besuch der Bezirksstadt und zum Wandern im Attergau eingeladen. Die Literaturbeiiage ist dem langjährig in Vöckiabruck beheimateten Schriftsteller Eduard Christoph Heinisch ge widmet. Die Beiträge in der Sparte ,,Landes kunde" sind nicht in das Schwerpunktthema einzuordnen, doch sind diese Fachsparten ja dazu bestimmt, den Redaktionspian jedes Heftes allgemein zu ergänzen. Wichtig er scheint der Beitrag von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck in der Sparte ,,Ober österreich aktuell". Das von ihm formulierte Kulturprogramm ,,Jahr der Kleindenkmale" ist für ganz Oberösterreich wesentlich. Die Redaktion dankt der Stadtgemeinde Vöckiabruck für verständnisvolle Unterstüt zung.

Die Stadttürme von Vöckiabruck und ihr _ heraldischer Fassadenschmuok aus der Zeit Kaiser Maximilians 1. Herbert Erich Baumert In Vöckiabruck hat sich mit dem Stadtpiatz und den beiden Ihn an den Schmalseiten abschlie ßenden bemalten mittelalterlichen Tortürmen ein städtebauliches Ensemble besonderen Ranges erhalten. Wenn auch das historische Gesicht etlicher Häuser durch übergroße La deneinbauten empfindlich, aber nicht unwie derbringlich gestört und ein moderner Bau block in die relativ geschlossene Fassaden reihe gesetzt wurde, bewahrt doch das ge samte Architekturbild ein kulturelles Erbe stol zer Vergangenheit. Die baugeschichtlichen Nachrichten, wie auch die bildlichen Quellen über die Vöcklabrucker Türme sind äußerst spärlich. 1390 überließ Herzog Albrecht III. die Einkünfte seiner Maut in Lambach den Bürgern von Vöckiabruck, um daraus Brandschäden zu beheben sowie den Aufwand zur Ausbesserung von Wegen und Brücken und der Stadttore zu bestreiten. Kai ser Friedrich Iii. bestätigte 1497 dieses Privi leg zur Deckung der Ausgaben für die Bewa chung der Stadttore; in der Sorge um ein Vor dringen der Ungarn unter Matthias Corvinus vom Osten her über die Enns befahl er bereits 1485 die Erneuerung und den Ausbau der al ten, verwahrlosten Stadtbefestigung durch Robotleistungen. Vöckiabruck sollte, wie an dere verteidigungsfähige Städte und Burgen, geschützt durch intakte Mauern und bewehrte, das heißt mit Türmen versehene Tore, der umwohnenden Bevölkerung bei Gefahr als si cherer Zufluchtsort dienen. Der im Jahre 1580 um ein Geschoß erhöhte Untere (Ost-)Turm wurde zu dieser Zeit nach weislich auch als Stadtgefängnis benützt. - Der Kupferstich ,,Föklabrugg" in der Topogra phie Matthäus Merlans 1649 zeigt zwei ein fache Türme mit Satteldächern, der Untere Turm mit einer Laterne bekrönt, während Ge org Matthäus Vischer in der sonst unveränder ten Stadtansicht 1674 den Unteren Stadtturm mit einem Zwiebeihelm darstellt. Nach einer um 1767 von Johann Franz Erdpresser ange fertigten lavierten und aquarellierten Feder zeichnung trug der Untere Turm damals ein geschwungenes Haubendach, der Obere Turm ein Zeltdach, beide mit Laternen ver sehen. Um 1860 wurde an der Außenseite des Unte ren Turmes ein riesiges Wappen mit dem franzisko-josefinischen Doppeladler in öifarbenmalerei angebracht, im Jahre 1902 darunter ein von Prof. Forsthuber entworfenes und vom Linzer Bildhauer Franz Stark in Stein ausge führtes Vöcklabrucker Stadtwappen einge mauert. Die 1957 im Auftrag der Stadtgemeinde be gonnene Generalsanierung des Unteren Tur mes, der durch mehr als fünfzigjährigen Witte rungseinfluß seit der letzten Instandsetzung und vor allem durch den steigenden motori'- sierten Verkehr seit dem Zweiten Weitkrieg schwer gelitten hatte, brachte die sensatio nelle Entdeckung einer unter mehreren Putz schichten verborgenen freskanten Wappenbemalung. In der Zeit der Napoleonischen Kriege waren die den Invasoren suspekten Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit Österreichs entweder über Befehl der Besat zungsmacht oder aus Angst vor Repressalien übertüncht worden und sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. In mühevoller, monatelanger Arbeit gelang den Restauratoren Otto Götzinger und Maria Holzinger die Freilegung bzw. die oft nur aus Farbresten oder Vorzeichnungen rekonstru ierte Wiederherstellung der Wappenzyklen an der Außenseite des Turmes. In der beherrschenden oberen Komposition gruppieren sich innerhalb einer Maßwerk umrahmung im Vierpaß um den gekrönten Schild mit dem schwarzen, zweiköpfigen Kaiseradler in Gold die Wappen einiger öster reichischer Erbiänder, und zwar: Erzherzogtum Österreich (rot-weiß-roter Bindenschiid), Herzogtum Kärnten (gespalten, vorne drei schreitende schwarze Löwen übereinander in Gold, hinten weißer Balken in Rot) sowie Land ob der Enns (gespalten, vorne schwar zer Adler in Gold - im heutigen Landeswappen umgekehrt -, hinten dreimal gespalten von Rot und Weiß). Links und rechts davon: Herzogtum Krain (blauer Adler mit rot-goid geschachter Brustspange in Silber. Unrichtige Farbgebung; 1463 wurde der Landschaft von Kaiser Friedrich III. als Dank für Hilfeleistun gen während der Belagerung von Wien ein goldener Wappenschild verliehen), Herzogtum Steiermark (silberner Panther in Grün); darunter: \SPFXT DI-:IV.5tADT'ÄXK: /SKITK -j Ansicht der Stadt Vöckiabruck gegen Südosten. Links der Untere, rechts der Obere Stadtturm, Lavierte und aquarellierte Federzeichnung 00. Landesmuseum, Graphische von Johann Franz Erdpresser, um 1767. Sammlungen. - Foto: A. Watzl Der Untere Stadtturm mit dem aufgemalten großen k. k. Doppeladler, darunter das 1902 angebrachte Vöcklabrucker Steinwappen

Unterer Stadtturm, Außenseite nach der 1957/58 durchgeführten Restaurierung mit der Aufdeckung der Fresken aus 1502: Oben die Wappengruppe der österreichischen Erbländer, darunter der burgundische Wappenfries mit dem Bild des Kaisers. - Foto: F. Muhr Oberer Stadtturm, Außenseite mit der 1966 aus den spärlichen Resten freigelegten Fassadenmaierel aus dem Jahr 1503: Die bewegte Darstellung der In die Stadt einreitenden Fürsten mit Gefolge, darunter der österreichische Wappenzykius mit dem von zwei Löwen gehaltenen Reichsadlerschild. - Foto: F. Muhr. I = /:-1 Yj\m m MOTSLif Ein historisch einmaliges Denkmal: Die Wappenreihe der,,burgundischen Länder' am Unteren Stadtturm. In der Mitte Kaiser Maximilian I. mit den Relchlnsignien. - Foto: F. Muhr ] Ii HPK«. Münu-iiuw* • nüioiiir*flrtncnn • luiiftn • lui^nu^uro ^ umouFQ jtr^f lUijüli! •^_^aionifn buruimtfnitfniifßni? Ä..; ;! i i ' f v;:« hr«.,.-,.. j,, - J' »J - mcmc n r>tl t.HATJR-UEX

Pfalzgrafschaft Habsburg (roter Löwe in Gold) und Gefürstete Grafschaft Tirol (roter Adler mit goldener Flügelspange im silbernen Schild). Die zweite, untere, in gemaltes architektoni sches Maßwerk eingebaute Wappengruppe wird zusammengehalten von der zentral im Mittelfeld über dem Tor stehenden Figur des Kaisers im Harnisch mit Mantel und Krönungs insignien des Hl. Römischen Reiches,^ bei derseits begleitet von einem über die ganze Breite des Turmes laufenden Band mit den Wappen der ,,burgundischen" Länder,^ der ersten großen Erwerbung Maximilians durch seine 1477 erfoigte Heirat mit der Erbtochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund. Daher auch neben dem Bild des Regenten links das Wappen des Erzherzogtums Österreich (rot weiß-roter Bindenschild) und rechts das des Herzogstums Burgund (fünfmal von Gold und Blau schräggeteilt).^ Der mit gemalten Wimpergen und Fialen ab geschlossene Fries enthält, von links nach rechts, foigende Wappen: Freigrafschaft Salins: gelber Schrägbalken in Rot, Markgrafschaft des Hl. Römischen Reiches Antwerpen (Antorf): geteilt; oben schwarzer Doppeladler in Gold, begleitet von zwei offe nen Händen; unten drei silberne, durch eine Mauer verbundene Türme in Rot, Grafschaft Namur: schwarzer Adier in Gold, überdeckt von einer roten Schrägleiste (die hier fehlt), Grafschaft Zutphen: erhöht geteilt; oben roter schreitender Löwe in Silber, unten silbernes Ankerkreuz in Blau, Grafschaft Holland: roter Löwe in Gold, Grafschaft Flandern: schwarzer Löwe in Gold, Herzogtum Geldern: goldener Löwe in Blau, Herzogtum Luxemburg: roter Löwe auf neun mal von Silber und Blau geteiltem Schild (die Balken gehen nicht wie hier über den Löwenl), Herzogtum Limburg: roter Löwe in Silber, Herzogtum Brabant: goldener Löwe in Schwarz, Grafschaft Boulogne (,,Boulonnais"): drei rote, zwei zu eins gesteilte Kugeln in Gold, Grafschaft Seeland: im Wellenschnitt geteilt; oben wachsender roter Löwe in Silber (richtig in Gold); unten fünfmal von Blau und Silber wellenförmig geteilt, Friesland: zwei schreitende goldene Löwen übereinander in Blau, Grafschaft Arthois: blauer, mit goldenen Lilien besäter Schiid, oben dreilätziger Turnierkra gen aufgelegt, Freigrafschaft Burgund (,,Branche Comte"): goldener Löwe in blauem, mit goidenen Schindeln besätem Schild, Grafschaft Hennegau: schwarzer Löwe in Goid, Grafschaft Gharolais (Carolus): goldener Löwe in Rot, und schließlich Mechein: drei rote Pfähle in Gold mit golde nem Herzschiid, darin ein schwarzer Adler. Jahreszahl der Entstehungszeit und Signatur des unbekannten Künstlers der Fresken am Unteren Stadtturm. - Zeichnung: Baumert Durch die neben dem oberen Fresko aufge fundenen Fragmente der Jahreszahl ,,1502" mit dem - leider bis heute nicht identifizierten - Künstlerzeichen ist die Zeit der Entstehung der Malerei einwandfrei begründet. Der Vöcklabrucker ,,Wappenturm" ist durch seine Originalität für Österreich ein einmaliges kulturhistorisches Denkmal. Sein Pendant, der 1497/99 vom Hofmaler Jörg Kölderer mit 54 Wappen der habsburgisch-österreichischen und -burgundischen Länder sowie der vorderösterreichischen Besitzungen bemalte Saggenturm in Innsbruck, wurde beim Umbau der Innsbrucker Hofburg 1766 völlig verändert und die Fesken zerstört. Sein Aussehen ist uns nur in einem Kupferstich aus dem Jahre 1749 überliefert. Dieser Fassadenschmuck war das umfangreichste politische Wappen programm, das Kaiser Maximilian I., der die Heraldik wohl in erster Linie als jedermann sichtbaren Ausdruck seiner weitgespannten Macht, aber auch aus Freude an repräsentati ver Dekoration schätzte, anfertigen ließ. Vor bild dazu war sicher die von seinem Vater, Kaiser Friedrich III., 1453 errichtete großartige Wappenwand an der St.-Georgs-Kapelle im Hof der Burg zu Wiener Neustadt mit 107 Wappen in plastischer Ausführung, davon je doch 87 Prozent nicht existente. Daß gerade in Vöcklabruck - ob direkt von Maximilian initiiert oder als Huldigung seiner Person gedacht - dieses bedeutsame Werk entstand, hat seinen Grund wohl im persönli chen Freundschaftsverhältnis des Kaisers mit seinem Jugendgefährten und später engsten Vertrauten Wolfgang von Polheim aus der Wartenburger Linie und der daraus resultie renden, sicher guten Beziehung Maximilians zu der an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen den östlichen Besitzungen und den westlichen Erbländern gelegenen landesfürst lichen Stadt. 1514 ließ er vom Aufschläger Hans öder ein Haus am oberen Stadtplatz an kaufen und mit Gemächern für seinen Aufent halt bei gelegentlichen Durchreisen oder als Ouartier für Jagdausflüge in die Attergauer Reviere einrichten. Der Kaiser weilte hier - zwei Monate vor seinem Tod in Wels - zum letzten Mal am 16. November 1518 und gab noch den Auftrag zu einem Umbau des Hau ses. Nicht unerwähnt sei, daß auch Gmunden eine, wenn auch bescheidene, heraldische Dekora tion aus der maximilianischen Zeit besitzt. Das im Jahr 1490 entstandene, zuletzt 1981 vom Salzburger Restaurator Sebastian Enzinger aufgefrischte Fresko befindet sich in der Fuß geherpassage des Trauntores, die vor dem 1964/66 erfolgten Ausbruch der Vorraum des einstigen Mauthauses an der Brücke war. - Rund um das gekrönte und von der ördenskoliane des Goidenen Flieses umgebene Reichswappen reihen sich die Wappen von Neu-Österreich (rot-weiß-roter Bindenschild), Alt-Österreich (Fünfadlerschild), Land ob der Enns, Portenau (Pordenone/Venetien), Steier mark, Kärnten, Krain und Windische Mark. Der gevierte Brustschild des Doppeladlers enthält die Wappen von Ungarn, Österreich, Burgund und Tirol. Auch der 1828 abgebrochene Schmidtorturm in Linz zeigte nach einer aquarellierten Skizze vor seiner 1730 erfolgten Barockisierung eine an der Nord- und Südseite gleiche Wappenzier vermutlich aus der Zeit um 1500 mit Ergänzungen um 1560, und zwar über dem Stadtwappen im Mittelgeschoß um die Sonnenuhr die Wappen von Steiermark, Tirol, Kärnten und Krain, sowie im dritten Stockwerk den gekrönten Reichsadler-Schild, begleitet vom Königswappen (einköpfiger Adler), dem rot-weiß-roten Bindenschild (Neu-Öster reich), dem Fünfadlerwappen (Alt-Österreich) und dem Wappen des Landes ob der Enns. Der Wasserturm in Wels hat das drei Seiten umlaufende, 1954 restaurierte Wappenband mit 24 Länderwappen erst nach 1570 erhalten und scheidet somit aus unserer Betrachtung aus. Das Hauptmotiv der im Jahre 1503 entstan denen, 1966 vom gleichen Künstlerteam wie beim Unteren Turm freigeiegten bzw. restau rierten Fassadenmalerei an der Außenseite des Oberen (West-)Turmes bildet die schon im ältesten bekannten Vöcklabrucker Stadtsiegel dargestellte Szene, die später auch ins Stadt wappen übernommen wurde: Zwei gehar nischte Ritter zu Pferde, die über eine stei-

nerne Brücke in eine mit Mauer und Turm be festigte Stadt einziehen. - in dem schön ge schnittenen, noch vorhandenen Metalltypar mit der Umschrift + S : QVOD * FECiT * DE * FECLEPRVGKA *, dessen Gebrauch erst mals an einer Urkunde vom 1. Mai 1400 nach weisbar ist, sind die Ritter (grammatikaiisch nicht ganz einwandfrei) als ,,Alb(er)tl pater" und ,,Rvdolfvs filivs" bezeichnet. Es handelt sich bei der dargestellten Situation keinesfalls um ein bestimmtes, tatsächlich stattgefunde nes Ereignis, sondern nur um die ehrende Er innerung an die beiden Landesfürsten Herzog Albrecht II. (flSSS), dem die Stadt Titel erhöhung, Befestigung und zwanzigjährige Steuerfreiheit verdankte, und seinen Sohn Herzog Rudolf IV. (t 1365), der wohl den un mittelbaren Auftrag zur Anfertigung des Stadt siegels erteilte." - Jeder der fürstlichen Reiter Oben: Das aus den letzten Dezennien des 14. Jahrhunderts stammende Stadtsiegel von Vöcklabruck, Vorlage für das ,, Wappenbild" am Oberen Stadtturm. Die beiden Ritter sind als Herzog Albrecht II. und Rudolf IV. bezeichnet. - Foto: Landesbildstelle Oberösterreich Unten: ,,Plan zur Darstellung der Innenansichten (Durchfahrt) des Oberen Stadtturmes in Vöcklabruck", aufgenommen von Josef Zauner 1908, 00. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. OA II 324/6. - Foto: Gangl trägt einen gekrönten, mit einem Pfauenstoß besteckten Kübelhelm mit geschlossenem Vi sler, hält mit der Rechten hoch erhoben eine Lanze mit einem Fähnlein in den österreichi schen Farben und mit der Linken einen ebenso gekennzeichneten Dreieckschild vor der Brust. Die flatternden Kuvertüren der Pferde sind ebenfalls mit rot-weIß-roten Bindenschlldchen belegt. Das In eine gemalte Ar chitektur eingebaute ,,Siegeibild" Ist hier am Turm zu einem bewegten Szenarium erwei tert: Die beiden Herzöge werden von fünf rei tenden, ebenfalls geharnischten Fahnenträ gern sowie einer Fünfergruppe Fußvolk mit geschulterten Musketen begleitet. Ähnliche Staffagen finden sich in den zehn Jahre später von Jörg Köiderer für Kaiser Maximilian ge malten Miniaturen zum sogenannten Triumphzug. JOSEF ZAUNER ^epr. II. koiizess. il&Qtef und Vödhindc %8 * ä iOTMTFr H jr <gcb«r«» M O—-i ■ 2.LHDPIR3T£U-ri^ JMNWfiöRID^L.FCrimryÖ^i:^aBPSLRi cmürmB \ '^=ÜHDRi33 -1308. t .5 <»• J F if ,> i 1 ''

Eine Großtat städtisctier Denkmalpflege In Oberösterrelch: 1981 wurden Dacfi und Laterne des Oberen Stadtturmes neu mit Holzschlndeln (!) gedeckt und wurde auch das Glockenspiel überholt. - Foto: Archiv der Stadtgemeinde Vöcklabruck In einem dreieckförmigen Feld oberhalb des Tores dominiert das von zwei Löwen gehalte ne, gekrönte Reichsadler-Wappen, das über höht wird vom Löwenschild der Habsburger. Welters sind vertreten (in den gleichen Farben wie am Unteren Turm) die Wappen der Länder Steiermark, ob der Enns, Krain, Kärnten, Österreich und Tirol sowie Böhmen (silberner Löwe mit Doppeischweif in Rot) und Mähren (von Gold und Rot geschachter Adler in Blau), die beiden letzteren als Wappen von Territori en, auf die Maximilian Erbansprüche geltend machte. Im abschließenden Maßwerkfries fin den sich noch die Wappen von Alt-Ungarn (siebenmal von Rot und Silber geteilt) und Burgund (fünfmal von Gold und Blau schräggeteilt). Vom Meister der Wandmalereien auf den Türmen stammt auch das in der Vöcklabrukker Kirche Maria-Schöndorf an der Abschluß wand über der Orgelempore aufgefundene Fresko aus dem Jahr 1502. Es zeigt in einem gemalten architektonischen Maßwerkaufbau als Mittelpunkt das kreisrunde Vöcklabrucker Siegelbild mit den beiden in das Stadttor ein reitenden Fürsten, umgeben oben vom Reichsadler-Wappen und dem rot-weiß-roten Wappenschild von Österreich, unten von den Wappenbildern Steiermark und Land ob der Enns; in der Mitte unten das Künstlerzeichen im Wappenschild. Anmerkungen: 1 Die Figur wurde nach zeitgenössischen Kalserbildnlssen Maximilians neu konzipiert, da die alte Malerei durch den 1902 hier eingesetzten Wappen stein vernichtet war. 2 Es handelt sich um das Herzogtum Burgund (Bourgogne, heute etwa die französischen Depar tements Göte-dör, Saöne et Loire und westl. Teil von Yonne), die Freigrafschaft Burgund (,,Franche Comte", die heutigen franz. Departements Haute Saöne, Doubs, Jura und der westliche Teil von AIn) sowie die Herzogtümer und Grafschaften auf den Territorien der heutigen Königreiche Belgien und Niederlande, den friesischen Landen und dem nordfranz. Departement Pas de Calais. 3 Die Kombination dieser beiden Wappen findet sich auch Im gespaltenen Brustschild des maxlmlllanlschen Kaiseradlers. 4 Der Schnitt des Stadtsiegels, eine anspruchs volle Arbelt aus einer vermutlich schwäbischen oder Nordschweizer Werkstatt, stammt zweifellos aus derselben Künstlerhand wie das erste, 1359 bis 1362 verwendete prachtvolle Münzsiegel Ru dolfs IV. Literatur: Alois Zauner, Vöcklabruck und der Attergau I (For schungen zur Geschichte Oberösterreichs 12, Linz 1971). Otto Götzinger, Der „Untere Stadtturm", ein Wap penturm Kaiser Maximilians I. 600 Jahre Vöckla bruck (Wels 1958), S. 34 ff. Erich Egg, Der Wappenturm Kaiser Maximilians In Vöcklabruck. Tiroler Heimatblätter, Jg. 35 (Inns bruck 1960), H. 1/3, S. 20f. Erich Egg, Der Linzer Schmidtorturm und der Ur sprung seines Wappenprogramms. Kunstjahrbuch der Stadt Linz 1965, S. 26ff. Der Triumphzug Kaiser Maximilians I. 1516-1518. Die bibliophilen Taschenbücher 100 (Dortmund 1979). Franz Gall, Österreichische Wappenkunde (Wien 1977). Ausstellungskatalog Maximilian 1.1459-1519 (Wien 1959). Ausstellungskatalog DIeZelt der frühen Habsburger 1279-^1379 (Wiener Neustadt 1979).

Die Khevenhüiler im Attergau Alois Zauner Khevenhüller-Chronik des Georg Moshamer, 1623/24, Tafeln 408/409, österreichisches Museum für Angewandte Kunst in Wien. Bildbeschreibung: Links Franz Christoph Khevenhüiler (t 1650) vor Schloß Frein. Zwischen diesem und Wirtschaftsgebäude Durchblick auf Schloß und Floftaverne Frankenburg. Rechts Barbara Teufel von Guntersdorf (t 1635), Gattin des Franz Christoph Khevenhüiler, vor Schloß Weyregg. Die Zeit, in der die Khevenhülier in unserem Land Besitz erwarben, ist gekennzeictinet durch das Ringen des Adels und der Städte mit dem Landesfürsten um die Behauptung ih rer Machtsteliung und ihres evangeiischen Bekenntnisses. Im Lande ob der Enns, in dem es keine fürstliche Residenz gab, war die Posi tion des Adels stärker als in ailen übrigen Län dern der Habsburger. Dazu kam, daß ihm hier in der Person des Calviners Georg Erasmus TschernembI eine bedeutende Führerpersön lichkeit erwuchs, welche die Schwäche des Hauses Habsburg in der Zeit des Bruderzwi stes geschickt auszunutzen verstand, um Kö nig Matthias Zugeständnisse abzuringen, die von 1608 bis 1624 eine letzte Blütezeit des evangelischen Glaubens und der humanisti schen Adelskultur in unserem Lande ermög lichten. im Jahre 1620 hat diese Politik jedoch Schiffbruch eriitten. Mit der Verpfändung des Landes ob der Enns an Maximilian I. von Bay ern war die Herrschaft des Adels gebrochen, die Zukunft gehörte der unbeschränkten Für stenmacht und der Alleinherrschaft der katho lischen Religion. Nur die Bauern bäumten sich noch einige Male gegen diese Entwicklung auf, wobei in den erbitterten Kämpfen von 1626 die Motive der Beseitigung einer Fremd herrschaft und des Widerstandes gegen La sten und Übergriffe einer Besatzungsmacht hinzukamen. Eine kleine Gruppe katholischer Adeliger, die dem Landesfürsten treu ergeben war und die Politik der evangelischen Standesgenossen nicht mitmachte, hat es jedoch auch im Lande ob der Enns schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts gegeben. Für Kaiser Rudolf Ii., der sich 1581 nur schwer entschließen konnte, die drei großen Attergauherrschaften Kam mer, Kogl und Frankenburg aus der Hand zu geben, mag es ein gewisser Trost gewesen sein, daß sie an einen seiner treuesten Diener

BS 3 " lliEiüi ii i S cf !i®l ii R tl U Ii II il I!' kI' Ii übergingen, der zu dieser Gruppe hinzukam. Hans V. Khevenhüller war schon in jungen Jahren an den habsburgischen Hof gekom men und seit 1572 ständig Vertreter der Kaiser Maximilian II. und Rudolf II. bei Philipp II. in Spanien, in dieser Umwelt hat er den alten Glauben bewahrt. In seinem Testament von 1605 brachte er seine Überzeugung zum Aus druck, daß die katholische Kirche die aliein se ligmachende sei, und er ermahnte darin auch seinen Bruder Bartholomäus und seinen Vet ter Augustin, treue katholische Christen zu bleiben und der von Gott gesetzten Obrigkeit immer gehorsam zu sein. In diesem Testament hat Hans seinen Bruder Bartholomäus und nach Ihm dessen ältesten Sohn zum Erben der Attergauherrschaften eingesetzt, und schon ein Jahr später bei sei nem Tod ist diese Bestimmung wirksam ge worden. Bartholomäus war, wie fast der ge samte österreichische landständische Adel, ein eifriger Bekenner des Luthertums, was sein Bruder in Spanien nicht gewußt haben dürfte, und hat auch seinen Sohn Franz Cristoph in seinem Sinne erzogen. Dieser ist je doch um 1612 unter dem unmittelbaren Ein fluß des Bischofs Melchior Khlesl am kaiserli chen Hof zum alten katholischen Glauben konvertiert. Da sein Vater schon 1613 in Vil lach starb, war die Zeit, in welcher sich die großen Attergauherrschaften in der Hand ei nes evangelischen Adeligen befanden, sehr kurz. Trotzdem hat sich die Bevölkerung und haben sich zum Großteil die Herrschaftsbe amten auch hier der neuen Lehre zugewandt. Hans V. hat sich von 1572 bis zu seinem Tod 1606 ständig in Spanien aufgehalten, sein Unbekannter Meister, Schloß Kammer am Atter see, Aquarell, um 1800. Das Schloß In seiner Architekturform nach dem Umbau durch den Linzer Barockbaumeister Johann Michael Prunner um 1710. 00. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. OA II 127/1.- Foto: Gangl Unten: Der Markt Frankenburg. Rechts von der Pfarrkirche Hoftaverne und Schloß, Kupfer stich aus: Georg Matthäus Vischer, Topographia Austriae Superiorls Modernae 1674 Neffe Franz Christoph von 1617 bis 1621 und dann wieder von 1622 bis 1631. Beiden war es also lange Jahre nicht möglich, persönlich Ein fluß zu nehmen. Als Landeshauptmann Löbl 1598 alle Pfarren mit katholischen Geistlichen besetzen ließ, leisteten die Herrschaftsbeam ten des Attergaues teilweise Widerstand. Nach der Kapitulationsresolution von 1609 wurde im Herrschaftsbereich der Khevenhül ler 1611, etwas später als in den übrigen Lan desteilen, das offene evangelische Bekennt nis wieder eingeführt. Bald nach seiner Kon version, 1614, begann dann Franz Christoph mit gegenreformatorischen Maßnahmen. Er ließ Pfarrkirchen und Filialen mit katholischen Priestern besetzen, bewilligte aber den Unter tanen Prädikanten und eigene Predigthäuser, in denen sie ihre Gottesdienste abhalten konnten. Vom gleichen Zeitpunkt an hat er of fenbar auch nur mehr katholische Herr schaftsbeamte geduldet. Beim Wechsel des Bekenntnisses seines Oberpflegers Abraham Gruenpacher, der schon damals erfolgt sein dürfte und den ihm die Bauern so übel nah men, hat dies sicher nicht unwesentlich mitge spielt. Im Gefolge dieser Maßnahmen ent stand in der Bevölkerung sogar das Gerücht, der Graf wolle Kriegsvolk aus Bayern und Salzburg herbeirufen, um seine Untertanen von der Religion zu zwingen. Als es in Schörfling zu einem Auflauf kam, wollte Franz Chri stoph tatsächlich hart durchgreifen und den Beteiligten Ihre Höfe wegnehmen, Heß sich dann aber zu einem milderen Vorgehen über reden. Die Kluft zwischen evangelischen und katholi schen Adeligen im Lande brach offen auf, als Graffschafft FRANKHEFaimo mXEMGG Schloß Weyregg, Kupferstich aus: Georg Mat thäus Vischer, Topographia Austriae Superiorls Modernae 1674 8

im Zusammenhang mit den Ereignissen in Böhmen und dem Herrschaftsantritt Ferdi nands Ii. die Stände den Weg der Rebellion gegen den Landesfürsten beschritten. Das ging so weit, daß einer der Exponenten dieser radikalen Politik, Karl Jörger, schließlich am 21. Juli 1620 mit 60 Soldaten Schloß Kogl be setzte. Da Jörger als ständischer Oberhaupt mann des Traun- und Machlandviertels wich tigere Geschäfte hatte, rief er schon nach drei Tagen den Hans Ortolph Geumann, dem das Schloß Frein bei Frankenburg gehörte, nach Kogl. Dieser richtete sich hier häuslich ein und ließ zu diesem Zweck den Pfarrhof von St. Ge orgen ausräumen. Die evangelische Bevölke rung, deren Sympathien den neuen Herren gehörte, beanspruchte nun auch wieder die Kirchen zur Ausübung ihres Bekenntnisses. Abraham Gruenpacher hatte sich daheim nicht mehr seines Lebens sicher gefühlt und war nach Bayern entflohen. Schon Ende Juli konnte er jedoch mit dem einziehenden Liga heer in die Heimat zurückkehren. Er war es dann, der im Auftrag des Statthalters und sei nes Herrn die gegenreformatorischen Maß nahmen durchzuführen hatte, und gegen den sich daher schon im Mai 1625 der Volkszorn richtete. Zur Zeit des Aufstandes von 1632 war Franz Christoph wieder in der Heimat und hat sich persönlich an der Niederringung beteiligt. Die Rekathoiisierung der Bevölkerung wurde nun radikal durchgeführt, es hat aber lange gedauert, bis diese auch innerlich zum alten Glauben zurückfand. Damit entschärfte sich das ohnehin spannungsgeiadene Verhältnis Herrschaft- Untertan wenigstens um den reli giösen Gegensatz. Seit der Konversion Franz Christophs ging die konfessionelle Spaltung aber auch mitten durch seine Familie. Die Schwester Anna Ma ria, die wie er selbst der zweiten Ehe seines Vaters mit Bianca Ludmilla Thum entstammte, heiratete in erster Ehe in Linz 1608 den evan gelischen Adeligen Georg Wilhelm Jörger, dem die Herrschaften Scharnstein in Oberund Walpersdorf nördlich von St. Pölten in Niederösterreich gehörten. Als dieser schon 1617 starb, schloß sie eine zweite Ehe mit dem Vetter ihres ersten Mannes. Dieser bedeu tende Adelige stand als Hofkammerpräsident an der Spitze der iandesfürstiichen Finanzverwaitung und vereinigte mit den Herrschaf ten Steyregg, Lustenfelden, Erlach und Köppach in Oberösterreich eine größere Anzahl niederösterreichischer Herrschaften. In der Auseinandersetzung 1619/20 verstärkte er im Land unter der Enns den radikalen Flügel. Da er 1620 nur eine bedingte schriftliche Huidigungserklärung abgab, wurde er ein Jahr spä ter in Linz in Haft genommen und um einen Großteil seiner Herrschaften erleichtert. Franz Christoph hat beim Durchzug des Kaisers zu dessen Hochzeit 1622 nach Innsbruck seiner Schwester eine Audienz erwirkt, bei der sie durch einen Fußfaii wenigstens die Haftbedin gungen ihres Gatten erleichtern konnte. Hans VI., der Stiefbruder Franz Christophs aus der dritten Ehe seines Vaters mit Regina von Thannhausen, hielt treu am evangelischen Glauben fest. Er verkaufte die Stammbesit zungen in Oberkärnten und wanderte 1629 nach Nürnberg aus. Ais Oberstleutnant im Heer des Schwedenkönigs Gustav Adolf ist er 1632 durch einen Unglücksfall an einer Verlet zung durch einen Schuß aus den eigenen Rei hen gestorben. Der zweite Stiefbruder Paul (1593 bis 1655), den die dritte Frau seines Va ters 1596 von ihrem ersten Gemahl Siegmund III. Khevenhüller (1558 bis 1594) mit in die Ehe gebracht hatte, stand Franz Christoph durch die gemeinsam verbrachte Jugend sehr nahe. Er resignierte 1629 sein Amt als Burggraf von Klagenfurt, verkaufte seinen Herrschaftsbe sitz, den er vorher noch vermehrt hatte, und folgte seinem Bruder nach Nürnberg. Im Auf trag König Gustav Adolfs stellte er ein Reiter regiment auf, das zunächst in Franken einge setzt war. Nach dem Tode des Königs ging Paul 1636 nach Schweden, wo er ein Krongut erhielt und bis zum Generalgouverneur auf stieg. Zwei seiner Söhne fielen in schwedi schen Diensten. Das konsequente Festhalten dieser Khevenhüller am evangelischen Glau ben hatte zur Folge, daß die Linie Georgs II., der heute noch Hochosterwiz gehört, teilweise und die Frankenburger Linie zur Gänze ihren Herrschaftsbesitz in Kärnten verloren, und die letztere in Zukunft allein auf den Attergau be schränkt blieb. Hans V. Khevenhüller, der 1581 den Besitz seines Geschlechtes in dieser Gegend er warb, mußte sich 1563 im Hofdienst gegen den Vorwurf verteidigen, er gehöre nicht zum alten Adel. Um das Gegenteil beweisen zu können, sind in der Folge Vertreter in den Stammbaum der Khevenhüller aufgenommen worden, die nie gelebt haben, und ist der Ur sprung des Geschlechts bis ins 12. Jahrhun dert zurück verlegt worden. In Wirklichkeit wa ren die Khevenhüller ursprünglich Bürger der bambergischen Stadt Viliach und vielleicht von Franken dorthin zugezogen. Sie haben erst im 15. und 16. Jahrhundert größere Be deutung erlangt. Christoph Khevenhüller (1503 bis 1557), der Begründer der Frankenburger Linie, war seit 1541 Landeshauptmann in Kärnten, hielt sich für dieses Amt jedoch einen Verweser und blieb im Hofdienst. Er beteiligte sich auch am Eisenbergbau und gehörte jenem Unterneh merkonsortium an, das 1541 in Kremsbrücke den ersten Floßofen baute. Christoph erwarb die Burg Landskron beherrschend über dem Viilacher Becken und baute sie zur Hauptburg dieser Linie aus. Den Höhepunkt an Geltung und Besitz erreichte diese Linie mit den Söh nen Christophs Hans V., Bartholomäus und Moritz Christoph. Hans, der 1593 mit dem Titel „von Frankenburg" in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, hat den Besitz, der diesem Titel zugrunde lag, selbst nie gesehen. Über seinen Bruder Bartholomäus versuchte er zu nächst seine Einnahmen zu steigern, ent schloß sich aber 1586, ihn seinen Pflegern zu verpachten. Sein Bruder Bartholomäus (1539 bis 1613) gehörte zu den erfolgreichsten Vertretern sei nes Geschlechtes. Er sammelte einen großen Besitz an und war auch in der Lage, Kammer, Kogl und Frankenburg zurückzulösen. Sein Sohn Franz Christoph war der erste Kheven hüller, der sich auch innerlich mit der neuen Heimat verbunden fühlte. Als Botschafter in Spanien vermittelte er die Heirat Marias, der Tochter König Philipps Mi. von Spanien, mit dem Kronprinzen und späteren Kaiser Ferdi nand III. Sie begleitete er 1631 nach Öster reich, und das Amt eines Obersthofmeisters, das er bei ihr erhielt, ermöglichte ihm, in Zu kunft abwechselnd in Wien und Kammer zu leben. 1615 traf Franz Christoph Maßnahmen, die eine rationellere Verwaltung seines Herr schaftskomplexes garantieren sollten. Im Jahre 1581 war das alte Landgericht Kammer so geteilt worden, daß jede der drei großen Herrschaften ihren eigenen Sprengel besaß. Nun wurden die in diesen liegenden Unterta nen der anderen Grundherrschaften als ei gene Ämter jeweils der Grundherrschaft zuge teilt, in deren Landgerichtssprengel sie wohn ten. Dadurch ergab sich nicht nur, daß die un tertänigen Höfe ihrem jeweiligen Herrschafts zentrum näher lagen, sondern auch, daß für viele Höfe Grund- und Landgerichtsherrschaft in einer Hand vereinigt waren. In diesem Zu sammenhang wurden auch neue Urbare an gelegt. Bald darauf hat die Frau Franz Chri stophs, während er selbst in Spanien weilte, den kleinen Sitz Weyregg mit seinen Unterta nen angekauft, der Ende des 16. Jahrhunderts von Siegmund Wiederroiter, dem Pfleger der Herrschaft Kogl, erbaut worden war. Eine wei tere kleine Grundherrschaft wurde mit Frein bei Frankenburg 1621 von Abraham Gruen pacher für seinen Herrn erworben, nachdem sie der Kaiser konfisziert hatte. In den dreißi ger Jahren hat sich Hans Christoph bemüht, durch den Kauf der restlichen benachbarten kleinen Grundherrschaften seinen Besitz zu einer möglichsten Geschlossenheit abzurun den. Wie sich herausstellte, reichten seine fi nanziellen Mittel jedoch nicht aus, diesen ver lockenden Plan zu verwirklichen. Er konnte zwar 1632 von Hanns Christoph Geumann die Herrschaften Walchen und Wildenhaag er-

■ Porträt eines Adeligen in Jagdausrüstung, vermutiich Franz Christoph Khevenhüiier (1588 bis 1650). Ölgemälde, um 1640/50, aus Schloß Kammer, derzeit Linz, Schloßmuseum, - Foto: Gangl Porträt eines Adeligen, vermutiich Freiherr Siegmund IV. Khevenhüiier (1597 bis 1656), der 1629 nach Nürnberg auswanderte, ölgemäide, um 1640/1650, aus Schloß Kammer, derzeit Linz, Schloßmuseum. - Foto: Gangl werben, mußte sie aber schon 1638 wieder an Nikolaus von Gurland verkaufen. Dafür gelang es ihm zu diesem Zeitpunkt, Unterach und Litzlberg an sich zu bringen, er konnte aber auch diese nur kurze Zeit halten. Franz Christoph hat sich vor allem als Ge schichtsschreiber einen Namen gemacht. Sein größtes Werk sind die Annales Ferdinandei, eine Geschichte des Reiches und Euro pas in Form einer Regentenbiographie, ein Typus, der zu dieser Zeit geschaffen wurde. Diese Jahrbücher reichen von 1578 bis 1637 und umfassen zwölf Bände. Sie sind eine um fassende Geschichte seiner Zeit, für die er be reits in Spanien Material gesammelt hat, wo bei er auf den diplomatischen Nachlaß seines Onkels zurückgreifen konnte. Zur Ausarbei tung ist er erst in der Heimat gekommen. Ein zweites großes Anliegen war für Franz Chri stoph die Geschichte der eigenen Familie. Hier standen ihm das geheime Tagebuch sei nes Onkels und Aufzeichnungen seines Va ters zur Verfügung, der ihn schon 1610 beauf tragte, die Khevenhüiier Geschichtsschrei bung fortzuführen. Dieses nur handschriftlich überlieferte Werk von 4700 Seiten wurde 1619 in Madrid begonnen und 1628 vollendet. Khe venhüiier hat dazu auch sehr qualitätsvolle Bilder anfertigen lassen, die heute einem Aus zug dieses Werkes von Georg Moshamer bei gegeben sind, der sich im Museum für Ange wandte Kunst in Wien befindet. Auf je einem dieser Bilder sind Franz Chri stoph und Barbara Teufel abgebildet, die Franz Christoph 1613 gegen den Willen ihrer Eltern entführt und in Wien geheiratet hat. Auf beiden werden als Hintergrund Herrschafts sitze des Attergaues gezeigt. Auf dem linken Schloß Frein, wie es von Hans Ortolph Geumann erbaut worden war, damals noch von einem Wassergraben umgeben und mit einem Wirtschaftsgebäude davor, im Vordergrund ein Ziergarten, der heute nicht mehr existiert. Im Hintergrund ist auf dem Berg die Burg Frankenburg mit Mauer, Bergfried und Palas angedeutet. Sie war schon unter Maximilian I. um 1511 als Verwaltungssitz zu Gunsten des neu erbauten Amtshauses im Ort Franken burg aufgegeben worden, welches sich an der Stelle des heutigen Pfarrhofes befand. Es wurde 1577 um einen Stock erhöht, hat da mals also jene Form erhalten, in der es hier dargestellt ist. Diese Ansicht ist sicher natur getreu wiedergegeben, genau so wie die Hof taverne links davon, welche 1609 von Abra ham Gruenpacher erbaut und 1622 vergrößert worden war. Ungefähr zur selben Zeit, in der diese Bilder entstanden, ist übrigens der Ort Zwispaln zum Markt Frankenburg erhoben worden, wobei je ein Teil des Wappens von Franz Christoph und seiner Frau in das neue Marktwappen aufgenommen wurde. Das Schloß, mit dem Barbara Teufel abgebil det ist, wurde vor kurzem von Karl Dinklage mit Weyregg identifiziert. Links im Hintergrund ist ein See mit einem Schiff zu erkennen, und da Barbara 1617 diesen Sitz erworben hat, war es sinnvoll, sie mit ihm darzustellen. Die zeit lich nächstliegenden Bilder, ein heute ver10

schollenes von 1622, das sich noch 1913 im Schieß Kammer befand, und die Darsteliung bei Vischer 1670 stimmen ailerdings nicht volikommen mit der hier wiedergegebenen Form des Baues überein. Die Existenz einer Renaissancegartenanlage mit Wasserspielen um 1620 ist nur durch dieses Bild bezeugt, in dem sie besonders hervorgehoben sind. Das Schloß Weyregg stand nordwestlich der heu tigen Schiffstation rechts von der Straße, die hier gerade zum See führte und dann nach einer scharfen Linkskurve dem Seeufer folgte. Da die Untertanen von Kammer aus verwaltet wurden, Heß man es verfallen und dann abbre chen. Schon 1785 stand nur mehr der Meier hof, weicher sich ursprünglich welter nord westlich hinter dem Schloß befand. Die beiden sich gegenüberstehenden Figu ren, auf die das Flauptgewicht gelegt ist, sind durch die Farbe ihres Gewandes in einen wir kungsvollen Gegensatz gebracht und zeigen die Klelderkuitur oder den Kleiderluxus der oberen Stände zu dieser Zeit. Franz Christoph in schwarzer spanischer Floftracht mit reicher Goldverzierung und weißer Mühlstelnhalskrause trägt am Gürtel den Kämmererschlüs sel und um den Flals den Orden des Goldenen Vlieses, der ihm von König Philipp IM. 1623 verliehen worden war. Das Seidenbrokatkleld seiner Frau ist mit goldenen Granatäpfeln ge mustert und ebenfalls reich verziert. An den Unterarmen reicht das weiße Seidenunter kleid aus den Oberkieidärmeln hervor, die In hängende Scheinärmel übergehen. Barbara trägt eine Spitzenhalskrause und reichen Schmuck. Entstanden sind die beiden Biider 1623/24. Die Pfarrkirche von Schörfling hat Franz Chri stoph als eine Art Flofkirche betrachtet, und mit einer solchen Funktion schien ihm der bishe rige Bauzustand nicht länger vereinbar. Er hat deshalb 1638 den Maurermeister Georg Wie ser mit dem Bau eines Turmes beauftragt, der 1654 voliendet wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Oratorium für die Grafenfami lie errichtet. Im Jahre 1638 vereinbarte Franz Christoph mit dem kaiserlichen Baumelster Marx Spaz den Bau einer Lorettokapelle. Sie befand sich an der Südwestecke der Kirche und ist nach dem Brand von 1787 nicht wieder errichtet worden. Flier dürfte nach seinem Tod 1650 das Grabmal Franz Christophs errichtet worden sein, von dem die Liegefigur des Toten im Landesmuseum erhalten ist. Der gleichnamige Sohn Franz Christophs hatte aus seiner zweiten Ehe, die er 1678 mit Ernestine Gräfin Weißenwolf, einer gebore nen Montecuccoli, schloß, zwei Söhne, die bei seinem Tod 1684 noch minderjährig waren. Der jüngere Ludwig Andreas erbte das Feidherrntalent seines mütteriichen Großvaters Raimund Montecuccoil. Er wurde Schüler Prinz Eugens in den Türkenkriegen und hat 1741/42 mit seinen Siegen über Bayern und Franzosen den Höhepunkt seines miiitärischen Ruhmes erreicht. Nach seinem uner wartetfrühen Tod 1744 Heß Ihm Kaiserin Maria Theresia in der Wiener Schottenkirche ein würdiges Denkmai errichten. Die Grafschaft Frankenburg fiel an den älteren Bruder Franz Ferdinand Anton (1682 bis 1740), der sich be sonders um die Marienwallfahrt nach Attersee angenommen und der dortigen Pfarrkirche ihr heutiges barockes Aussehen gegeben hat. Sein Sohn und Nachfolger im Fideikommiß Johann Ludwig Josef (1707 bis 1753) hat ihn nur um sieben Jahre überlebt. Aus dessen Ehe mit Maria Josepha Gräfin Starhemberg entstammte Johann Ludwig Anton, der aus seiner 1767 mit Maria Theresia Josepha Grä fin von Thum und Taxis geschlossenen Ehe die beiden unmündigen Söhne Joseph (1767 bis 1819) und Anton (1769 bis 1833) hinterließ, für die zunächst eine Vormundschaft einge setzt wurde. im Frieden von Schönbrunn vom 14. Oktober 1809 mußte Österreich das innviertei und den westlichen Teil des Hausruckviertels an Frankreich abtreten, das diese Erwerbung im Pariser Vertrag vom 7. März 1810 an Bayern weitergab. Die neue Grenze veriief mitten durch den Attersee und die Ager bis Schwanenstadt. Sie trennte also den Attergau in zwei Liegefigur des Franz Christoph Khevenhülier von seinem Grabmal in der Pfarrkirche Schörfling, Linz, Schloßmuseum. - Foto: Gangl 11

Hälften, wobei auch der größere Teil der Graf schaft Frankenburg unter fremde Herrschaft kam. In ihrem Bereich gab es die Fldeikcmmisse, bei denen der Famillenbesitz eine rechtliche Einheit bildete, nicht mehr. Sc kam es 1810 zum Verkauf der Herrschaften Fran kenburg und Kogl an den Wiener Advokaten Andreas Pausinger. Kammer ging 1819 nach dem Tode Josefs an dessen Bruder Anton über. Mit Antons Sohn Hugo Anton erlosch 1886 der männliche Stamm der Khevenhüller im Attergau. Wenn man die rund dreihundert Jahre über blickt, in denen die Khevenhüller als Herr schaftsinhaber die Geschicke des Attergaus wesentlich mitbestimmt haben, so zeigt sich deutlich ein allmählicher Abstieg, der nicht durch die allgemeine Entwicklung allein be dingt war. Die hervorragendsten Vertreter des Geschlechtes konzentrieren sich mit Aus nahme des Feldmarschalls Ende des 16. und In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Literatur: Bernhard Czerwenka, Die Khevenhüller (Wien 1867); Andreas Thürhelm, Feldmarschall Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller - Frankenburg sei ner großen Herrscherin treuer Vasall (Wien 1878); Aloys Starkenfels, Der Oberösterreichische Adel. J. Siebmachers großes und allgemeines Wappen buch (Nürnberg 1894) 149ff.; Atergovius [Josef Lohninger], Die Pfarrkirche St. Georgen Im Attergau (Graz und Wien 1913); Georg Grüll, Burgen und Schlösser Im Salzkammergut und Alpenvorland (Wien 1963); Alois Zauner, Vöcklabruck und der At tergau 1 (Wien, Graz, Köln 1971); Karl Dinklage, Kärnten um 1620. Die Bilder der KhevenhüllerChronlk (Wien 1980). Jagdgewehr, 1. Hälfte 17. Jahrhundert, mit eingelegtem Wappen der Khevenhüller, umgeben von der Kette des Goldenen Vlieses. Da nur Hans V. (1538 bis 1606) und Franz Christoph (1588 bis 1650) Träger dieses Ordens waren, der erstere als Besitzer dieser Jagdwaffe kaum In Frage kommt, höchst wahrscheinlich aus dem Nachlaß des Franz Christoph. Neu erwerbung 00. Landesmuseum, ausgestellt Im Schloßmuseum Linz. - Foto: Gangl •m 11 Unten: ,,Schörffllng sampt der Grafschaft Cammer an dem Adersee", Kupferstich aus: Matthäus Merlan, Topographla provinclarum Austriacarum 1649. - Foto: Gangl OttAcmJlietiee, ■.-—.-.^^..-»»551 jre tt-mhp S, .< f il ''S '•! ■|vWS; *ni*iuui 12

Einladung zu einem Besuch der Bezirksstadt Vöokiabruck Lotte Assmann II !»» f ü Historische Stadtansicht von Vöcklabruck, Aquareii um 1870. Oö. Landesmuseum, Graphische Sammiungen, Inv. Nr. OA ii 324/5. - Foto: Gangi Willkommen, lieber Besucher, in der gast lichen Bezirksstadt Vöcklabruck, dem Mittel punkt des größten oberösterreichischen Landbezirkes. Um Gastlichkeit, Schutz und Hilfe war unsere Stadt seit altersher bemüht, wie das erzählende Stadtwappen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts zeigt: zwei gehar nischte Ritter erhalten in den Stadtmauern Schutz vor den feindlichen Verfolgern; es dürfte sich um Herzog Albrecht II. (Albertus pater) und seinen Sohn Rudolf IV. (Rudolfus filius) gehandelt haben. Die Darstellung dieses Stadtwappens befindet sich auf dem ältesten erhaltenen Stadtsiegel und auch auf dem 1966 restaurierten ,,Oberen" Stadtturm. Der,,Untere" Stadtturm wurde schon 1957/58 anläßlich der 600-Jahr-Feier unserer Stadt re stauriert, wobei neben der Jahreszahl 1502 die farbigen Wappen als Wappenband jener Länder zum Vorschein kamen, die Maria von Burgund ihrem Gemahl Kaiser Maximilian I. in die Ehe mitgebracht hat. Damit sind wir bereits mitten in der Vergan genheit Vöcklabrucks. Es darf angenommen werden, daß unsere Stadt schon zur Römer zeit ein wichtiger Straßenknotenpunkt an der Reichsstraße Lauriacum (Lorch) - Ovilava (Wels) - Juvavum (Salzburg) war. Die älteste Siedlung Innerhalb des späteren Burgfrieds ist Schöndorf, dessen Kirche 824 urkundlich ge nannt wird (,,Scugindorf") und die am öst lichen Terrassensporn über der Talmündung der Flüsse Vöckla und Ager liegt. Am Fuß die ses Hanges befand sich die zur Kirche gehö rige Siedlung; hier wurden auch Funde aus dem 7. oder 8. Jahrhundert gemacht. Der Brücke über die Vöckla an der Stelle der heutigen Dörfibrücke, der ,,Pons Vechelahe", verdankt Vöcklabruck seinen Namen. Herr Pilgrim von Wenge, der mit Wetzilo von Schöndorf diese Brücke in einer Urkunde von 1134 dem Erzbistum Salzburg geschenkt hat te, erbaute 1143 daneben eine Kirche zu Eh ren des hl. Ägidius und ein Spital für Pilger und Arme, das nach Friesach (Kärnten) und Erfurt (Thüringen) das drittälteste bekannte Spital im deutschen Sprachraum war. Neben der Brücke entwickelte sich im Lauf der Zeit eine kleine Siedlung mit dem Namen ,,Villa Veclabrucce"; dieser Stadtteil trägt heute noch den Namen der Übersetzung des lateinischen Wortes ,,Villa", nämlich Dörfl. Diese Ansiedlung blühte bereits am Beginn des 13. Jahr hunderts im Bereich der heutigen Innenstadt rasch auf und ist Mitte des 13. Jahrhunderts Markt geworden, wofür ihre Lage am Fluß übergang und ihre Funktion als Straßenkreu zung, aber auch politische Motive der damali gen Herrscher maßgebend gewesen sein dürften. In einer Urkunde vom 25. Februar 1353 wird Vöcklabruck erstmals als ,,Stadt" bezeichnet, doch liegt kein förmliches Privileg über die Stadterhebung vor. Diese ist jeden falls noch vor dem Tode Herzog Albrechts II. im Jahr 1358 erfolgt, weshalb Vöcklabruck 1958 sein 600-Jahr-Jubiläum als Stadt feierte. Nachdem die Landesfürsten als Stadtherren mit den Grafen von Schaunberg um die Lan deshoheit im Attergau schwer ringen mußten, war es ihr besonderes Anliegen, Vöcklabruck als wichtigen Stützpunkt zu fördern. In der 2. Hälfte des 14. Jhds. wurde Vöckla bruck befestigt und bildete als eine der sieben landesfürstlichen Städte ob der Enns ein star kes Bollwerk der Herzöge von Österreich. Der Stadtherr wurde durch den jeweiligen Stadt richter vertreten. Diese sind von 1358 bis 1788, in welchem Jahr sie von den Bürgermei stern abgelöst wurden, nachgewiesen. Aus 1391 ist das Stadtbuch mit dem damaligen Gewohnheitsrecht für die Stadt erhalten. 13

Links: Reizvolle historische Ansicht der Fiiiaikirche Mariae Himmelfahrt in Schöndorf, die weithin das Stadtbild von Vöcklabruck beherrscht. Votivtafel aus dem Jahre 1689. Maria Schöndorf war bis 1785 Pfarrkirche, ist heute Friedhofkirche von Vöcklabruck. Bemerkenswert die Stellung der Türme. - Foto: Archiv Stadtgemeinde Vöckla bruck Unten: Besondere Kostbarkeit der Schöndorfer Kirche ist eine gotische Muttergottesstatue aus der Zeit um 1440, Beispiel der Schönen Madon nen. - Foto: K. Pangeri Die Stadt besaß schon damals wirtschaftliche Bedeutung, besonders im Handelsverkehr, und bekam daher verschiedene Privilegien, die als Anreiz zur Niederlassung dienen soll ten. Der große Förderer der Stadt, Kaiser Ma ximilian I., ließ um 1500 (1502) die beiden Stadttürme mit prächtigen Wappenfresken schmücken; Kaiser Maximilian II. bewilligte 1569 den Stadtbewohnern die Religionsfrei heit. In der Folgezelt hatte Vöcklabruck, das schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts Im Streit um das Erbe der Babenberger geplündert und ge brandschatzt worden war, durch die Bauern kriege schwer zu leiden. Konnte es sich in den Kriegen 1525 und 1596 noch neutral halten, wurden die Bewohner durch die Gegenrefor mation nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) gezwungen, den katholischen Glauben anzunehmen oder auszuwandern. Im Bau ernkrieg von 1626 wurde Vöcklabruck von den aufständischen Bauern besetzt und die Ein wohner wurden zur Hilfeleistung gezwungen. Die Bauern unterlagen dann in einer Schlacht östlich der Stadt und mußten unter Zurücklas sung von 500 Gefallenen - darunter Ihr Führer ,,Casparus", dem Im Bauernkrieg-Gedächt nisjahr 1976 In Vöcklabruck ein Denkstein ge setzt wurde-schließlich Vöcklabruck räumen. 1632 erfolgte neuerlich eine Besetzung durch aufständische Bauern, wobei die Vorstadt in Brand gesteckt wurde. Nach der Niederwer fung dieses Aufstandes (1633) wurden vier Anführer am heute noch so benannten Ge richtsberg hingerichtet. 1644 wurde unsere Heimatstadt mit einigen anderen Gebieten Oberösterreichs an den Kurfürsten von Bayern verpfändet und erst von Kaiser Karl VI. wieder ausgelöst. In den Franzosenkriegen kam es im Dezem ber 1800 im Gebiet zwischen Vöcklabruck und Pegau zu einem blutigen Gefecht, die Stadt wurde geplündert und von den Franzosen bis März 1801 besetzt. 1805 und 1809 zogen abermals Franzosen durch die Stadt. Durch 14

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